14. Oktober 2024, Tägliche Marktsicht
Berichtssaison läuft an
In der zweiten Wochenhälfte berichten ABB, Nestlé, Schindler und VAT über ihre Geschäftsentwicklung. Auf der geldpolitischen Agenda steht zudem am Donnerstag der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank.
Video-Podcast der SGKB
Noch Ende 2022 lagen die Inflationsraten auf Rekordständen. Knapp zwei Jahre und einige Zinserhöhungen später liegen die Inflationsraten im Zielbereich der Zentralbanken und die Zinssenkungsdynamik nimmt Fahrt auf. Thomas Stucki, Chief Investment Officer, analysiert im Gespräch mit Jan Gregor die aktuelle Geldpolitik der Zentralbanken und erklärt ihre Handlungsoptionen.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.97%, S&P500: +0.61%, Nasdaq: +0.33%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.68%, DAX: +0.85%, SMI: +0.63%
Die globalen Aktienmärkte zeigten sich insgesamt von der schwankungsreichen Seite, schlossen aber auf Wochensicht positiv. Der Schweizer Aktienmarkt zeigte die stärksten Avancen und legte um 1.3% zu. Der S&P500 stieg um 1.1% und der europäische Leitindex EuroStoxx50 um 1.0%.
Die Aktienmärkte standen in der vergangenen Woche im Zeichen der am Donnerstag veröffentlichten US-Inflationsdaten, der am Freitag begonnenen US-Berichtssaison für das dritte Quartal sowie der anhaltenden Eskalation im Nahen Osten. Dazu kamen die volatilen chinesischen Märkte, die erneut durch Regierungsinformationen zu geld- und fiskalpolitischen Unterstützungsmassnahmen beeinflusst waren. Der CSI300 in Shanghai (-9.4%) und der HangSeng in Hongkong (-4.1%) gaben ab Dienstag nach. Die Regierung enttäuschte an einer Pressekonferenz die Erwartungen der Anleger, indem sie es bei allgemeinen Ausführungen beliess und keine detaillierten Massnahmen zur Unterstützung der kriselnden Wirtschaft vorlegte. Seit dem 13. September belaufen sich die Avancen im CSI300 und HangSeng aber immer noch auf rund 22%. Die US-Verbraucherpreise schwächten sich im September von 2.5% auf 2.4% ab. Die Kerninflation, welche Energie und Nahrungsmittel ausklammert, stieg von 3.2% auf 3.3%. Beide Werte verfehlten dabei die Markterwartungen leicht, die von einem stärkeren Rückgang bzw. einer Stagnation bei der Kerninflation ausgingen. Die weniger als erwartet gesunkenen Inflationszahlen bewegten die Aktienmärkte nur gering. Zusammen mit dem starken US-Arbeitsmarktbericht aus der Vorwoche dämpften sie aber die Erwartungen an die künftigen Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank. Bis Ende Jahr werden nun noch zwei Zinssenkungen von je 0.25% erwartet und ein nochmaliger Schritt von 0.50% als unwahrscheinlich eingestuft.
In der Schweiz eröffnete Givaudan mit den Umsatzzahlen die Berichtssaison zum 3. Quartal. Der Aromen- und Riechstoffkonzern lag mit einem organischen Umsatzwachstum von 13.0% in den ersten neun Monaten 2024 über den Markterwartungen. In dieser Woche werden am Donnerstag die SMI-Konzerne ABB und Nestlé ihre Abschlüsse präsentieren. Zudem werden im breiten Markt unter anderem Bossard am Montag sowie Schindler und VAT am Donnerstag ihre Quartalszahlen publizieren.
In den USA hat die Berichtssaison am Freitag mit den Resultaten der beiden richtungsweisenden Grossbanken JPMorgan Chase und Wells Fargo Fahrt aufgenommen. Die grösste US-Bank JPMorgan konnte mit einem im Vorjahresvergleich 2% tieferen Gewinn von USD 12.9 Mrd. die Analystenerwartungen übertreffen. Die um 6% höheren Erträge, getrieben vom Investmentbanking, konnten dabei die um USD 3.1 Mrd. deutlich erhöhten Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle überkompensieren. Auch der erhöhte Jahresausblick für die Nettozinsen wurde positiv aufgenommen. Konkurrent Wells Fargo erzielte im 3. Quartal 2024 einen im Vorjahresvergleich 11% tieferen Reingewinn von USD 5.1 Mrd. und übertraf damit ebenfalls die Analystenerwartungen. Auch hier konnten die um 37% höheren Erträge aus dem Investmentbanking den um 11% tieferen Erfolg aus dem Zinsengeschäft teilweise kompensieren. Die Kreditrückstellungen waren mit USD 1.1 Mrd. weniger hoch als vom Markt befürchtet. Beide Ergebnisse wurden vom Markt positiv aufgenommen. Die Aktien von JPMorgan stiegen um 4.3% und die von Wells Fargo um 5.4%. In den kommenden Wochen werden die Geschäftsergebnisse und Ausblicke der präsentierenden Unternehmen sowie der Zustand der US-Konjunktur weiterhin entscheidend für den Verlauf der globalen Aktienmärkte sein.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.100%; DE: 2.264%; CH: 0.473%
Der geldpolitische Fokus liegt in dieser Woche auf der Lagebeurteilung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Dann werden die Mitglieder des EZB-Rats entscheiden, ob sie nach der Leitzinssenkung vom September um 0.25 Prozentpunkte einen weiteren Zinsschritt folgen lassen. Im Vorfeld haben einige Ratsmitglieder bereits signalisiert, dass eine weitere Leitzinssenkung um 0.25 Prozentpunkte wahrscheinlich ist. Auch der Terminmarkt preist einen solchen Zinsschritt ein.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8583
Euro in US-Dollar: 1.0925
Euro in Franken: 0.9376
Das Währungsgefüge zeigte in der vergangenen Woche keine grossen Bewegungen. Auf Wochensicht tendierte der US-Dollar gegenüber dem Franken seitwärts, der Euro verlor ein halbes Prozent. Neue Impulse könnte der Zinsentscheid der EZB am Donnerstag bringen.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 75.56 pro Fass
Goldpreis: USD 2'656.59 pro Unze
Der Ölpreis hat sich auf Wochensicht kaum verändert, eröffnet aber heute im frühen Handel etwas schwächer. In den Äusserungen des chinesischen Finanzministeriums am Samstag fehlten neue Anreize zur Ankurbelung des Konsums im grössten Ölimportland. Heute werden mit der Handelsstatistik auch Zahlen zu den chinesischen Rohölimporten und der Rohölverarbeitung vom September veröffentlicht.
Wirtschaft
USA: U. Michigan Konsumentenvertrauen (Oktober)
letztes: 70.1; erwartet: 71.0; aktuell: 68.9
Die Verbraucherstimmung in den USA hat sich im Oktober eingetrübt, nachdem der Indikator der Universität Michigan zwei Monate lang gestiegen war. Das grosse Thema bleiben die Lebenshaltungskosten. Sowohl die aktuelle Lage als auch die nahe Zukunft werden pessimistischer eingeschätzt.
Tobias Kistler
8021 Zürich
Daniel Wachter
8021 Zürich