13. September 2024, Tägliche Marktsicht

Der EZB-Zinsentscheid liess die Aktienmärkte kalt

Nach dem Abwärtstrend der letzten Tage konnten die Aktienmärkte gestern deutliche Gewinne verzeichnen. Die erwartete Leitzinssenkung der EZB hatte hingegen kaum Einfluss auf das Aktienmarktgeschehen.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.50%, SPI +0.45%, SMIM: +0.18%

Bereits bei Handelsstart notierte der Schweizer Aktienmarkt in der Gewinnzone, verliess diese den ganzen Tag nicht und schloss nach zwei verlustreichen Tagen dann klar im Plus. Die positive Kursentwicklung in den USA sorgte im späten Handel für Rückenwind. Der mit Spannung erwartete Zinsentscheid der EZB sorgte hingegen kaum für Bewegung. Wie von den Marktteilnehmern erwartet, senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins um 0.25% auf 3.5%. Auch die anschliessende Rede von EZB-Chefin Christine Lagarde enthielt keine unerwarteten Ankündigungen. Der Fokus verschiebt sich nun bereits zum Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, welcher in der kommenden Woche ansteht. Generell wird angenommen, dass eine erste Zinssenkung vorgenommen wird. Uneinig ist man sich lediglich, ob es 25 oder 50 Basispunkte sein werden. Der Schweizer Leitindex SMI beendete den gestrigen Handelstag mit Gewinnen von 0.5%. Von den 20 SMI-Werten mussten lediglich zwei Titel Verluste hinnehmen, während die restlichen 18 mit positiven Vorzeichen aus dem Handel gingen. Insbesondere das Schwergewicht Roche (-2.2%) sorgte dafür, dass das SMI-Tagesplus nicht noch deutlicher ausfiel. Am Vortag präsentierte das Pharmaunternehmen an einem Fachkongress Daten zu einem weiteren Medikament gegen Fettleibigkeit, welche jedoch bei Analysten keine Freudensprünge auslösten. Ebenfalls in der Verlustzone beendete Lonza (-0.4%) den Tag. Der Impfstoffhersteller Moderna kündigte an, dass es zukünftig nicht mehr auf Zulieferer wie Lonza zurückgreifen will. Klarer Tagessieger waren hingegen die Aktien von Partners Group (+5.4%). Die Ankündigung einer Partnerschaft mit dem Vermögensverwalter BlackRock sorgte für Begeisterung. Ebenfalls klar im Plus notierten zyklischere Werte wie Alcon (+2.8%), Kühne + Nagel (+2.3%), ABB (+1.8%), Holcim (+1.6%) und Geberit (+1.5%). Bei den beiden Schwergewichten Novartis (+1.0%) und Nestlé (+0.1%) fielen die Gewinne etwas kleiner aus. Am breiten Markt schlossen die Aktien von Baloise nach Publikation der Halbjahreszahlen um 0.6% höher.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.06%, DAX: +1.03%

Nach dem seit gut einer Woche anhaltenden Abwärtstrend ging es gestern an den europäischen Aktienmärkten wieder nach oben. Der länderübergreifende Leitindex EuroStoxx50 sowie der spanische IBEX 35 notierten bei Handelsschluss mit Gewinnen von je 1.1% klar fester. Der britische FTSE 100 sowie der französische CAC40 gingen mit Anstiegen von 0.6% bzw. 0.5% ebenfalls höher aus dem Handel. Der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank fiel wie erwartet aus und sorgte damit nicht für entscheidende Impulse. Auf Sektorenebene mussten lediglich die defensiven Bereiche Basiskonsum und Versorger Verluste hinnehmen. Überdurchschnittlich schnitten hingegen die zyklischen Sektoren Technologie, Industrie, Zyklischer Konsum sowie Energie ab. Aufgefallen sind die Aktien des dänischen Logistikkonzerns DSV (+10.0%). Wie Medien berichteten, soll das Unternehmen im Bieterwettstreit um die Logistik-Tochter der Deutschen Bank, DB Schenker, im Vorteil sein.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.58%, S&P500: +0.75%, Nasdaq: +1.00%

Die amerikanischen Aktienmärkte starteten verhalten in den Handelstag, entwickelten sich aber im Tagesverlauf positiv und schlossen mit Gewinnen. Der Fokus der Marktteilnehmer geht bereits Richtung kommenden Mittwoch, an dem mit einer ersten geldpolitischen Lockerung durch die US-Notenbank Fed gerechnet wird. Der Leitindex DowJones verzeichnete einen Gewinn von 0.6%, während diese beim marktbreiten S&P500 (+0.8%) und dem technologielastigen Nasdaq (+1.0%) noch deutlicher ausfielen. Aus Branchensicht konnten alle Bereiche den Tag in der Gewinnzone beenden. Die grössten Gewinne verzeichneten die Branchen Kommunikationsdienste, Zyklischer Konsum, Energie und Grundstoffe. Einen deutlichen Kursrückgang mussten die Aktien von Moderna hinnehmen. Wegen enttäuschender Umsatzaussichten senkte der Impfstoffhersteller seinen Forschungs- und Entwicklungsetat in den kommenden drei Jahren um rund 20%, worauf die Aktien um 12.4% an Wert verloren.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 3.646%; DE: 2.147%; CH: 0.381%

Der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank liess die Zinsen in Europa gestern leicht ansteigen. Einige Marktteilnehmer hatten sich eine explizitere «Forward Guidance» erhofft. Im Windschatten der europäischen Zinsen zogen auch die Renditen in der Schweiz leicht an. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe trabte gestern für einmal an Ort. Hier wird der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am nächsten Mittwoch für wieder etwas mehr Bewegung sorgen.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8497
Euro in US-Dollar: 1.1085
Euro in Franken: 0.9419

Der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank verlieh dem Euro Rückenwind. Die Gemeinschaftswährung legte gegenüber dem US-Dollar und dem Schweizer Franken deutlich zu. Weiterhin unter Druck steht der US-Dollar, der auch gestern wieder gegenüber sämtlichen G10-Währungen an Terrain verlor. Von der US-Notenbank Fed wird nächste Woche ein erster Zinsschritt erwartet.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 69.50 pro Fass
Goldpreis: USD 2'568.79 pro Unze

Der Ölpreis hat sich gestern zumindest teilweise von den Kursverlusten der Vortage erholt. Noch immer notiert der Preis für ein Fass Öl der US-Sorte West Texas Intermediate jedoch unter der Marke von 70 US-Dollar. Profitiert hat der Ölpreis einerseits von einem schwächeren Dollar, der das Öl für Anleger aus anderen Währungsräumen günstiger macht. Andererseits boten die neusten Lagerdaten aus den USA Unterstützung. Gemäss dem US-Energieministerium stiegen die Rohölvorräte in der Vorwoche weniger stark als erwartet an, was auf einen höheren Verbrauch hindeutet.

Wirtschaft und Konjunktur

Europäische Zentralbank: Leitzins (Einlagefazilität)
letzter: 3.75%; erwartet: 3.50%; aktuell: 3.50%

Nachdem die Europäische Zentralbank im Juni die Zinswende eingeläutet hatte, senkte sie ihre Leitzinsen gestern erwartungsgemäss zum zweiten Mal. Wie bereits in den Monaten zuvor liess sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde hinsichtlich des weiteren Zinspfades jedoch nicht in die Karten blicken. Sie betonte erneut, dass die EZB von Sitzung zu Sitzung entscheiden werde und sich dabei auf die Entwicklung der Konjunktur- und Inflationsdaten abstützen werde. Somit ist weiterhin offen, ob der nächste Zinsschritt bereits im Oktober oder doch erst im Dezember folgen wird.

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich