Das erste Mal beim Ironman Hawaii dabei
Mit seiner Teilnahme am Ironman Hawaii erfüllte sich Marcus Stigler einen Kindheitstraum. Im Interview verrät er uns, woher die Faszination für diese Sportart kommt, wie oft er in der Woche trainiert und wie man sich für den Ironman Hawaii qualifiziert.
Marcus, kannst du uns bitte kurz verraten, was der Unterschied zwischen einem Triathlon und dem Ironman Hawaii ist?
Triathlon als Sportart besteht grundsätzlich aus Schwimmen, Radfahren und Laufen. Es gibt keine Pause zwischen den drei Sportarten. Die Distanzen können je nach Wettbewerb stark variieren. Der Ironman Hawaii ist der bekannteste Langdistanztriathlon und zugleich die Weltmeisterschaft. «Ironman» ist ein geschützter Markenname von Triathlon-Wettkämpfen.
Wann hast du mit dem Triathlon angefangen?
Erst im Frühjahr 2019 habe ich angefangen, für einen Triathlon zu trainieren. Im Sommer nahm ich schon an einem Triathlon-Wettbewerb in Schaffhausen teil. Dann folgte im September der Wettkampf in Locarno. Schnell merkte ich, dass ich gar nicht so schlecht bin. Woher kam die Faszination für diese Sportart? Anfang der 80er-Jahre habe ich im Fernsehen eine Übertragung des Ironman Hawaii gesehen. Seitdem fasziniert mich diese Sportart. Für mich ist Triathlon der Inbegriff für sportliche Ausdauerhöchstleistung. Mit meiner Qualifikation und der Teilnahme am Ironman Hawaii ging ein Kindheitstraum in Erfüllung.
Wie oft trainierst du in der Woche?
Ich trainiere oft mehrmals am Tag. In der Woche sind das etwa 15 Stunden. Vor wichtigen Wettkämpfen sind es schon mal 20 Stunden.
Hast du da noch Zeit für Freunde und Familie?
Ja, habe ich. Mein Training ist in meinen Alltag integriert. So nutze ich den Arbeitsweg stets fürs Radfahren. Sind die Strassen dafür zu glatt, jogge ich. In der Mittagspause gehe ich oft ins Hallenbad schwimmen. Zusammen komme ich dann auf drei Stunden Bewegung am Tag. Im Sommer wird mein Arbeits- und Heimweg auch mal länger, weil ich dann meinen kleinen Hausberg (Buchenegg) mehrmals hintereinander hoch- und runterfahre. An meinen freien Tagen (70-Prozent- Pensum) trainiere ich dann die langen Einheiten, die drei bis fünf Stunden dauern.
Macht so viel Sport nicht müde?
Im Gegenteil: Ich brauche «den täglichen Auslauf». Der Sport spielt eine grosse Rolle in meinem Leben und ist ein guter Ausgleich zum Job in der Bank. Ohne Training bin ich weniger ausgeglichen und mir fehlt einfach die tägliche «Dosis Adrenalin». Im letzten Jahr hast du das erste Mal am Ironman auf Hawaii teilgenommen.
Wie qualifiziert man sich dafür?
Es gibt mehrere Ironman-Wettbewerbe im Jahr auf der ganzen Welt. Je nach Bedeutung des Wettbewerbs qualifiziert sich nur der Sieger der Altersklasse oder es qualifizieren sich die ersten drei oder die ersten zehn für den Ironman Hawaii. Ich habe mich in der Altersklasse 45 bis 49 Jahre beiden Europameisterschaften in Frankfurt qualifiziert. Nach 9 Stunden und 45 Minuten bin ich durchs Ziel gelaufen.
Wie lang ist der Ironman auf Hawaii?
Der Ironman Hawaii ist der älteste Triathlon über die Langdistanz mit 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen. Während des Wettkampfs verliert man etwa 20 Liter Wasser und verbraucht mindestens 7000 Kilokalorien. Deswegen muss man ständig trinken und Energiegels zu sich nehmen.
Wie hart hast du dafür trainiert?
Durchschnittlich 13 bis 18 Stunden pro Woche. Acht Wochen vor dem Wettkampf bin ich fünfmal 180 bis 220 Kilometer Rad gefahren und fünfmal 30 Kilometer gelaufen. Die längste Trainingseinheit war eine Radfahrt von über 10 Stunden mit etwa 5000 Höhenmetern. Da bin ich fast jeden Berg im Schwarzwald hoch- und runtergefahren. Insgesamt bin ich in der Vorbereitung fast einmal um die Welt gefahren, gelaufen und geschwommen.
Was waren die schönsten Momente in deiner noch jungen Triathlon-Karriere?
Der schönste Moment war, als meine Frau mir nach dem Radfahren beim Ironman Rapperswil 70.3 zugerufen hat, dass ich in meiner Altersklasse (45 bis 49 Jahre) auf dem ersten Rang liege mit über 7 Minuten Vorsprung. Beflügelt durch die gute Nachricht konnte ich dann bei 37 Grad im Schatten noch einen sehr guten Halbmarathon laufen und den Triathlon gewinnen. An diesem Tag ist einfach alles perfekt gelaufen. Nach dem Lauf ist vor dem Lauf: Was sind deine sportlichen Ziele für 2023? Weiter Rad fahren, laufen und schwimmen. Meine nächsten Ziele sind die Langdistanzweltmeisterschaften auf Ibiza im Mai und im Sommer die Ironman-Europameisterschaften in Frankfurt. Da ich in diesem Jahr erstmals in der Altersklasse 50 bis 55 starten werde, hoffe ich auf ein gutes Abschneiden. Und vielleicht reicht es wieder für die Ironman-Weltmeisterschaften, die dieses Jahr zum ersten Mal in Nizza stattfinden.
Zur Person
Marcus Stigler ist seit 2019 Senior Fondsanalyst bei der St.Galler Kantonalbank in Zürich. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Affoltern am Albis.