09. Oktober 2024, Konjunktur
Die Ostschweizer Wirtschaft ist gefordert
Die wirtschaftliche Lage in der Ostschweiz hat sich zuletzt stabil entwickelt. Es fehlen konjunkturelle Impulse, die neuen Schwung bringen könnten. Zudem belasten der starke Franken und die gestiegenen Frachtkosten die Ostschweizer Unternehmen. Welche Branchen sind von diesen Herausforderungen besonders betroffen?
Die exportorientierten Unternehmen beklagen weiterhin einen zu tiefen Auftragseingang, besonders aus dem Ausland. Vor dem Hintergrund der sich abkühlenden US-Wirtschaft und der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in China und Deutschland dürften Impulse aus dem Ausland vorerst ausbleiben. In einzelnen Branchen ist zwar verhaltener Optimismus mit Blick auf die kommenden Monate spürbar. Dieser muss sich aber zuerst materialisieren. Die Binnenwirtschaft präsentiert sich hingegen trotz vereinzelter Abkühlungszeichen insgesamt robust. Stützend wirken die Arbeitsplatzsicherheit und die sinkenden Zinsen. Allerdings fehlen auch im Binnenmarkt Impulse für eine stark positive Wirtschaftsentwicklung. Insgesamt rechnen wir mit einer stabilen Wirtschaftsentwicklung in der Ostschweiz für den Rest des Jahres.
Geschäftslageindikator
Die Grafik zeigt die Differenz zwischen dem Anteil Unternehmen, der die Geschäftslage als gut bezeichnet, und jenem, der sie als schlecht einschätzt. Je höher der Wert, desto besser schätzen die Unternehmen die Geschäftslage ein.
Frachtkosten wieder teurer
Wegen Angriffen der Huthi-Rebellen passieren zurzeit rund 70% weniger Schiffe das Rote Meer. Stattdessen fahren die Containerschiffe auf dem Weg von Asien nach Europa um das Kap der Guten Hoffnung herum. Die dadurch deutlich verlängerte Transportzeit schlägt sich in höheren Frachtkosten nieder. Diese stellen vor allem Branchen vor eine Herausforderung, die auf den internationalen Warenaustausch angewiesen sind, zum Beispiel den Grosshandel. In der aktuellen Wirtschaftslage ist dies eine zusätzliche Belastung. Denn aufgrund der schwachen Nachfrage können sie die höheren Kosten nicht an ihre Kundschaft weitergeben. Die Konsumentinnen und Konsumenten hingegen merken kaum etwas von den gestiegenen Transportkosten.
Starker Franken belastet Ostschweizer Wirtschaft
Der Franken neigt weiterhin zur Stärke. Dies ist insbesondere für die exportorientierte Industrie eine Herausforderung. Denn er verteuert ihre Güter gegenüber der ausländischen Konkurrenz. Während die betroffenen Unternehmen gelernt haben, mit einer schleichenden Aufwertung umzugehen, ist ein schneller Anstieg des Frankens, wie wir ihn zuletzt gesehen haben, eine grosse Herausforderung. Der starke Franken belastet aber nicht nur die Industrie, sondern auch den Detailhandel. Denn der Einkaufstourismus gewinnt dadurch wieder an Attraktivität. Für importierende Unternehmen werden im Ausland gekaufte Produkte dafür durch die Aufwertung des Schweizer Frankens günstiger. Davon profitieren vor allem binnenorientierte Branchen, bei denen die Materialkosten eine wichtige Kostenkomponente darstellen.
Stabile Geschäftslage in den meisten Branchen
Die Geschäftslage hat sich in den meisten Branchen zuletzt stabil entwickelt. Die binnenmarktorientierten Branchen zeigen sich robust, gestützt durch die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt. Allerdings sind auch im Detailhandel und im Baugewerbe gewisse Abkühlungstendenzen zu erkennen. Die exportorientierten Branchen sehen sich weiterhin mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Neben den gestiegenen Frachtkosten und dem starken Franken ist vor allem die schwache Nachfrage aus dem Ausland für die schleppende Entwicklung verantwortlich. Der Tiefpunkt ist zwar mittlerweile erreicht, es fehlen aber die Impulse, die eine positive Dynamik in Kraft setzen könnten.
Beat Schiffhauer
8021 Zürich
Céline Koster
8021 Zürich