08. August 2024, Tägliche Marktsicht
Europäische Börsen im Erholungsmodus
Der SMI setzte gestern seine Erholung vom Dienstag fort und schloss deutlich höher. In den USA drehten die Kurse nach positiver Eröffnung im Handelsverlauf ins Minus. Heute stehen die Zahlen von Zurich Insurance und Sandoz im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +2.89%, SPI: +2.74%, SMIM: +2.44%
Der Schweizer Aktienmarkt knüpfte gestern an den Stabilisierungsversuch vom Dienstag an und avancierte deutlich. Nach der starken Kurskorrektur nutzen die Marktteilnehmer die tieferen Kurse, um neue Positionen aufzubauen. Fundamentale Gründe für den Stimmungswechsel waren hingegen nicht auszumachen. Der SMI eröffnete zunächst nur moderat höher, baute die Kursgewinne im Tagesverlauf jedoch stetig aus und beendete den Handelstag um deutliche 3.0% höher. Sämtliche Bluechips beendeten den Tag mit Kursgewinnen von 1.2% und mehr. Mit UBS (+3.8%), Holcim (+3.6%) und Sika (+3.4%) gehörten drei Zykliker gestern zu den besten grosskapitalisierten Werten. Sonova setzte einen Tag nach der positiv aufgenommen Lancierung der neuen Hörgeräte-Plattform den Aufschwung fort und schloss 3.2% höher. Trotz ihres defensiven Profils erhielten Roche (+2.9%) und Novartis (+3.7%) klaren Auftrieb. Beide hatten in der jüngsten Korrektur deutlich korrigiert. Unterdurchschnittlich ging hingegen das dritte Schwergewicht Nestlé (+2.0%) aus dem Handel. Auf den hinteren Plätzen reihten sich mit Geberit (-2.3%), Givaudan (+1.7%) und Swisscom (+1.2%) sowohl Zykliker als auch defensive Werte ein. Im breiten Markt avancierten die Aktien von Sandoz vor der heutigen Zahlenpublikation um 3.1%. Noch stärker schnitten die Aktien von Swissquote (+7.0%) und SIG (+4.2%) ab, die jeweils von einer Kaufempfehlung eines Brokers profitierten. Entgegen dem Trend verloren die Aktien von Galderma 0.7%. Sie wurden nach enttäuschenden Zahlen des Branchennachbarn Beiersdorf in Sippenhaft genommen. Der Hautpflegespezialist hatte in den letzten Tagen Rückenwind erhalten, nachdem L’Oreal einen Anteil von 10% am Unternehmen gekauft hat.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +2.03%, DAX: +1.50%
Auch an den europäischen Aktienmärkten standen die Zeichen nach positiven Vorgaben aus Japan gestern ebenfalls auf Erholung. Der EuroStoxx50 zog um 2.0% an, während der DAX mit einem Kursplus von 1.5% aus dem Handel ging. Aus Branchensicht schlossen sämtliche Sektoren mit Kursgewinnen. Am besten entwickelten sich Aktien aus den wirtschaftssensitiven Bereichen Finanzen, Energie und Industrie. Am schwächsten entwickelte sich der Pharmasektor, was vor allem dem Schwergewicht Novo Nordisk geschuldet war. Der Pharmakonzern konnte mit seinen Halbjahreszahlen nicht vollends überzeugen. Insbesondere beim umsatzstarken Abnehm-Medikament Wegovy blieb der Konzern hinter den Erwartungen zurück. Die Aktie gab 6.7% nach.
Aktienmärkte USA
DowJones: -0.60%, S&P500: -0.77%, Nasdaq: -1.05%
Die US-Aktienmärkten starteten gestern ebenfalls mit Erholungstendenzen in den Handel, mussten die Gewinne im Handelsverlauf aber wieder abgeben und schlossen tiefer. Wieder aufkommende Rezessionssorgen und schwache Halbjahreszahlen waren mitverantwortlich für die erneut steigende Risikoaversion der Marktteilnehmer. Im Fokus standen unter anderem die Aktien von Airbnb, die nach schwachen Zahlen und einer enttäuschenden Prognose um 16.6% einbrachen. Die Aktien von Walt Disney gaben trotz besser als erwarteten Zahlen und einer Erhöhung des Ausblicks 4.5% nach. Zwar machte das Unterhaltungsunternehmen zum ersten Mal einen Gewinn im Streaming-Geschäft, enttäuschte die Analysten allerdings mit vorsichtigen Aussagen zur Entwicklung bei den Themenparks. Die Aktien des Biotechunternehmens Amgen gaben nach einem durchzogenen Halbjahresbericht und einem vorsichtigen Ausblick 5.0% nach.
Unternehmensberichte
Zurich Insurance steigerte den Betriebsgewinn im 1. Halbjahr 2024 um 7% auf USD 4.0 Mrd. Getrieben war der Anstieg unter anderem von der Lebensversicherungssparte, die den Betriebsgewinn auf vergleichbarer Basis um 13% auf USD 1.0 Mrd. verbessern konnte. In der Schaden- und Unfallsparte erhöhte sich der Betriebsgewinn um 3% auf USD 2.2 Mrd. Der US-Landwirtschaftsversicherer Farmers Exchange konnte den Betriebsgewinn um 12% auf USD 1.1 Mrd. verbessern. Die Eigenkapitalrendite basierend auf dem Betriebsgewinn stieg von 22.9% im Vorjahr auf 25.0% und erreichte damit einen Rekordwert. Unter dem Strich verblieb dem Versicherungskonzern ein um 21% gestiegener Reingewinn von USD 3.0 Mrd. Das Halbjahresergebnis übertrifft die Analystenerwartungen.
Sandoz steigerte den Umsatz im 1. Halbjahr um 6% auf USD 5.0 Mrd. Bereinigt um Währungseinflüsse erreichte der Generika-Hersteller ein Wachstum von 7%. In der Generikasparte verharrte der Umsatz auf Vorjahresniveau bei USD 3.7 Mrd. In der Biosimilar-Sparte wuchs der Umsatz hingegen um 28% auf USD 1.3 Mrd. Das starke Wachstum war unter anderem auf die erfolgreiche Lancierung des neuen Entzündungshemmers Hyrimoz und der Übernahme von Cimerli zurückzuführen. Der operative Kerngewinn (Core EBITDA) sank währungsbereinigt um 6% auf USD 885 Mio. Damit verringerte sich die Kernmarge um von 20.8% auf 17.5%. Dies war allerdings vor allem Kosten im Zusammenhang mit der Abspaltung von Novartis geschuldet. Im Vergleich zum 2. Halbjahr 2023 verbesserte sich die Marge hingegen um 210 Basispunkte. Unter dem Strich verblieb Sandoz ein Reingewinn von USD 484 Mio., nach USD 591 Mio. im Vorjahr. Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr wird angehoben. Neu rechnet das Management mit einen Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich (zuvor: mittlerer, einstelliger Bereich). Bei der Kern-EBITDA-Marge wird weiterhin ein Wert von 20% angestrebt. Das Zahlenset verfehlt die Erwartungen beim Kerngewinn, übertrifft sie hingegen beim Umsatz und beim Ausblick.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.907%; DE: 2.265%; CH: 0.360%
Bei den längerfristigen Zinsen kam es nach dem starken Rückgang von Anfang Woche zu einer kleinen Gegenbewegung. Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury notiert allerdings immer noch deutlich unter 4%. Die Rezessionsängste sind am Kapitalmarkt noch nicht ganz verflogen. Die nächsten Konjunkturdaten und dann insbesondere der nächste Zinsentscheid der US-Notenbank werden wegweisend für den weiteren Verlauf der Renditen sein.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8593
Euro in US-Dollar: 1.0937
Euro in Franken: 0.9399
Der Schweizer Franken bleibt gesucht, wenn es auch zu einer kleinen Gegenbewegung in den letzten Tagen kam. Nach dem Absturz von Anfang Woche notiert er gegenüber dem Euro wieder 1% höher. Mittelfristig dürfte der Schweizer Franken aber stark bleiben, da in der Eurozone und auch den USA noch grössere Zinssenkungen anstehen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 73.65 pro Fass
Goldpreis: USD 2'395.90 pro Unze
Am Erdölmarkt überwiegen derzeit die Konjunktursorgen. Die Angst vor einer Eskalation im Nahen Osten ist hingegen kaum im Erdölpreis ablesbar. Chinas Wirtschaft kommt trotz grösserer Unterstützungspakete der Regierung nicht richtig in Fahrt. Entsprechend ist auch die Nachfrage des grössten Erdölimporteurs deutlich zurückgegangen und belastet den Erdölpreis.
Wirtschaft und Konjunktur
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Matthias Müller
8021 Zürich
Beat Schiffhauer
8021 Zürich