28. Oktober 2024, Tägliche Marktsicht

Den Dollar bringt man nicht so schnell weg

Der US-Dollar ist die dominierende Währung. 62% der bekannten globalen Devisenreserven sind in US-Dollar angelegt. Mit grossem Abstand folgt der Euro mit 20%, während in Pfund und Yen je rund 6% alloziert sind. Der chinesische Yuan spielt bei den Zentralbanken mit einem Anteil von 2% kaum eine Rolle.

Im Fokus

Der US-Dollar ist die dominierende Währung. 62% der bekannten globalen Devisenreserven sind in US-Dollar angelegt. Mit grossem Abstand folgt der Euro mit 20%, während in Pfund und Yen je rund 6% alloziert sind. Der chinesische Yuan spielt bei den Zentralbanken mit einem Anteil von 2% kaum eine Rolle. Gemäss der letzten Erhebung der Umsätze im Devisenhandel durch die BIZ wird bei 88% des Volumens entweder US-Dollar gekauft oder verkauft. In 7% des gehandelten Volumens ist die chinesische Währung involviert während die Indische Rupie im Korb der «others» verschwindet. In verschiedenen Ländern ist der US-Dollar praktisch eine Parallelwährung. Das letzte Beispiel ist Argentinien, wo Präsident Milei den Peso durch den US-Dollar ersetzen will, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Solange der US-Dollar diese Rolle einnimmt, ist er für die USA die Lebensversicherung für die Finanzierung ihrer Schulden und das stärkste politische und wirtschaftliche Drohmittel.

Dass das den BRICS-Staaten, die sich als machtpolitisches Gegenstück zu den USA verstehen, nicht gefällt, liegt auf der Hand. Ihre Bemühungen, den US-Dollar durch etwas anderes zu ersetzen und ein vom Dollar unabhängiges globales Zahlungssystem einzuführen, ist bisher über ein paar symbolische Ankündigungen aber nicht hinausgekommen. Damit eine andere Währung die Rolle des US-Dollars übernehmen könnte, müssen ein paar Grundbedingungen erfüllt sein.

Die Währung muss eine grosse Wirtschaft repräsentieren. Die USA machen gemäss den Angaben des IMF 26% des Welt-BIP aus. China und die EU als Ganzes folgen mit je rund 16%. Indien hat zwar eine grosse Bevölkerung, liegt BIP-mässig aber nur im Bereich von Grossbritannien und Japan und ist im globalen Handel zu klein.

Die zweite Anforderung ist die Existenz eines grossen und liquiden Kapitalmarktes, damit grosse Summen, beispielsweise aus den Devisenreserven, angelegt werden können. In US-Treasuries können Milliardenbeträge innert Sekunden gehandelt werden. Mit den US-Treasury Bills steht ein Geldmarktinstrument zur Verfügung, in welchem viel Geld ohne Zinsrisiko parkiert werden kann. Die Eurozone ist diesbezüglich auch nicht schlecht aufgestellt. Die deutschen Bundesanleihen oder die französischen OATs sind im Handel ebenfalls hoch liquide. Im chinesischen Kapitalmarkt gibt es dagegen ein paar Fragezeichen betreffend Zugang zum Markt, Transparenz und Solidität der staatlichen Emittenten.

Das wichtigste Kriterium ist jedoch die freie Handelbarkeit der Währung. Den US-Dollar kann jeder unbegrenzt handeln, wenn er nicht gerade von den Amerikanern sanktioniert wird. Der Preis des Dollars wird durch den Markt bestimmt. Für den Yuan bedeutet diese Bedingung das Aus als Weltwährung Nummer 1. Die chinesische Regierung wird den Yuan nicht freigeben, weil sie die Kontrolle über die Währung nicht verlieren will. Einerseits hat sie Angst vor einer starken Aufwertung, wie sie der Yen nach dessen Freigabe durch die Bank of Japan im Rahmen des Plaza-Abkommens von 1985 erfahren hat. Andererseits will sie verhindern, dass die Chinesen im grossen Stil Geld aus dem Land bringen.

Die vierte Bedingung ist, dass die Preisstabilität der Währung gewährleistet ist. Nach den hohen Inflationsraten der letzten drei Jahre tönt es vielleicht befremdend, wenn man den US-Dollar oder den Euro als preisstabil bezeichnet. Mit den Lieferkettenproblemen und dem staatlichen Geldsegen während der Corona-Pandemie hatte der Inflationsschub von 2022 und 2023 jedoch besondere Ursachen. Über die letzten Jahrzehnte war die Inflation in beiden Regionen gut unter Kontrolle.

Neben dem US-Dollar wurde bei der Beurteilung der Argumente oft auch der Euro positiv erwähnt. Der Euro ist denn auch die einzige Währung, die die Dominanz des Dollars herausfordern könnte. Vor der Finanzkrise 2008 wurde er als mögliche Alternative gehandelt, beispielsweise für den Handel mit Rohöl. Der Euro hat aber ein paar Konstruktionsfehler, die das Vertrauen in ihn immer wieder belasten. Dazu gehören die wirtschaftlichen und strukturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Euroländern, aber auch die fehlenden Sanktionsmechanismen bei einer mangelnden Finanzdisziplin eines Mitglieds. Deshalb bleibt der US-Doller konkurrenzlos und ein wichtiges Machtinstrument der Amerikaner.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: -0.61%, S&P500: -0.03%, Nasdaq: +0.56%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.15%, DAX: +0.11%, SMI: +0.09%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: +1.94%, HangSeng: +0.14%, S&P/ASX 200: +0.12%

Die Aktienmärkte stehen in diesen Wochen im Zeichen der Quartalsabschlüsse. Ungefähr ein Drittel der Unternehmen hat bisher berichtet. Die Reaktion der Märkte ist mehrheitlich skeptisch ausgefallen und die betroffenen Aktien haben zum Teil deutlich an Wert eingebüsst. Dies hängt aber mehr mit den überzogenen Erwartungen als mit den effektiven Zahlen zusammen. Der S&P 500 verlor letzte Woche 0.96%. Die europäischen Aktien verloren 0.87%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 1.16% abschloss.

Die Dynamik der Weltwirtschaft kühlt sich schrittweise ab und die Inflationsraten nähern sich wieder den Zielbereichen der Zentralbanken. Dies schafft Spielraum für weitere Zinssenkungen, die mit einer gewissen Verzögerung positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung wirken werden. Insbesondere die US-Wirtschaft zeigt sich trotz einer Abkühlung weiterhin robust. Aktuell sehen wir ein geringes Risiko einer Rezession in den USA. Trotz geopolitischer Risiken, wie etwa im Nahen Osten, erweisen sich die Aktienmärkte als widerstandsfähig. Die Nervosität der Anleger hat merklich nachgelassen und Rückschläge werden primär als Kaufgelegenheiten betrachtet. Die stabile wirtschaftliche Entwicklung, die Aussicht auf weitere geldpolitische Unterstützung und die Widerstandsfähigkeit der Märkte sprechen für die Aktien.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.276%; DE: 2.291%; CH: 0.448%

In den USA und in Deutschland steigen die Renditen der Obligationen an. Dies hat mit positiven Konjunkturdaten und der Aussicht auf einen möglichen Wahlsieg von Donald Trump zu tun. Die Schweizer Zinsen lassen sich davon nicht beeindrucken und bleiben auf ihrem sehr tiefen Niveau.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8697
Euro in US-Dollar: 1.0786
Euro in Franken: 0.9381

Der US-Dollar profitiert davon, dass die Inflation in den USA steigen wird, wenn Donald Trump seine gewünschten Strafzölle umsetzen kann. Das Fed müsste in diesem Fall mit Zinssenkungen vorsichtiger umgehen als bisher angenommen.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 68.46 pro Fass
Goldpreis: USD 2'737.13 pro Unze

Der Preis für Kakao hat sich auf einem im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelten Niveau eingerichtet. Die Schwankungen des Preises sind aber immer noch sehr gross, was sowohl den Produzenten als auch den Schokoladeherstellern das Leben nicht einfach macht.

Wirtschaft

Deutschland: IFO-Geschäftsklimaindex (Oktober) letzter: 85.4; erwartet: 85.6; aktuell: 86.5

Aus der deutschen Wirtschaft kommt wieder einmal ein Hoffnungsschimmer. Der vom Münchner IFO-Institut ermittelte Geschäftslageindex ist im Oktober besser ausgefallen als in den Vormonaten und als erwartet. Während der momentane Zustand immer noch schlecht beurteilt wird, haben sich die Erwartungen etwas aufgehellt.

Thomas Stucki

Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich