16. Oktober 2024, Tägliche Marktsicht
ASML bremst die Schweizer Halbleiterzulieferer aus
Das Halbleiter-Ausrüster-Schwergewicht ASML belastet mit schwachen Quartalszahlen den Halbleitersektor weltweit.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.33%, SPI -0.42%, SMIM: -1.17%
Nach zwei starken Handelstagen zeigte der Schweizer Aktienmarkt gestern eine Gegenbewegung. Im Handelsverlauf verlor er zusehends an Boden und schloss tiefer. Der Leitindex SMI gab um 0.3% nach. Während die US-Berichtssaison für Impulse sorgte, stehen in der Schweiz mit den grosskapitalisierten Werten Nestlé und ABB erst wieder am Donnerstag bedeutende Quartalszahlen an. Von den 20 grosskapitalisierten Werten schlossen sieben im Plus und 13 im Minus. Angeführt wurde der Leitindex von Swisscom (+1.0%), Roche (+0.6%) und Alcon (+0.5%). Tagesverlierer waren die Aktien des Luxusgüterkonzerns Richemont (-2.3%), wo sich die Korrektur des Vortages fortsetzte. Die chinesische Regierung blieb am Wochenende betreffend Umfang und Zeitplan der weiteren Massnahmen zur Stärkung der Wirtschaft zu wenig konkret. Im breiten Markt verbuchte Sulzer (-1.8%) Abgaben. Das Industrieunternehmen konnte in den ersten 9 Monaten 2024 den Auftragseingang währungsbereinigt um 9.2% steigern und bestätigte den Ausblick für das Gesamtjahr. Zulegen konnten die Versandapotheke DocMorris (+2.7%) sowie Cicor (+1.5%) nach Vorlage der Quartalszahlen. Im späten Handel kamen die Halbleiterzulieferer VAT (-7.9%), Comet (-5.2%) und Inficon (-4.7%) stark unter Druck. Grund dafür waren schwache Zahlen des wichtigen Chip-Ausrüsters ASML (-15.6%). ASML hat seine Prognosen für 2025 nach unten korrigiert, und vor allem ist der Auftragseingang im Vergleich zum Vorquartal um 53% zurückgegangen. Dies belastete die Halbleiteraktien weltweit.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -1.87%, DAX: -0.11%
Die europäischen Aktienmärkte verbuchten gestern Kursverluste. Der länderübergreifende EuroStoxx50 (-1.9%) notierte schon negativ und wurde im späten Handel von den Verwerfungen des Chipausrüsters und Index-Schwergewicht ASML (-15.6%) weiter belastet. Dies zog weitere Technologie-Titel wie Infineon (-2.0%) und STMicro (-3.2%) nach unten. Gefragt war hingegen Ericsson (+10.9%), nach über den Analystenerwartungen liegenden Quartalszahlen. Nach Börsenschluss legte der Luxusgüter-Riese LVMH, Zahlen zum 3. Quartal 2024 vor, die mit einem organischen Umsatzrückgang von 3% unter den Erwartungen lagen. Auf Sektorenebene führten die Bereiche Kommunikationsdienste, Versorger und Immobilien das Feld an. Die grössten Verluste verbuchte durch die Reaktion auf die ASML-Zahlen der Technologie-Sektor. Ebenfalls schwach schnitten die Bereiche Energie und Grundstoffe ab.
Aktienmärkte USA
DowJones: -0.75%, S&P500: -0.76%, Nasdaq: -1.01%
Die amerikanischen Aktienmärkte unterbrachen am gestrigen Handelstag für einmal ihre Rekordjagd. Der marktbreite S&P500 und der Leitindex DowJones büssten 0.8% ein. Am schwächsten entwickelte sich mit einem Minus von 1.0% der technologielastige Nasdaq, welcher von der schwachen Halbleiterwerten belastet wurde. Im Fokus standen gestern die Ergebnisse der Finanzhäuser Goldman Sachs (-0.1%), Bank of America (+0.5%) und Citigroup (-5.1%) nachdem JPMorgan Chase und Wells Fargo mit den am Freitag vorgelegten Quartalszahlen überzeugen konnten. Das starke Geschäft an den Kapitalmärkten und im Investmentbanking sorgte für über den Erwartungen liegende Ergebnisse, die vom Markt unterschiedlich wahrgenommen wurden. Im Mittelpunkt stand zudem das Quartalsergebnis des Pharma- und Medtechkonzerns Johnson&Johnson. Im abgelaufenen Quartal übertraf der bereinigte Gewinn je Aktie angetrieben vom Krebsmedikament Darzalex hingegen die Analystenerwartungen. Die Aktie legte 1.5% zu. Belastet durch die ASML-Zahlen wurden unter anderem die Titel von Applied Materials (-10.7%), AMD (-5.2%), Nvidia (-4.7%), Micron (-3.7%) und Broadcom (-3.5%).
Unternehmensberichte
Heute Morgen veröffentlichte der Laborausrüster Tecan eine Gewinnwarnung. Seit der Publikation der Halbjahreszahlen ist die Geschäftsentwicklung hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Bestellungen sind in erheblichem Umfang auf das Jahr 2025 verschoben worden. Insbesondere die allgemeine Marktschwäche in China hält an. Neu wird für das laufende Jahr ein Umsatzrückgang von 12% bis 14% (alt: Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich) sowie eine EBITDA-Marge von 16% bis 18% (alt: 18% bis 20%) erwartet. Der mittelfristige Ausblick wurde bestätigt. Am 22. Oktober findet der Kapitalmarkttag des Unternehmens statt.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.034%; DE: 2.220%; CH: 0.392%
Nach einem Feiertag tendierten die Zinsen am US-Kapitalmarkt gestern schwächer. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe liegt aber weiterhin über 4%. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Europäische Zentralbank, die am Donnerstagnachmittag ihren Zinsentscheid bekannt geben wird. Marktteilnehmer erwarten eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte. Die US-Notenbank wird ihren nächsten Zinsentscheid erst Anfang November fällen.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8623
Euro in US-Dollar: 1.0889
Euro in Franken: 0.9389
Im Vorfeld der EZB-Zinsentscheidung am Donnerstag bewegte sich das Währungspaar EUR/CHF seitwärts. Das Überraschungspotenzial ist allerdings gering. Einige EZB-Ratsmitglieder haben bereits signalisiert, dass eine weitere Leitzinssenkung um 25 Basispunkte wahrscheinlich ist. Auch das Währungspaar USD/CHF fand gestern keine klare Richtung und verharrt auf einem Zweimonatshoch.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 70.88 pro Fass
Goldpreis: USD 2'665.87 pro Unze
Der Ölpreis stieg leicht an, nachdem er im gestrigen Tagesverlauf um 4% gefallen war. Entgegen Medienberichten hat Israel die Möglichkeit eines Angriffs auf die iranische Energieinfrastruktur weiterhin offen gelassen.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Empire Manufacturing Index (Oktober)
letzter: 11.5; erwartet: 3.6; aktuell: -11.9
Die Unternehmen, die an der Empire State Manufacturing Survey vom Oktober 2024 teilgenommen haben, berichten von einem leichten Rückgang der Geschäftstätigkeit im Bundesstaat New York. Der auf dieser Umfrage basierende Index drehte wieder ins Minus, neigt jedoch zu starken monatlichen Schwankungen. Die Auftragseingänge waren rückläufig und die Auslieferungen gingen leicht zurück. Gleichzeitig nahm der Optimismus hinsichtlich der Aussichten in sechs Monaten deutlich zu.
Tobias Kistler
8021 Zürich
Daniel Wachter
8021 Zürich