16. August 2024, Tägliche Marktsicht
Nachlassende US-Rezessionssorgen treiben Indizes an
Der SMI setzte seinen Erholungspfad im Zuge nachlassender US-Rezessionssorgen und positiver US-Vorgaben fort. Die Halbjahreszahlen vom VZ und Mobilezone stehen heute im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.65%, SPI: +0.64%, SMIM: +0.67%
Der Schweizer Aktienmarkt setzte den Erholungspfad fort und verzeichnete auch gestern Kursgewinne. Insbesondere am Nachmittag sorgten besser als erwartet aufgenommene US-Konjunkturdaten neben überzeugenden US-Unternehmensberichten für Auftrieb. Die US-Rezessionssorgen rutschten damit für einmal in den Hintergrund. Der Schweizer Leitindex SMI schloss letztlich 0.7% höher. Von den 20 Blue Chips notierten lediglich vier Werte mit Kursverlusten. Gefragt waren insbesondere die wirtschaftssensitiven Werte. So stand der Luxusgüterkonzern Richemont mit einem Plus von 2.6% an der Tabellenspitze. Dahinter reihte sich der Private Equity Spezialist Partners Group (+2.2%) ein, gefolgt vom Rückversicherer SwissRe (+2.1%) und vom Bauchemiekonzern Sika (+2.0%). Die defensiven Indexschwergewichte konnten im gestrigen prozyklischen Umfeld nicht so stark zu legen. Novartis (+0.5%) und Roche (+0.3%) schlossen leicht höher, während Nestlé (-0.02%) nahezu auf dem Vortageskurs pendelte. Am Tabellenende war der Sanitärtechniker Geberit (-1.8%) zu finden. Das Zahlenset fiel zwar grossmehrheitlich in den Erwartungen aus, jedoch belastete die Aussicht, dass der europäische Bausektor auch im 2. Halbjahr 2024 schwächeln dürfte, die Aktie. Daneben stand die Grossbank UBS (-1.0%) neben dem Telekomkonzern Swisscom (-0.8%) auf dem Verkaufszettel. Nach dem besser als erwarteten Zahlenset vom Mittwoch war die UBS gestern von Gewinnmitnahmen betroffen. Unter den SMIM-Werten avancierten im Zuge positiver US-Vorgaben die technologienahen Werte ams-OSRAM (+5.5%) und VAT (+4.4%) deutlich.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +1.70%, DAX: +1.66%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich im Zuge positiver Vorgaben aus den USA und damit nachlassender US-Rezessionssorgen gestern von der freundlichen Seite und legten auf breiter Front zu. Der länderübergreifende EuroStoxx50 und der deutsche DAX avancierten mit je 1.7% am stärksten, gefolgt vom französischen CAC40 (+1.2%) und vom spanischen IBEX35 (+1.2%). Auf Sektorenebene zeigte sich ein prozyklisches Bild. Die Sektoren Technologie, Finanzen und Zyklischer Konsum schwangen obenauf. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Bereiche Versorger und Immobilien ab. An der Spitze des DAX setzte sich mit Infineon (+4.2%) ein Technologiewert ab. Schwach entwickelte hingegen der Konsumgüterkonzern Henkel (-0.6%) .
Aktienmärkte USA
DowJones: +1.39%, S&P500: +1.61%, Nasdaq: +2.34%
Die amerikanischen Aktienmärkte erhielten gestern Auftrieb von nachlassenden US-Rezessionssorgen. Besser als erwartete Zeichen vom US-Einzelhandel sowie stark aufgenommene Quartalsberichte von Cisco Systems (+6.8%) und Walmart (+6.6%) trieben die Indizes an. Am stärksten legte der techlastige Nasdaq (+2.3%) zu, gefolgt vom marktbreiten S&P500 (+1.6%) und vom US-Leitindex DowJones (+1.4%). Der Netzwerkausrüster Cisco Systems erhöhte den Ausblick beim Umsatz stärker als erwartet und sieht nun einen Umsatz von USD 13.65 bis 13.85 Mrd. als erreichbar an. Zudem kündigte der Konzern einen Stellenabbau an. Der Einzelhandelsriese Walmart erhöhte ebenfalls den Umsatzausblick fürs Gesamtjahr und rechnet nun mit einem Umsatzwachstum von 4.75%. Der Konzern kommentierte, dass die Verbraucher weiter wählerisch und wertorientiert einkaufen, jedoch keine schwächere Konsumentenstimmung feststellbar sei.
Unternehmensberichte
Das VZ konnte im 1. Semester 2024 einen 12.8% höheren Betriebsertrag von CHF 252.9 Mio. ausweisen. Angetrieben wurde das Wachstum von allen Sparten, wobei das Versicherungsgeschäft mit 28.6% auf CHF 17.6 Mio. am stärksten zulegte. Die Managementgebühren auf die verwalteten Vermögen konnten indes um 13.9% auf CHF 159.3 Mio. erhöht werden. Die Honorarerträge konnten um 2.2% auf CHF 18.6 Mio. gesteigert werden, was etwas tiefer als noch per Ende des 2. Semester 2023 (CHF 19.1 Mio.) ist. Die Nachfrage nach Beratungen blieb aber weiter hoch. Insgesamt blieb ein 19.1% höherer Reingewinn von CHF 102.8 Mio. In der Berichtsperiode konnte ein Netto-Neugeldzufluss von CHF 2.3 Mrd. verzeichnet werden, was auf Höhe der Vorjahresperiode liegt. Die verwalteten Vermögen (AuM) befanden sich Ende Juni 2024 bei CHF 49.6 Mrd., was CHF 4.7 Mrd. höher ist als noch Ende 2023. Die Eigenkapitalquote konnte um 60 Basispunkt auf 13.6% gesteigert werden. Wegen den tieferen Leitzinsen wird das Zinsergebnis im 2. Halbjahr 2024 tiefer ausfallen. Das VZ erwartet, dass der Betriebsertrag und der Gewinn deshalb im 2. Halbjahr langsamer wachsen werden als noch im 1. Semester. Insgesamt wird fürs gesamte 2024 ein Wachstum auf Höhe des langfristigen Durchschnitts prognostiziert. Eine weitere Dividendenerhöhung wird zudem in Aussicht gestellt. Mit dem Zahlenset übertrifft das VZ die Erwartungen, einzig beim Netto-Neugeldzufluss hätten sich die Marktteilnehmer etwas mehr erhofft.
Mobilezone wies heute Morgen ebenfalls das Zahlenset zum 1. Halbjahr 2024 aus. Der Umsatz konnte um 1.1% auf CHF 479.5 Mio. gesteigert werden. Währungsbereinigt hätte das Plus 3.0% betragen. Dabei konnte die Anzahl an vermittelten Mobilfunk-, Digital-, TV- und Internet-Verträgen um 2.6% auf 737'000 Verträge gesteigert werden. Das Schweizer Retailgeschäft war von tieferen Frequenzzahlen in den Shops betroffen und musste einen Rückgang der Absatzzahlen hinnehmen. Der Umsatz reduzierte sich deshalb im Schweizer Geschäft um 10.6% auf CHF 135 Mio. In Deutschland konnte der Umsatz trotz einem herausfordernden Umfeld um 6.1% auf CHF 346 Mio. erhöht werden. Der EBIT konnte auf Vorjahresniveau bei CHF 28.1 Mio. gehalten werden, was einer EBIT-Marge von 5.9% entspricht. Der Konzerngewinn lag 2.9% tiefer bei CHF 20.3 Mio. Mobilezone bestätigt fürs Gesamtjahr die EBIT-Guidance von CHF 68 bis 75 Mio., peilt jedoch neu das untere Ende davon an. Zudem wird weiterhin eine EBIT-Steigerung von 6.5% auf 8% im Jahr 2025 angepeilt und eine attraktive Dividendenpolitik angestrebt. Das Zahlenset von Mobilezone fällt schwächer als erwartet aus.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.898%; DE: 2.257%; CH: 0.365%
Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe zog im Anschluss an die besser als erwarteten US-Detailumsätze gestern Nachmittag um 10 Basispunkte an. Es ist für die amerikanische Konsumökonomie eine wichtige Grösse. Dies hat der teilweise am Markt diskutierten Fed-Zinssenkung von einem halben Prozentpunkt einen Dämpfer verpasst. An der nächsten Zinssitzung der US-Notenbank in einem Monat wird mit einer Leitzinssenkung von 0.25% gerechnet.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8712
Euro in US-Dollar: 1.0982
Euro in Franken: 0.9567
Der US-Dollar erhielt gestern konjunkturellen Rückenwind durch die besser als erwarteten Daten vom US-Konsum und Arbeitsmarkt. Der USD/CHF-Kurs klettert in der Folge wieder über die Marke von 0.87. Das sind rund 3% über dem Jahrestief von Anfang August, als der Schweizer Franken als «sicherer Hafen» stark nachgefragt wurde.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 77.82 pro Fass
Goldpreis: USD 2'453.56 pro Unze
Die europäischen Erdgaspreise sind zuletzt wieder gestiegen. Der richtungweisende Terminkontrakt TTF an der Börse Amsterdam handelt mit 40 Euro pro MWh auf einem Jahreshöchst, damit jedoch weiterhin deutlich unter dem Höchststand im Jahr 2022 von zeitweise über 300 EUR/MWh.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Detailhandelsumsätze (Juli, MoM)
letzter: -0.2%; erwartet: 0.4%; aktuell: 1.0%
Die Umsätze im US-Detailhandel stiegen im Juli um ein Prozent und übertreffen damit die Erwartungen. Es ist der stärkste Monatsanstieg seit Anfang 2023 und spiegelt damit einen gewissen Nachholbedarf wider, nachdem die US-Haushalte in der ersten Jahreshälfte zurückhaltend waren. Angesichts der Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt und des langsameren Einkommenswachstums geben die US-Haushalte im Grossen und Ganzen aber weiterhin weniger aus als in den Vorjahren.
USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (10. Aug.)
letzte: 234’000; erwartet: 235’000; aktuell: 227’000
Mit dem Anfang August an den Finanzmärkten schlecht aufgenommenen US-Arbeitsmarktbericht rückten zuletzt die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wieder stärker in den Fokus. Diese werden wöchentlich publiziert und sind sehr schwankungsanfällig. Entsprechend werden sie – zumindest in ruhigen Börsenzeiten – kaum beachtet. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind vergangene Woche stärker als erwartet gefallen, was gestern positiv aufgenommen wurde. Der etwas aussagekräftigere 4-Wochenschnitt zeigt weiterhin nach oben, was eine Abschwächung des US-Arbeitsmarktes nahelegt.
Daniel Wachter
8021 Zürich
Angela Truniger
8021 Zürich