04. September 2024, Tägliche Marktsicht
Ausverkauf der Techaktien geht in die nächste Runde
Nach dem langen Wochenende ist die US-Börse schwach in den neuen Monat gestartet. Die trübe Stimmung schwappte gestern auch auf die europäischen Aktienmärkte über.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.83%, SPI -0.82%, SMIM: -0.96%
Der Schweizer Aktienmarkt verlor im Handelsverlauf zunehmend an Boden und schloss tiefer. Für Gegenwind sorgten die neusten Stimmungsdaten aus der US-Industrie. Der ermittelte Einkaufmanagerindex ISM blieb mit dem Anstieg von 0.4 Punkte auf 47.2 Punkte hinter den Erwartungen zurück. Der Leitindex SMI ging 0.8% tiefer aus dem Handel. Von den 20 Blue Chip-Aktien beendeten sieben den Tag in der Gewinnzone, während 13 im Minus schlossen. Nach unten gezogen wurde der Leitindex gestern vor allem von den beiden Pharmaschwergewichten Roche (-2.1%) und Novartis (-1.3%). Angeführt wurde das Tableau von Givaudan (+1.5%) und Sonova (+1.3%). Im Fokus stand gestern nach den Halbjahreszahlen der Private Equity-Spezialist Partners Group. Die Anleger zeigten sich enttäuscht darüber, dass sich das schwierige Transaktionsumfeld weniger stark aufgehellt hatte als erwartet. Dies führte dazu, dass die erfolgsabhängigen Einnahmen um 39% auf CHF 161 Mio. einbrachen. Die Partners Group-Aktie litt danach unter starkem Verkaufsdruck und glitt 9.2% zurück, womit sie auch klarer Tagesverlierer im SMI war. In die entgegengesetzte Richtung entwickelte sich die Swiss Life-Aktie (+1.1%). Als letzte SMI-Konzerne legten der Lebensversicherer zusammen mit Partners Group die Halbjahreszahlen vor. Die Investoren freute vor allem das in Lokalwährung um 17% gestiegene Fee-Ergebnis, und dass die für Ende 2024 in Aussicht gestellte kumulative Cash-Rückführung von CHF 3.0 Mrd. bereits zum Halbjahr übertroffen wurde. Im breiten Markt legte dormakaba um 6.9% zu, dank über den Erwartungen liegenden Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -1.22%, DAX: -0.97%
Auch die europäischen Aktienmärkte standen nach den schwachen US-Konjunkturdaten im Gegenwind. Während der länderübergreifende EuroStoxx50 1.2% korrigierte, büsste der deutsche DAX 1.0% ein. Aus Branchensicht konnten sich nur die defensiven Sektoren nichtzyklischer Konsum und Versorger im Plus halten. Am stärksten unter Abgabedruck standen Energie, Technologie und Grundstoffe.
Aktienmärkte USA
DowJones: -1.51%, S&P500: -2.12%, Nasdaq: -3.26%
Die amerikanischen Aktienmärkte gingen gestern aufgrund der schwachen Industrievorgaben deutlich zurück. Der Leitindex DowJones verlor 1.5%, während der S&P500 2.1% rückläufig war. Der technologielastige Nasdaq ging mit einem Minus von 3.3% klar tiefer als noch am Freitag aus dem Handel. Gerade die konjunktursensitiven Bereiche wie die Halbleiterwerte mussten deutlich Federn lassen. Auch der Volatilitätsindex Vix schnellte am gestrigen Börsentag wieder in die Höhe, erreichte aber nicht die Stände von Anfang August. Die Chipwerte Nvidia (-9.5%), Intel (-8.8%), AMD (-7.8%) und Qualcomm (-6.9%) verzeichneten mitunter die höchsten Tagesverluste. Des Weiteren fielen die Titel des Flugzeugbauers Boeing auf. Die Aktien wurden durch eine Analystenabstufung belastet (-7.3%). Auf Sektorenebene legten am gestrigen Handelstag der Nichtzyklische Konsum sowie Immobilien zu, während Industrie, Grundstoffe, Kommunikationsdienstleistungen, Energie und Technologie auf dem Verkaufszettel standen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.823%; DE: 2.274%; CH: 0.318%
Nachdem der US-Markt am Montag noch geschlossen war, tendierten die Zinsen gestern nach unten. Mit den schwächeren ISM-Daten handelt die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe 10 Basispunkte tiefer bei 3.82%. In der zweiten Wochenhälfte richtet sich der Blick auf den monatlichen US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag publiziert wird.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8480
Euro in US-Dollar: 1.1057
Euro in Franken: 0.9378
Im gestrigen Marktumfeld erhielt der Schweizer Franken Rückenwind und zählte zu den stärksten G10-Währungen. Daran änderte auch die Verlangsamung der Inflation in der Schweiz gestern nichts. Dies könnte der SNB den Weg für eine weitere Zinssenkung in diesem Monat ebnen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 69.91 pro Fass
Goldpreis: USD 2’495.87 pro Unze
Der Ölpreis stand gestern deutlich unter Druck. Die US-Sorte WTI verlor rund 5% und rutschte unter die Schwelle von 70 US-Dollar pro Fass. Die mögliche Beruhigung der politischen Unruhen in Libyen lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf den Plan der OPEC+ zur Produktionssteigerung, während die Nachfragesorgen weiter bestehen.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: ISM Einkaufsmanagerindex Industrie (August)
letzter: 46.8; erwartet: 47.5; aktuell: 47.2
Die Stimmung in der US-Industrie bleibt im August eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex des «Institute for Supply Management» (ISM) verharrt damit weiterhin unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten und signalisiert einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in der Industrie. Die nachfrageseitigen Faktoren waren überwiegend gedämpft, da die Auftragseingänge zurückgingen und auch die Exportaufträge schrumpften.
Schweiz: Konsumentenpreise YoY (August)
letzter: 1.3%; erwartet: 1.2%; aktuell: 1.1%
Im August sind die Konsumentenpreise in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um 1.1% und damit etwas weniger stark als erwartet angestiegen. Inlandgüter sind dabei weiterhin deutlich teurer als vor einem Jahr (+2.0%), während Importgüter (-1.9%) weiter deflationär wirken. Seit Anfang Jahr liegt die Inflationsrate im Bereich von 1.0% bis 1.4%, davor war sie Mitte 2022 bis auf 3.5% gestiegen. Dies dürfte die SNB, die in diesem Jahr bereits zweimal die Leitzinsen gesenkt hat, ermutigen, die Zinsen bei ihrer nächsten Sitzung am 26. September erneut zu lockern.
Tobias Kistler
8021 Zürich
Florian Hiltpold
8021 Zürich
Daniel Wachter
8021 Zürich