23. Juli 2024, Tägliche Marktsicht

Geglückter Wochenauftakt

Der Schweizer Aktienmarkt startete freundlich in die neue Handelswoche. Im Fokus standen neben verschiedenen Unternehmensberichten auch der Rückzug Joe Bidens aus dem Präsidentschaftsrennen. Heute stehen die Halbjahresergebnisse von Givaudan, Kühne + Nagel, Logitech und Lindt & Sprüngli an.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +1.01%, SPI: +1.06%, SMIM: +1.51%

Dem Schweizer Aktienmarkt ist der Wochenauftakt geglückt. In dieser Woche stehen viele Unternehmensberichte zum vergangenen Halbjahr an. Im Fokus stand vor allem die Meldung, dass US-Präsident Joe Biden sich im US-Wahlkampf aus dem Rennen nahm. Aktuell preisen die Marktteilnehmer bereits vermehrt einen Sieg von Donald Trump ein. Der Schweizer Leitindex SMI konnte um 1.0% höher schliessen. Der klein- und mittelkapitalisierte SMIM avancierte gar um 1.5%. Die Erholung war breit auf viele Unternehmen und Sektoren abgestützt. So notierten 19 der 20 Blue Chips im positiven Bereich. Der Rückversicherer Swiss Re (-0.4%) musste als einziger Wert leichte Kursverluste ausweisen. An der Tabellenspitze stand der Logistiker Kühne + Nagel, der vor der heutigen Zahlenvorlage um 2.5% zulegte. Dahinter reihte sich das Pharmaschwergewicht Novartis (+2.3%) ein. Eine Kurszielerhöhung eines Brokers sorgte für Unterstützung. Aber auch die weiteren Indexschwergewichte Nestlé (+0.8%) und Roche (+0.7%) verhalfen zum Kursplus. Daneben schlossen auch Logitech (+2.0%), Givaudan (+1.5%), Sonova (+1.3%) und Swiss Life (+1.3%) überdurchschnittlich. Am breiten Markt fiel der Kurssprung des Industriekonzerns Belimo mit 17.6% sehr positiv aus. Belimo konnte mit dem 1. Halbjahreszahlen die Erwartungen auf allen Stufen übertreffen und erhöhte die Gesamtjahresprognose beim Umsatz. Unter anderem profitierte der Konzern vom starken Wachstum im Bereich zur Kühlung von Rechenzentren. Daneben legte auch Kudelski (+10.4%) deutlich zu. Grund dafür war die Ankündigung, das Segment Skidata für rund CHF 330 Mio. an die schwedische Assa Abloy zu verkaufen, um eine im September fällige Anleihe begleichen zu können. Heute Moren gab die Privatbank Julius Bär bekannt, dass Stefan Bollinger, welcher derzeit Partner bei Goldman Sachs ist, neuer CEO wird und seinen Posten spätestens Anfang Februar 2025 antritt. Damit tritt er die Nachfolge von Philipp Rickenbacher an, der wegen der Kreditvergabe an die insolvente Signa-Gruppe im Februar 2024 zurückgetreten war.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.45%, DAX: +1.29%

Die europäischen Aktienmärkte sind ebenfalls mit Kursgewinnen in die neue Handelswoche gestartet, nachdem Joe Biden gestern seinen Rückzug bekannt gab und somit nicht für eine zweite Amtszeit antritt. Die stärksten Avancen verzeichnete der länderübergreifende EuroStoxx50 (+1.5%), gefolgt vom deutschen DAX (+1.3%) sowie vom französischen CAC40 und dem italienischen FTSE MIB, die je 1.2% avancierten. Auf Sektorenebene legten die wirtschaftssensitiven Werte Technologie, Finanzen und Industrie zu. Sämtliche Sektorindizes gingen mit Kursgewinnen aus dem Handel. Die Techwerte stoppten damit den letztwöchigen Abwärtstrend. Eine Ratingrückstufung eines Brokers sorgte bei Sartorius für Abgabedruck. Die Aktie verlor 2.2% und war damit am DAX-Ende zu finden. Bayer legte auf der anderen Seite um 4.0% zu und führte damit ohne nennenswerte Neuigkeiten den DAX an.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.32%, S&P500: +1.08%, Nasdaq: +1.58%

Nach den teils deutlichen Verlusten der Vorwoche ging es gestern für die US-Aktienmärkte wieder aufwärts. Insbesondere die Technologiewerte, welche in der vergangenen Woche noch deutlicher Federn gelassen hatten, waren im Vorfeld der diese anstehenden Quartalsberichte von Schwergewichten wie Alphabet (+2.3%) und Tesla (+5.2%), gefragt. Letzte Woche belastete noch die Unsicherheit, ob sich Joe Biden nochmals für eine Wiederwahl zur Verfügung stelle nach den schwachen Umfragewerten. Der US-Leitindex DowJones legte um 0.3% zu, während der marktbreite S&P500 um 1.1% höher schloss. Der technologielastige Nasdaq avancierte um 1.6%. Auf Sektorensicht legten die zyklischen Werte Technologie, Kommunikationsdienste und Industrie am stärksten zu. Unterdurchschnittlich schnitten einzig die Bereiche Energie und Nichtzyklischer Konsum ab.

Unternehmensberichte

Givaudan wies im 1. Halbjahr 2024 einen 5.7% höheren Umsatz von CHF 3.737 Mrd. aus. Organisch lag das Wachstum bei 12.5%. Während negative Wechselkurseffekte den Umsatz belasteten, konnten höhere Absatzmengen verzeichnet werden. In allen Märkten und Segmenten konnte ein hohes Volumenwachstum ausgewiesen werden. Das Riechstoffsegment avancierte um 9.2% auf CHF 1.83 Mrd., während das Segment Aromen um 2.6% auf CHF 1.9 Mrd. anstieg. Die Profitabilität konnte gesteigert werden. Der EBITDA erhöhte sich um 18.7% auf CHF 906 Mio., was eine Margensteigerung von 320 Basispunkte auf 24.2% zur Folge hatte. Der Reingewinn kam 30.9% höher bei CHF 588 Mio. zu liegen. Auf einen konkreten Ausblick verzichtet der Konzern. Die mittelfristigen Ziele, die ein organisches Umsatzwachstum von jährlich mindestens 4% bis 5% und eine Free Cash Flow Rendite von mindestens 12% umfassen, wurden bestätigt. Givaudan übertrifft beim organischen Umsatzwachstum die Markterwartungen, liegt bei EIBTDA und Reingewinn aber etwas tiefer.

Kühne + Nagel konnte im 2. Quartal den Umsatz um 1% auf CHF 5.9 Mrd. steigern. Der Rohertrag war um 3% auf CHF 2.2 Mrd. rückläufig. Die Belebung der Luftfrachtnachfrage hatte einen positiven Einfluss. Erneute Störungen im Roten Meer haben indes die Komplexität in den Lieferketten weltweit erhöht. Der operative Gewinn (EBIT) kam 23% tiefer bei CHF 402 Mio. zu liegen. Negative Wechselkurseffekte sowie Restrukturierungskosten in Höhe von CHF 17 Mio. belasteten. Die Konversionsmarge, die den EBIT ins Verhältnis zum Rohertrag setzt, lag im 2. Quartal bei 18.3% und somit tiefer als der Vorjahreswert von 23.2%. Mittelfristig soll diese wieder zwischen 25% bis 30% zu liegen kommen. Unter dem Strich blieb ein 25% tieferer Reingewinn von CHF 298 Mio. Der Konzern sieht sich gut positioniert, um in der 2. Jahreshälfte von einer verstärkten Nachfrage zu profitieren und weitere Effizienzgewinne zu realisieren. Auf einen konkreten Ausblick verzichtet der Konzern wie gewohnt. Mit den vorgelegten Zahlen liegt Kühne + Nagel leicht über den Erwartungen.

Logitech steigerte im 1. Quartal des Geschäftsjahrs 2025 den Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 11.7% auf USD 1.09 Mrd. Sämtliche Regionen, aber vor allem EMEA mit 20% Wachstum, trugen dazu bei. Auf Basis der Produktekategorien legten alle ausser Webcams (-3%) zu. Das Wachstum in den wichtigen Bereichen Gaming (+16%), Keyboards & Combos (+19%) und Video Collaboration (+6%) fiel ansprechend aus. Auf Stufe des bereinigten operativen Gewinns verbuchte Logitech, dank der verbesserten Nachfrage, höheren Bruttomargen und der starken Kostendisziplin ein Wachstum von 67% auf USD 182 Mio., was einer Marge von 16.8% entspricht. Unter dem Strich resultierte ein 69% höherer Reingewinn von USD 174.6 Mio. Mit dem Zahlenkranz wurden die Analystenerwartungen auf allen Ebenen klar übertroffen. Für das Gesamtjahr wird der Ausblick erhöht. Neu wird ein Umsatz von USD 4.34 bis 4.43 Mrd. bzw. ein Umsatzwachstum von 1% bis 3% erwartet (zuvor: USD 4.3 bis 4.4 Mrd. bzw. 0% bis 2%). Der bereinigte operative Gewinn soll USD 700 bis 730 Mio. betragen bzw. um 0% bis 4% zulegen (zuvor: USD 685 bis 715 Mio., -2% bis 2% Wachstum).

Lindt & Sprüngli konnte im 1. Halbjahr den Umsatz um 3.5% auf CHF 2.16 Mrd. steigern. Organisch resultierte ein Umsatzwachstum von 7%. Neben Preissteigerungen im mittleren einstelligen Bereich war auch das Volumen-/Mixwachstum mit 0.9% positiv. Dabei trugen alle drei Regionen zum Wachstum bei. Das organische Wachstum im wichtigsten Markt Europa fiel mit 9.3% auf CHF 1.07 Mrd. sehr positiv auf. Der operative Gewinn (EBIT) stieg um 14.6% auf CHF 292.3 Mio., was einer 130 Basispunkte höheren EBIT-Marge von 13.5% entsprach. Dies war vor allem auf Effizienz- und Preissteigerungen zur Kompensation der höheren Kakaorohstoffkosten zurückzuführen. Insgesamt blieb ein 6.6% höherer Reingewinn von CHF 218 Mio. Der Jahresausblick 2024, wonach ein organisches Umsatzwachstum zwischen 6% bis 8% und eine EBIT-Margenverbesserung von 20 bis 40 Basispunkten erzielte werden soll, wurde bestätigt. Der Konzern kündigte zudem ein weiteres Aktienrückkaufprogramm in Höhe von CHF 500 Mio. an. Der Umsatz kommt in etwa auf Höhe der Markterwartungen zu liegen, das organische Umsatzwachstum, der EBIT und auch der Reingewinn liegen teils deutlich drüber.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.235%; DE: 2.491%; CH: 0.473%

Die Rendite des richtungsweisenden 10-jährigen US-Treasury steigt leicht an, kann sich aber nicht entscheidend vom in der Vorwoche erreichten Viermonatstief bei 4.15% absetzen. Mit Blick auf den weiteren Wochenverlauf und nur wenigen Konjunkturdaten dürfte am Freitag vor allem das von der Fed bevorzugte Inflationsmass PCE im Fokus stehen.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8891
Euro in US-Dollar: 1.0891
Euro in Franken: 0.9682

Zwar war der Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Wahlkampf zum Wochenstart Hauptthema, am Devisenmarkt hat es gestern jedoch keine Impulse freigesetzt. Der Euro und US-Dollar handelten zum Franken im Tagesverlauf seitwärts.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 78.40 pro Fass
Goldpreis: USD 2'395.66 pro Unze

Der Goldpreis legt nach dem jüngsten Höhenflug eine Verschnaufpause ein. Nach Erreichen eines neuen Allzeithochs in der Vorwoche notiert das Edelmetall rund 90 US-Dollar tiefer. Ein positiver Preistreiber für Gold war zuletzt die Erwartung an baldige US-Zinssenkungen, und so werden die neusten Inflationszahlen aus den USA am Freitag auf Interesse stossen.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden keine Wirtschaftsdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht.

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Angela Truniger

Finanzanalystin
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Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
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