23. Mai 2024, Tägliche Marktsicht
Aktienmärkte auf Konsolidierungskurs
Der Schweizer Aktienmarkt setzte gestern die jüngste Konsolidierung fort und schloss leicht tiefer. Heute stehen die Zwischenberichte von Julius Bär, Galenica und Nvidia im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.36%, SPI: -0.21%, SMIM: +0.41%
Der Schweizer Aktienmarkt legte zur Wochenmitte den Rückwärtsgang ein. Vor dem mit Spannung erwarteten Protokoll der US-Notenbank und den Zahlen des KI-Giganten Nvidia blieben die Anleger weltweit vorsichtig gestimmt. Der SMI konnte die Verluste am späteren Nachmittag noch etwas eingrenzen und schloss schliesslich 0.4% tiefer. Im Fokus standen im Leitindex unter anderem die Aktien von Swiss Life, die nach der gestrigen Zahlenvorlage zu den schwächsten Werten gehörten und 2.1% verloren. Negativ beurteilt wurde unter anderem die Entwicklung der Neugelder im Asset Management, die deutlich unter den Analystenerwartungen blieb. Belastet wurde der Leitindex zudem durch das schwache Abschneiden der Indexschwergewichte. Nestlé (-0.3%), Novartis (-0.8%) und Roche (-1.1%), welche ohne nennenswerte Neuigkeiten zu den schwächeren Werten im Leitindex gehörten. Unter Verkaufsdruck litten auch die Aktien von Richemont (-2.1%), die nach einem vorsichtigen Ausblick des privat gehaltenen Luxusgüterkonzerns Chanel in Sippenhaft genommen wurden. Auf der Gegenseite gehörten mit Holcim (+0.9%), Alcon (+2.5%), Logitech (+2.8%), und Sonova (+3.6%) vor allem Wachstumswerte zu den Tagesgewinnern. Sonova und Alcon knüpften damit an die positive Kursentwicklung von letzter Woche an, als beide Unternehmen mit ihren Berichten positiv überraschten. Im breiten Markt sprangen die Aktien von Ypsomed um 14.8% nach oben, nachdem das Medizintechnik-Unternehmen eine Aufspaltung des Geschäfts ankündigte. Comet (+8.8%) und Sensirion (+3.3%) erhielten Rückenwind von einer Kaufempfehlung eines Brokers.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.43%, DAX: -0.25%
An den europäischen Aktienmärkten setzte sich die jüngste Konsolidierung gestern fort. Der EuroStoxx50 gab 0.4% nach, während sich der DAX mit einem Minus von 0.3% etwas besser hielt. Etwas stärkere Abgaben verzeichneten der britische FTSE100 (-0.6%) und der französische CAC40 (-0.6%). Für Gegenwind sorgte dabei unter anderem das schwache Abschneiden der Rohstofftitel und der Luxusgüterwerte. Im Gegenwind standen zudem Autowerte wie BMW (-1.7%), Renault (-2.4%) oder Porsche (-1.6%). Sie wurden von Warnungen über mögliche chinesische Strafzölle auf europäische E-Autos belastet. Nachdem die USA letzte Woche hohe Einfuhrzölle auf chinesische Elektroautos beschlossen hat, wird derzeit auch in Brüssel über neue Einfuhrzölle debattiert.
Aktienmärkte USA
DowJones: -0.51%, S&P500: -0.27%; Nasdaq: -0.18%
Die amerikanischen Aktienmärkte reagierten mit Kursverlusten auf die Publikation des letzten Sitzungsprotokolls der US-Notenbank. Die Mehrheit der Fed-Mitglieder möchte noch länger am derzeitigen Leitzins festhalten. Einige Mitglieder stellten sogar weitere Zinserhöhungen zur Debatte, um die immer noch zu hohe Inflation unter Kontrolle zu bringen. Der DowJones gab 0.5% nach. Beim breiter gefassten S&P500 stand ein Minus von 0.3% zu Buche, während der technologielastige Nasdaq um 0.2% nachgab. Zu den schwächsten Einzelwerten gehörten Tesla, die ohne nennenswerte Neuigkeiten um 3.5% absackten. Aus Branchensicht gehörten neben den Bereichen Versorger und Immobilien die rohstoffabhängigen Sektoren Grundstoffe und Energie zu den deutlichsten Verlierern. Überdurchschnittlich entwickelten sich dagegen Aktien aus den Bereichen Industrie und Gesundheit.
Unternehmensberichte
Julius Bär veröffentliche heute Morgen ein Zwischenbericht zu den ersten vier Monaten 2024. Die verwalteten Vermögen stiegen von CHF 427 Mrd. im Vorjahr auf CHF 471 Mrd. Dies war neben der starken Entwicklung an den Aktienmärkten auch der jüngsten Abschwächung des CHF zu verdanken, da ein Grossteil der Kundenvermögen in Fremdwährungen angelegt ist. Die Neugeldentwicklung fiel wegen einem schwachen Januars hingegen negativ aus. Insgesamt verzeichnete die Privatbank im Netto-Neugeldabflüsse von CHF 1.0 Mrd., nach einem Neugeldzufluss von CHF 3.5 Mrd. im Vorjahr. Zwischen Februar und April erholte sich die Neugeldentwicklung laut Aussagen der Bank und erreichte ein annualisiertes Wachstum von 3%. Die Rentabilität gemessen an der Bruttomarge verbesserte sich von 82 Basispunkten im 2. Halbjahr 2023 auf nahezu 89 Basispunkte. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis verbesserte sich von 81.6% im Jahr 2023 auf knapp unter 69%. Detailliertere Zahlen werden erst wieder mit dem Halbjahresbericht im Juli präsentiert. Während das Ergebnis beim Neugeld die Erwartungen verfehlte, fiel die Entwicklung der verwalteten Vermögen und der Bruttomarge besser aus, als von den Analysten prognostiziert.
Galenica präsentierte heute Morgen Umsatzzahlen zu den ersten vier Monaten 2024. Der Apothekenbetreiber steigerte den Umsatz zwischen Januar und April um 4.8% auf CHF 1.26 Mrd. Im Segment Products & Care stieg der Umsatz um 4.5% auf CHF 542.6 Mio., während sich der Umsatz im Bereich Logistics & IT um 5.6% auf CHF 1.04 Mrd. erhöhte. Positiv beeinflusst wurde das Ergebnis vom allgemeinen Wachstum des Schweizer Pharmamarktes, das bei rund 4% lag. Zudem profitierte Galenica im Vergleich mit der Vorjahresperiode von einem zusätzlichen Verkaufstag, der rund 1% zum Wachstum beitrug. Für Gegenwind sorgte dagegen der steigende Absatz von Generika und Biosimilars. Der Ausblick für 2024, der ein Umsatzwachstum zwischen 3% und 5% und ein EBIT-Wachstum zwischen 8% und 11% veranschlagt, wurde bestätigt. Das Umsatzupdate fällt im Rahmen der Analystenerwartungen aus.
Nvidia präsentierte gestern nachbörslich die Zahlen zum abgelaufenen 1. Quartal. Der Chipkonzern steigerte den Umsatz vor allem dank des anhaltenden KI-Booms im Vorjahresvergleich um 262% auf USD 26 Mrd. Das Geschäft mit Rechenzentren trug dank den stark nachgefragten KI-Chips USD 22.6 Mrd. zum Gesamtumsatz bei. Für das laufende Quartal rechnet Nvidia mit einem weiteren Umsatzanstieg auf USD 28 Mrd. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von USD 14.9 Mrd. Im Vorjahresquartal hatte der Reingewinn bei USD 2.0 Mrd. gelegen. Zusammen mit den Zahlen kündigte Nvidia auch ein Aktiensplit im Verhältnis von 1:10 und einen Dividendenerhöhung an. Das Zahlenset und der Ausblick lagen deutlich über den Analystenerwartungen. Die Aktie sprang nachbörslich um rund 6% nach oben.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.430% DE: 2.533% CH: 0.675%
Die US-Notenbank Fed veröffentlichte gestern Abend ihr Protokoll zur Zinsentscheidung von Anfang Mai. Die Fed-Mitglieder zeigten sich enttäuscht von der jüngsten Inflationsentwicklung und stimmten darin überein, dass die neusten Daten ihre Zuversicht, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2% bewegt, nicht erhöht haben. Entsprechend wurde diskutiert, die Zinsen länger hochzuhalten, sollte die Inflation nicht bald ausreichend sinken. An den Kapitalmärkten sorgte dies jedoch nicht mehr für grosse Bewegungen, stellten sich die Marktteilnehmenden doch bereits seit einiger Zeit auf deutlich spätere Zinssenkungen ein.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9152
Euro in US-Dollar: 1.0826
Euro in Franken: 0.9907
Der US-Dollar setzte seinen Aufwärtstrend auch gestern fort und neigte erneut gegenüber den meisten G10-Währungen zur Stärke. Lediglich der neuseeländische Dollar und das britische Pfund legten noch etwas mehr zu. Unterstützt wurde der US-Dollar durch die Veröffentlichung des Fed-Protokolls zur jüngsten Zinsentscheidung, welches nahelegte, dass die US-Notenbank erst später mit allfälligen Leitzinssenkungen beginnen kann.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 77.00 pro Fass
Goldpreis: USD 2'362.91 pro Unze
Der Ölpreis geriet am gestrigen Handelstag deutlich unter Druck. Die vom Energieministerium veröffentlichten Zahlen zu den US-Ölreserven zeigten einen unerwarteten Anstieg der Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche. So sind die Bestände an Rohöl im Vergleich zur Vorwoche um 1.8 Millionen Barrel angestiegen, erwartet wurde ein Rückgang von 2.0 Millionen Fass. Ein Anstieg der Lagerbestände legt eine geringere Nachfrage und damit eine sich abschwächende Konjunktur nahe, was den Ölpreis drückt.
Wirtschaft und Konjunktur
Es wurden gestern keine Wirtschaftsdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht.
Matthias Müller
8021 Zürich
Patrick Häfeli
8021 Zürich