21. August 2024, Tägliche Marktsicht

Gewinnserie ist gerissen

Der SMI verbuchte gestern nach sieben Handelstagen mit Kursgewinnen leichte Abgaben. Die Halbjahreszahlen von Alcon, Orior und BKW stehen heute im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.07%, SPI: -0.14%, SMIM: -0.36%

Der Schweizer Aktienmarkt rutschte gestern Nachmittag in die Verlustzone. Der Leitindex SMI gab nach sieben Tagen mit Kursgewinnen um 0.1% nach. Von den 20 grosskapitalisierten Werten legten acht zu und zwölf verbuchten Verluste. Angeführt wurde das Tableau von Lonza (+1.2%) und Swiss Re (+1.1%). Leicht schwächer schloss Richemont (-0.2%), angetrieben von 5.4% höheren Schweizer Uhrenexporten im Juli im obersten Preissegment. Der Branchennachbar Swatch gab hingegen um 2.4% (Inhaberaktien) nach, aufgrund von um 13% und 23% rückläufigen Exportzahlen für die beiden mittleren Preissegmente. Die grössten Abgaben verzeichneten gestern Nestlé (-1.0%), Sonova (-0.5%) und Partners Group (-0.5%). Im breiten Markt fiel Huber + Suhner (+12.8%) auf. Die Halbjahreszahlen übertrafen die Markterwartungen auf allen Ebenen, aber vor allem beim Auftragseingang. In die Gegenrichtung ging es für die Onlineapotheke DocMorris. Mit den Halbjahreszahlen wurde der Ausblick gesenkt und die Aktie gab 12.4% nach. Leicht höher schlossen die Aktien des Immobilienkonzerns PSP (+0.7%). Unter anderem dank Portfolioaufwertungen verdoppelte sich der Reingewinn auf CHF 156.3 Mio.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.28%, DAX: -0.35%

Die europäischen Aktienmärkte drehten am Nachmittag aufgrund der negativen US-Vorgaben in die Verlustzone. Der länderübergreifende EuroStoxx50 gab um 0.3% nach und der zyklischere deutsche DAX um 0.4%. Auf Sektorenebene gab es nur Verlierer. Am stärksten unter Abgabedruck stand der Bereich Energie aufgrund der fallenden Ölpreise. Ebenfalls unterdurchschnittlich entwickelten sich die Sektoren nichtzyklischer Konsum, Kommunikationsdienste und Finanzen. Am besten halten konnten sich die Bereiche Technologie und zyklischer Konsum.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.15%, S&P500: -0.20%, Nasdaq: -0.33%

Die amerikanischen Aktienmärkte litten unter der Zurückhaltung vor dem am Donnerstag beginnenden Notenbanker-Treffen in Jackson Hole. Der US-Leitindex DowJones und der marktbreite S&P500 gaben 0.2% nach. Der technologielastige Nasdaq verlor 0.3%. Bei den Einzeltiteln fiel Boeing mit Abgaben von 5.0% auf. Der Flugzeughersteller hat nach Problemen für das bereits verspätete Modell 777X Testflüge ausgesetzt. Die Aktien des Cybersicherheitsspezialisten Palo Alto legten nach guten Quartalszahlen um 6.3% zu.

Unternehmensberichte

Der Augenheilkonzern Alcon erzielte im 2. Quartal 2024 ein 3% höherer Umsatz von USD 2.48 Mrd. In Lokalwährung lag das Wachstum bei 6%. Der Bereich «Vision Care» mit dem Kontaktlinsen- und Augentropfen-Geschäft steigerte den Umsatz um 4% bzw. wechselkursbereinigt um 6%. Der Bereich «Surgical» mit Produkten für die Augenchirurgie wuchs um 3% bzw. wechselkursbereinigt um 6%. Der operative Gewinn legte von USD 270 Mio. auf USD 318 Mio. zu. Die entsprechende Marge stieg um 160 Basispunkte auf 12.8% an. Die Kernmarge lag mit 19.8% leicht unter dem Vorjahreswert von 19.9%. Unter dem Strich stieg der Reingewinn von USD 169 Mio. auf USD 223 Mio. Der Ausblick für das Gesamtjahr 2024 wird bestätigt. Mit dem Zahlen liegt Alcon beim Umsatz und der operativen Marge leicht unter den Analystenerwartungen und ansonsten innerhalb der Erwartungen. 

Orior konnte im 1. Halbjahr 2024 den Umsatz um 0.6% auf CHF 314.0 Mio. steigern. Organisch betrug das Wachstum 1.4%. Ein gutes Wachstum im Segment International sowie eine positive Entwicklung im Segment Refinement waren dafür verantwortlich, während das Convenience-Segment schwächer abschnitt. Der EBITDA kam 12.8% tiefer bei CHF 26.6 Mio. zu liegen, was einer 130 Basispunkte tieferen EBITDA-Marge von 8.5% entspricht. Wie vom Management erwartet, konnte der Rentabilitätsdruck im 1. Halbjahr nicht vollumfänglich aufgefangen werden. Die anhaltend hohen Schweinefleischkosten, hohe Personalkosten bei Casualfood und Produkte- und Kanalmixeffekte belasteten die Rentabilität negativ. Unter dem Strich blieb ein 27.1% tieferer Reingewinn von CHF 9.4 Mio. Orior erwartet fürs 2. Halbjahr 2024 eine deutliche Verbesserung der Rentabilität, die auch Unterstützung von den eingeleiteten Effizienzsteigerungsmassnahmen erhalten sollte und ein weiteres leichtes organisches Umsatzwachstum. Orior senkt mit dem Zahlenset den Jahresausblick. Es wird ein organisches Umsatzwachstum zwischen 0.5% und 1.5% (zuvor: 1.5% bis 2.5%) sowie eine EBITDA-Marge von 9.0% bis 9.3% (zuvor: 9.3% bis 9.5%) angestrebt. Zudem wurde ein Strategieupdate für den 3. Dezember 2024 angekündigt. Orior verfehlt mit dem Zahlenset und der Ausblicksreduktion die Markterwartungen.

Der Energieversorger BKW erzielte im 1. Halbjahr 2024 einen um 2.8% tieferen Umsatz von CHF 2.3 Mrd. Im «Energiegeschäft» ging der Umsatz wegen der gesunkenen Strompreise um 14.9% auf CHF 1.1 Mrd. zurück. Der EBIT konnte mit CHF 340.3 Mio. aber auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden. Im Bereich «Netze» wurde mit einem Umsatz von CHF 340 Mio. und einem EBIT von CHF 89.9 Mio. ein stabiles Ergebnis erzielt. In der Sparte «Dienstleistungen» legte der Umsatz um 7.2% auf CHF 948.8 Mio. zu. Der EBIT lag mit CHF 24.4 Mio. über dem Vorjahr. Gesamthaft stieg der operative Gewinn um 3.2% auf CHF 438.3 Mio. Unter dem Strich resultierte ein um 6.6% höherer Reingewinn von CHF 362 Mio. Für das Gesamtjahr wurde der Ausblick angehoben. Neu wird ein EBIT von CHF 700 bis 800 Mio. erwartet (zuvor CHF 650 bis 750 Mio.).

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 3.810%; DE: 2.211%; CH: 0.291%

Im Vorfeld der am Donnerstag beginnenden Notenbankkonferenz in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming sank die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Rede von Fed-Präsident Jerome Powell am Freitagnachmittag. Der Markt erwartet weitere Hinweise auf eine US-Zinswende im September und damit der ersten Zinssenkung in den USA seit dem Frühjahr 2020. Heute Abend wird zudem das Sitzungsprotokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank vom 31. Juli veröffentlicht.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8542
Euro in US-Dollar: 1.1117
Euro in Franken: 0.9502

Seit Monatsanfang hat sich der Euro zum Schweizer Franken von seinem Jahrestief bei 0.93 zwar erholt und notiert wieder bei 0.95. In den letzten Tagen kam die Aufwärtsbewegung ins Stocken. Die anstehenden Zinssenkungen in der Eurozone über die nächsten Monate und die weiter schwache Wirtschaftsentwicklung dürften dem Euro wenig Halt bieten.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 73.07 pro Fass
Goldpreis: USD 2'516.19 pro Unze

Der Ölpreis handelt nach einem kurzen Anstieg auf 80 US-Dollar das Fass in der Vorwoche unterdessen wieder deutlich darunter. Mit den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ist die Angst um eine Eskalation im Nahen Osten in den Hintergrund gerückt. Die schwache konjunkturelle Entwicklung in China sorgte für zusätzlichen Abwärtsdruck.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine Konjunkturdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht. Im Verlauf der Woche stehen die neusten Einkaufsmanager-Umfragen in den USA und der Eurozone auf der Agenda.

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
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