06. August 2024, Tägliche Marktsicht

Ausverkauf an den globalen Aktienmärkten setzt sich fort

Die weltweiten Aktienkurse sanken zum Wochenauftakt weiter deutlich, während der Schweizer Franken seinem Ruf als sicherer Hafen treu blieb. Heute stehen die Geschäftszahlen von Galenica, Adecco, Ascom und OC Oerlikon im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -2.80%, SPI: -2.74%, SMIM: -2.85%

Der Schweizer Aktienmarkt startete in die neue Handelswoche, wie er die letzte am vergangenen Freitag beendet hatte, nämlich deutlich in der Verlustzone. Insbesondere schwache US-Konjunkturdaten waren der Auslöser für den Ausverkauf. Viele Marktteilnehmer hegen nun die Befürchtung, dass die US-Notenbank Fed zu lange mit der Lockerung der Zinsen gewartet und die Konjunktur abgewürgt habe. Hinzu kamen eine Zinserhöhung der japanischen Zentralbank, welche ausländische Investoren zu panikartigen Verkäufen von japanischen Aktien veranlasste, sowie Unsicherheiten bezüglich des weiteren Verlaufs im Nahen Osten. Der Leitindex SMI beendete den Tag mit einem Kursrutsch von 2.8%, was allerdings deutlich über dem Tagestief war, und markierte damit den tiefsten Stand seit Anfang Mai. Bereits am Freitag hatte der Schweizer Leitindex 3.6% verloren. Alle 20 SMI-Werte schlossen in der Verlustzone. Die grössten Abgaben musste der Rückversicherer Swiss Re (-4.2%) hinnehmen, gefolgt von Roche, Swiss Life, Novartis sowie Holcim, die zwischen 3% und 4% an Wert verloren. Auch das dritte Schwergewicht Nestlé konnte sich dem Geschehen nicht entziehen und schloss 2.4% tiefer. Die kleinsten Abgaben verzeichnete der PC-Zubehörhersteller Logitech, der den Tag mit einem Rückgang von 0.9% beendete. Am breiten Markt fielen die Aktien von Galderma (+1.3%) positiv auf. Der französische Kosmetikgigant L’Oréal steigt beim Hautpflegespezialisten ein und erwirbt einen Anteil von 10%. Auch VAT (+0.8%) konnte als einer der wenigen den Tag in der Gewinnzone beenden. Zunächst notierte die Aktie noch deutlich im Minus, ehe sie kurz vor Handelsschluss ins Plus drehte. VAT musste in den letzten Wochen bereits deutlich Federn lassen, was die Marktteilnehmer offenbar als übertrieben taxierten. Seit dem Höhepunkt von Mitte Juli hat der Titel rund einen Viertel des Wertes eingebüsst. Ebenfalls zulegen konnten defensive Werte wie Orior (+3.8%) oder Bell (+1.6%).

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.45%, DAX: -1.82%

An den europäischen Aktienmärkten ging der Ausverkauf den dritten Tag in Folge weiter. Allerdings konnten sich die wichtigsten Indizes von den Tagestiefstständen lösen und damit die Verluste eindämmen. Der länderübergreifende EuroStoxx50 sowie der französische CAC40 schlossen je 1.5% tiefer, während der spanische IBEX35 bzw. der italienische FTSE MIB Abgaben von je 2.3% verzeichneten. Auf Branchenebene konnte sich kein Sektor dem Abwärtstrend entziehen. Die grössten Abgaben verzeichneten die Bereiche Versorger, Energie, Immobilien sowie Gesundheit.

Aktienmärkte USA

DowJones: -2.60%, S&P500: -3.00%, Nasdaq: -3.43%

Auch an den US-Aktienmärkten prägten erneut deutliche Abgaben das Bild. Insbesondere der gut gelaufene Technologie-Index Nasdaq setzte die Talfahrt fort und schloss 3.4% tiefer, nachdem dieser bereits letzte Woche erhebliche Verluste hinnehmen musste. Aber auch der marktbreite S&P500 sowie der Leitindex DowJones mussten mit Abgaben von 3.0% bzw. 2.6% deutlich Federn lassen. Aus Branchensicht konnte sich kein Sektor positiv ins Licht rücken und alle büssten an Wert ein. Angeführt wurde die Verliererliste vom Technologie-Sektor, gefolgt von den Branchen Kommunikationsdienste, Zyklischer Konsum sowie Immobilien. Insbesondere Titel, die von den Fantasien rund um das Thema Künstliche Intelligenz deutlich profitiert haben, standen erneut auf dem Verkaufszettel. So verlor der Chiphersteller Nvidia 6.5%. Hinzu kamen Medienberichte, wonach das Unternehmen den Start neuer KI-Chips wegen Designmängeln verschieben muss. Weitere Halbleiterhersteller wie Intel (-6.8%), der bereits am Freitag über 25% an Wert einbüsste, oder Micron Technology (-2.9%) verloren deutlich an Wert. Aufgefallen ist der iPhone-Hersteller Apple (-4.4%). Am Wochenende wurde bekannt, dass die Anlagegesellschaft Berkshire Hathaway (-3.8%) des bekannten Investors Warren Buffet im 2. Quartal die Hälfte der Beteiligung an Apple im Umfang von USD 75.5 Mrd. verkauft hat.

Unternehmensberichte

Galenica publizierte heute Morgen die Zahlen zum 1. Halbjahr 2024. Der Umsatz stieg um 2.6% auf CHF 1.9 Mrd. Der Geschäftsbereich Logistics & IT trug mit einem Umsatzplus von 3% auf CHF 1.6 Mrd. bei, während die Sparte Products & Care ein Umsatzwachstum von 3.1% auf CHF 829 Mio. verzeichnen konnte. Insbesondere der kühle und verregnete Frühsommer führte zu einer tieferen Nachfrage nach saisonalen Produkten wie Sonnenschutzmitteln oder Allergieprodukten, was zu einer deutlichen Wachstumsverlangsamung im Mai und vor allem im Juni führte. In den ersten vier Monaten bis Ende April 2024 konnte Galenica noch ein Umsatzwachstum von 4.8% verzeichnen. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT stieg um 9.9% auf CHF 99.1 Mio. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von CHF 77.7 Mio., was einem Anstieg von 5.4% entspricht. Das Management bestätigt die Prognosen für das Gesamtjahr, in welchem ein Umsatzwachstum zwischen 3% und 5% angepeilt wird. Entsprechend wird im 2. Halbjahr 2024 ein deutlich stärkeres Wachstum als im 1. Halbjahr erwartet. Der EBIT soll mit 8% bis 11% überproportional steigen und die Dividende soll mindestens auf Vorjahresniveau zu liegen kommen. Zudem kündigte Galenica einen neuen Finanzchef an und erweitert seine Geschäftsleitung. Mit den präsentierten Zahlen hat Galenica die durchschnittlichen Markterwartungen knapp verfehlt.

Der Personaldienstleister Adecco musste im 2. Quartal 2024 einen Umsatzrückgang von 2.6% auf EUR 5.84 Mrd. hinnehmen. Bereinigt um Wechselkurseffekte sowie um die unterschiedliche Anzahl Arbeitstage sank das organische Wachstum im Vergleich zur Vorjahresperiode um 2%. Damit verzeichnete Adecco im 1. Halbjahr 2024 einen Umsatzrückgang von 2.8% auf EUR 11.56 Mrd. Organisch fiel der Umsatz um 1%. Das Bruttoergebnis sank in den Monaten April bis Juni um 6% auf EUR 1.13 Mrd., nachdem dieses im Vorjahresquartal bei EUR 1.21 Mrd. gelegen hatte. Die entsprechende Marge lag 70 Basispunkte tiefer bei 19.4%. Adecco hatte sich zum Ziel gesetzt, eine Bruttomarge im 2. Quartal 2024 auf dem Niveau des 1. Quartals 2024 von 19.8% zu erreichen. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBITA sank um 3% auf EUR 179 Mio. Die EBITA-Marge blieb im Vergleich zum Vorjahresquartal bei 3.1%. Unter dem Strich blieb ein 6% tieferer Reingewinn von EUR 58 Mio. Adecco prognostiziert für das 3. Quartal 2024 eine Umsatzentwicklung auf einem ähnlichen Niveau wie im 2. Quartal 2024. Die Bruttomarge soll sich entsprechend der Saisonalität sequenziell verbessern und die Kosten dürften im Vergleich zum Vorjahr leicht sinken. Mit dem Zahlenset kann Adecco die Analystenerwartungen nicht erfüllen.

Der Kommunikationsspezialist Ascom erzielte im 1. Halbjahr 2024 einen um 5.4% tieferen Umsatz von CHF 142 Mio. bzw. einen Umsatzrückgang von 2.7% zu konstanten Wechselkursen. Während sich die Nachfrage in der DACH Region, in der Region Nordics sowie in den Niederlanden im Rahmen der Erwartungen entwickelte, verzeichneten Grossbritannien, Frankreich und Spanien einen Umsatzrückgang. Der Auftragseingang lag 3.1% unter dem Vorjahresniveau. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA ging um 6% auf CHF 10.5 Mio. zurück. Dies entspricht einem Rückgang der entsprechenden Marge von 7.5% auf 7.4%. Unter dem Strich blieb ein über 40% tieferer Reingewinn von CHF 2.9 Mio. Erneut wurde der Ausblick wenig transparent gesenkt. Es wird neu ein Umsatz zu konstanten Wechselkursen auf Vorjahresniveau und eine EBITDA-Marge von 9% bis 10% erwartet (zuvor: mittleres einstellige Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen und rund 11% EBITDA-Marge). Das Unternehmen verfehlte mit den Zahlen die Analystenerwartungen auf der ganzen Linie.

OC Oerlikon publizierte heute Morgen die Zahlen zum 2. Quartal 2024. Der Bestellungseingang sank um 0.9% auf CHF 651 Mio. Organisch, d.h. bereinigt um Fremdwährungseinflüsse erzielte OC Oerlikon hingegen einen Anstieg des Bestellungseingangs von 1.1%. Der Umsatz in den Monaten April bis Juni sank im Vorjahresvergleich um 12.3% auf CHF 616 Mio. (organisch: -10.4%). In den ersten sechs Monaten betrug der Rückgang 18.9% auf CHF 1.17 Mrd. Die organische Entwicklung lag bei -17.1%. Von den beiden Segmenten musste insbesondere Polymer Processing mit einem organischen Umsatzrückgang von 26% auf CHF 224 Mio. einen deutlichen Rückgang hinnehmen. Der Industriekonzern will diesen auf den Textilmarkt ausgerichteten Bereich, wie bereits bekannt, abspalten. Die Oberflächensparte Surface Solutions konnte hingegen den Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal bei CHF 392 Mio. stabil halten. Währungsbereinigt konnte sogar ein Plus von 2.1% erzielt werden. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA betrug im 2. Quartal 2024 CHF 100 Mio., nachdem dieser im 2. Quartal 2023 noch bei CHF 117 Mio. gelegen hatte. Die entsprechende Marge kam 30 Basispunkte tiefer bei 16.3% zu liegen. Der Konzerngewinn lag im 1. Halbjahr 2024 bei CHF 39 Mio., nachdem dieser im 1. Halbjahr 2023 noch bei CHF 75 Mio. gelegen hatte. Das Management bestätigt die Umsatzprognose, wobei ein währungsbereinigter organischer Umsatzrückgang im hohen einstelligen Prozentbereich erwartet wird. Hingegen wird das Ziel einer operativen EBITDA-Marge auf 15.5% bis 16.0% erhöht wird (bisher:15.0% und 15.5%). Mit den Ergebnissen übertrifft das Unternehmen die Erwartungen der Analysen auf allen Ebenen leicht.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 3.843%; DE: 2.184%; CH: 0.293%

Aufgrund ernüchternder Konjunkturdaten aus den USA sind die Zinsen in den USA zuletzt deutlich zurückgeglitten. Seit Monatsbeginn ist die Rendite des 10-jährigen US-Treasury um über 20 Basispunkte gesunken und notiert mittlerweile deutlich unter der 4%-Marke. Gestern wurde sie jedoch von positiven Daten aus dem US-Dienstleistungssektor gestützt und stieg folglich wieder leicht an.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8569
Euro in US-Dollar: 1.0947
Euro in Franken: 0.9380

Der Schweizer Franken war gestern gesucht und wurde damit seinem Ruf als sicherer Hafen gerecht. Er legte gegenüber den meisten wichtigen Währungen zu. Einzig der japanische Yen zeigte sich zu Wochenbeginn noch stärker. Der Euro sank gegenüber dem Schweizer Franken kurzzeitig unter die Marke von 0.93, konnte sich aber anschliessend wieder etwas erholen. Sorgen vor einer harten Landung der US-Wirtschaft belasteten auch den US-Dollar, welcher normalerweise ebenfalls als sicherer Hafen gilt.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 74.04 pro Fass
Goldpreis: USD 2'402.53 pro Unze

Die Sorge vor eine Rezession in den USA und einer damit verbundenen weltweiten Konjunkturabkühlung belastete den Ölpreis zu Wochenbeginn. Diese Sorgen überwogen die Befürchtungen vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. Auch der Goldpreis hat gestern trotz grosser Unsicherheit leicht nachgelassen und wurde seinem Ruf als sicherer Hafen damit nicht vollends gerecht.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (Juli)
letzte: 48.8; erwartet: 51.0 aktuell: 51.4

Gemäss dem gestern publizierten Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) hat sich die Stimmung im US-Dienstleistungssektor im Juli verbessert. Der Index stieg gegenüber dem Vormonat um 2.6 Punkte. Damit klettert er wieder über die Marke von 50 Punkten, welche Wachstum signalisiert. Auch die für die künftige Entwicklung wichtigen Auftragseingänge haben im Juli wieder zugelegt.

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
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Céline Koster

Strategieanalystin
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