19. September 2024, Tägliche Marktsicht
Fed leitet Zinswende mit grossem Zinsschritt ein
Die US-Notenbank senkte gestern das erste Mal seit März 2020 den Leitzins und entschied sich gleich für einen überdurchschnittlichen Zinsschritt von 50 Basispunkten. Der SMI schloss an einem von Zurückhaltung geprägten Handelstag 0.5% tiefer.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.50%, SPI -0.48%, SMIM: -0.29%
Der Schweizer Aktienmarkt verlor gestern vor dem mit Spannung erwarteten Zinsentscheid der US-Notenbank an Terrain. Europaweit sorgte vor allem die Unsicherheit über die Höhe der Zinssenkung für Nervosität, nachdem in den letzten Tagen die Unterstützer eines Zinsschrittes von 50 Basispunkten wieder lauter geworden waren. Der SMI startete zunächst wenig verändert in den Handel, gab dann aber deutlich nach und beendete den Tag schliesslich 0.5% tiefer. Mit Ausnahme von Holcim (+0.1%) sowie den beiden Pharmariesen Roche (+0.8%) und Novartis (+0.01%) verloren sämtliche grosskapitalisierten Werte mehr oder weniger deutlich an Terrain. Novartis erhielt etwas Unterstützung von positiven Studiendaten zum Krebsmedikament Kisqali und dem MS-Wirkstoff Kesimpta. Die Aktien des dritten Index-Schwergewichts Nestlé wurden ihren defensiven Qualitäten nicht gerecht und verloren 0.9%. Am Ende des Tableaus gaben die Aktien von Sonova nach einer Rückstufung eines Brokers um 2.3% nach. Ansonsten gehörten mit Logitech (-1.1%), Richemont (-1.5%), Sika (-1.5%) und Givaudan (-1.8%) vor allem Zykliker zu den grössten Tagesverlierern. Im breiten Markt sackten die Aktien von DKSH (-4.3%) nach einer vorsichtigen Brokerstudie um 4.3% ab. Die Aktien des Expansionsdienstleisters hatten seit dem soliden Halbjahresergebnis wieder an Fahrt aufgenommen, was einige Anleger nun zu Gewinnmitnahmen verleitete. Negativ aufgenommen wurden die jüngsten Restrukturierungsankündigungen von Meyer Burger (-11.8%). Das Überleben des Solarpanel-Herstellers wird von den meisten Analysten in Frage gestellt. Auf der Gewinnerseite schossen die Aktien von ams-Osram nach optimistischen Aussagen des Finanzchefs in einem Interview mit der Finanz und Wirtschaft um 5.9% nach oben.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.52%, DAX: -0.08%
An den europäischen Aktienmärkten reflektierte sich die zurückhaltende Stimmung ebenfalls in Kursverlusten. Impulse von Unternehmensseite blieben Mangelware, entsprechend entwickelte sich der Handel in ruhigen Bahnen. Der EuroStoxx50 gab 0.5% nach, während der britische FTSE100 um 0.7% zurückfiel. Der DAX hielt sich mit einem Minus von 0.1% im Quervergleich noch am besten. Gefragt waren im deutschen Leitindex unter anderem die Aktien von BMW, die nach deiner Rating-Änderung eines Brokers 2.2% anstiegen. Die Aktien des Chemieriesen BASF (+2.4%) erhielten Rückenwind von Gerüchten über einen möglichen Umbau. BASF wird nächste Woche anlässlich eines Kapitalmarkttages ein Strategieupdate präsentieren. Ähnlich präsentierte sich die Situation bei Reckitt Benckiser. Die Aktien des britischen Konsumgüterkonzerns wurde von Berichten über einen Verkauf von Unternehmensteilen angetrieben und schlossen 1.2% höher.
Aktienmärkte USA
DowJones: -0.25%, S&P500: -0.29%, Nasdaq: -0.31%
Die amerikanischen Aktienmärkte reagierten zunächst positiv auf den Zinsentscheid der US-Notenbank. Das Fed senkte den Leitzins zum ersten Mal seit März 2020 und entschied sich dabei gleich für einen überdurchschnittlichen Zinssprung von 50 Basispunkten. Die Reaktion der US-Börsen fiel zunächst positiv aus und die grossen Indizes markierten teilweise neue Rekordstände. Im Handelsverlauf schwanden die Kursgewinne allerdings dahin und am Ende standen leichte Kursverluste zu Buche. Der DowJones, der S&P500 und der Nasdaq beendeten den Handelstag jeweils 0.3% tiefer. Aus Branchensicht gehörten der Technologiesektor neben den Versorgern und den Basiskonsumwerten zu den Verlierern. Überdurchschnittlich entwickelten sich die Aktien aus dem Bereichen Energie und Kommunikationsdienste.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.719%; DE: 2.188%; CH: 0.388%
Im Vorfeld der gestrigen Zinsentscheidung der US-Notenbank zeigt sich der Kapitalmarkt ruhig. Eine erste Zinssenkung galt als sicher. Offen war nur noch, in welcher Grössenordnung die Fed die Zinsen senken würde – um 0.25 oder 0.50 Prozentpunkte.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8486
Euro in US-Dollar: 1.1121
Euro in Franken: 0.9437
Unmittelbar nach der Bekanntgabe des «grossen» Zinsschrittes der Fed geriet der US-Dollar sowohl gegenüber dem Franken als auch gegenüber dem Euro unter Druck, der Greenback erholte sich in der Folge aber wieder von seinen Tagestiefstständen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 70.83 pro Fass
Goldpreis: USD 2'564.50 pro Unze
Mit dem US-Zinsentscheid stieg der Goldpreis um 1% und kostete kurzzeitig 2'600 US-Dollar pro Feinunze. Wie bei anderen Anlageklassen setzte danach eine Gegenbewegung ein und das gelbe Edelmetall beendete den Handelstag noch im Minus.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Leitzinsentscheid – US-Notenbank (18. September)
letzte: 5.25 – 5.50%; erwartet: 5.00 – 5.25%; aktuell: 4.75 – 5.00%
Nun hat auch die US-Notenbank die Zinswende eingeleitet. Nachdem der Leitzins in den USA über ein Jahr lang unverändert geblieben war, folgt nun ein erster Zinsschritt um 0.50 Prozentpunkte auf ein Zielband von 4.75 bis 5.00%. In der anschliessenden Pressekonferenz erwähnte Fed-Präsident Jerome Powell mehrfach das Wort «recalibration». Das Inflationsrisiko habe abgenommen, dafür seien die Risiken am Arbeitsmarkt gestiegen. Deshalb sei es sinnvoll, den Leitzins zu senken. Die Inflationsrate, die vor zwei Jahren zeitweise auf 9% gestiegen war, liegt derzeit bei rund 2.5%. Auf diesem Niveau notiert auch der von der Fed viel beachtete PCE-Index. Die neuen Leitzinsprojektionen der US-Währungshüter deuten darauf hin, dass sie nun zu moderateren Schritten tendieren. Für die beiden verbleibenden Zinsentscheidungen in diesem Jahr würde dies jeweils 0.25 Prozentpunkte im November und Dezember bedeuten.
Matthias Müller
8021 Zürich
Daniel Wachter
8021 Zürich