02. Oktober 2024, Tägliche Marktsicht
Eskalation im Nahen Osten belastet den SMI
Der Schweizer Aktienmarkt beginnt das vierte Quartal mit Kursverlusten. Der SMI verliert 0.7%.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.68%, SPI -0.68%, SMIM: -0.73%
Der Schweizer Aktienmarkt beendete auch den zweiten Börsentag der Woche mit einem negativen Vorzeichen. Nach einem zunächst freundlichen Start in den Handelstag führten am Nachmittag Meldungen über einen drohenden Angriff des Iran auf Israel zu deutlichen Kursverlusten. Zusätzlich belastete der Hafenarbeiter-Streik an der Ost- und Golfküste der USA die Märkte. Der Streik dürfte schwerwiegende Auswirkungen auf die Handelsströme haben und zu Lieferengpässen führen. Zu Börsenschluss notierte der Schweizer Leitindex SMI bei einem Minus von 0.7%. Von den 20 Blue Chips im SMI standen drei Gewinner 16 Verlierern gegenüber, während ABB unverändert schloss. Unter den Gewinnern befanden sich Lonza (+0.1%), Swisscom (+0.5%) und Partners Group (+1.2%). Der Private Equity-Spezialist profitierte vom Verkauf seiner Mehrheitsbeteiligung am deutschen Energiedienstleister Techem. Die Tagesverlierer im SMI waren unter anderem der Aromen- und Riechstoffkonzern Givaudan (-1.1%), Rückversicherer Swiss Re (-1.2%), Logistiker Kühne + Nagel (-1.5%), Pharmakonzern Roche (-2.1%) und Luxusgüterhersteller Richemont (-2.2%). Den grössten Tagesverlust verzeichnete das Technologieunternehmen Logitech (-3.6%). Am breiten Markt legten die Aktien von Meyer Burger um 5.6% und V-Zug um 2.2% zu. Auf der Verliererseite standen Comet (-3.5%), ams-Osram (-4.3%) und Molecular Partners (-8.2%).
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.93%, DAX: -0.58%
Die europäischen Aktienmärkte haben auch den ersten Handelstag des vierten Quartals mit Kursverlusten beendet. Die Angst vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten führte am gestrigen Nachmittag zu einem Verkaufsdruck bei den Anlegern. Der länderübergreifende Eurozonen Leitindex EuroStoxx50 beendete den Börsentag mit einem Minus von 0.9%. Etwas weniger verloren der französische CAC40 (-0.8%) und der deutsche DAX (-0.6%). Einen deutlicheren Rückgang verzeichnete der spanische IBEX35 (-1.7%). Der britische FTSE100 schloss als einziger europäischer Index in der Gewinnzone mit einem Plus von 0.5%. Auf Sektorenebene gehörten die Branchen Energie, Immobilien und Gesundheit zu den grössten Gewinnern, während Technologie, Finanzen und Zyklischer Konsum weniger gefragt waren. Auf Einzeltitelebene stiegen die Werte aus der Waffenindustrie und der Rohstoffunternehmen nach den Nachrichten über eine mögliche Konfliktzuspitzung im Nahen Osten an. Die Aktien von Rheinmetall stiegen 5.1% an, während Shell (+2.1%) und BP (+2.0%) ebenfalls zulegten.
Aktienmärkte USA
DowJones: -0.41%%, S&P500: -0.93%, Nasdaq: -1.53%
Die amerikanischen Aktienmärkte legten am gestrigen Börsentag den Rückwärtsgang ein. Die Nachricht eines Angriffs von Iran auf Israel sorgte an den Börsen für Kursverluste. Der US-Leitindex DowJones ging 0.4% zurück, während grössere Verluste beim marktbreiten S&P500 (-0.9%) und dem technologielastigen Nasdaq (-1.5%) auszumachen waren. Auf Sektorenstufe gehörten die Bereiche Energie, Versorger und Kommunikationsdienstleistungen zu den Gewinnern. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Branchen Immobilien und Technologie ab. Unter den Gewinnern fanden sich beispielsweise ConocoPhillips (+3.9%) und Occidental Petroleum (+3.3%). Bei den Tagesverlierer reihten sich unter anderem die Chip-Werte Broadcom (-2.9%), Intel (-3.3%) und Nvidia (-3.7%) ein. Auch Apple liess deutlich Federn (-2.9%).
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.733%; DE: 2.003%; CH: 0.301%
Mit der Zuspitzung der geopolitischen Lage waren gestern US-Staatsanleihen als sicherer Hafen gesucht, entsprechend fiel die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe bis auf 3.70%. Zusätzlich sorgten in der Eurozone die jüngsten Inflationsdaten für Zinsfantasien. Erstmals seit Mai 2021 ist die Inflation in der Eurozone wieder unter zwei Prozent gefallen. Dies ermöglicht der EZB eine weitere Zinslockerung – der nächste Zinstermin der EZB ist Mitte Oktober.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8460
Euro in US-Dollar: 1.1062
Euro in Franken: 0.9357
Im gestrigen «Risk-off-Umfeld» schwächte sich der Euro gegenüber dem US-Dollar und dem Franken ab. Zudem ebnen die rückläufigen Inflationsdaten in der Eurozone den Weg für weitere Leitzinssenkungen der EZB, was die Gemeinschaftswährung zusätzlich unter Druck setzte.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 71.07 pro Fass
Goldpreis: USD 2'646.91 pro Unze
Mit der Verschärfung des Nahostkonflikts zogen die Ölpreise gestern an. Die US-Sorte WTI verteuerte sich in einer ersten Reaktion zunächst um fünf Dollar auf 72 US-Dollar das Fass. Als sich abzeichnete, dass sich der iranische Beschuss auf Israel in Grenzen hielt, gaben die Preise wieder etwas nach. Auch der Goldpreis legte zunächst zu und näherte sich im Tageshoch von 2’670 US-Dollar wieder dem Allzeithoch der Vorwoche an.
Wirtschaft und Konjunktur
Eurozone: Inflationsrate YoY (Sept.)
letzte: 2.2%; erwartet: 1.8%, aktuell: 1.8%
Erstmals seit mehr als drei Jahren liegt die Inflationsrate im Euroraum wieder unter zwei Prozent. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich gegenüber dem Vorjahresmonat im Schnitt nur noch um 1.8%. Im August hatte die Jahresrate noch bei 2.2% gelegen, im Juli bei 2.6%. Zur weiteren Abschwächung der Inflation trugen vor allem sinkende Energiepreise bei. Die Preise für Energieprodukte lagen um sechs Prozent unter dem Niveau vom September des Vorjahres. Nachdem die Inflationsrate nun deutlich gesunken ist und im Zielbereich der EZB liegt, steht einer weiteren Zinssenkung der EZB nichts mehr im Wege.
USA: ISM Einkaufsmanagerindex Industrie (Sept.)
letzter: 47.2; erwartet: 47.5; aktuell: 47.2
Die Stimmung in der US-Industrie bleibt im September eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex des «Institute for Supply Management» (ISM) verharrt damit weiterhin unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten und signalisiert einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in der Industrie. Die nachfrageseitigen Faktoren waren überwiegend gedämpft, da die Auftragseingänge zurückgingen und auch die Exportaufträge schrumpften.
Schweiz: PMI Einkaufsmanagerindex Industrie (Sept.)
letzter: 49.0; erwartet: 48.0; aktuell: 49.9
Die Stimmung in der Schweizer Industrie hat sich im September erneut verbessert. Der Einkaufsmanagerindex liegt mit 49.9 Punkten zwar immer noch knapp unter der Wachstumsschwelle, aber auf dem höchsten Stand seit Ende 2022. Der Subindex für die Auftragsbestände hat sich deutlich verbessert. Auch die Beschäftigungskomponente hat sich aufgehellt. Der aktuelle Wert deutet zwar immer noch auf einen Beschäftigungsrückgang hin, dieser fällt aber deutlich geringer aus als zuvor.
Florian Hiltpold
8021 Zürich
Daniel Wachter
8021 Zürich