30. Oktober 2024, Tägliche Marktsicht

Novartis belastet SMI

Der SMI schloss gestern nach den Quartalszahlen von Novartis deutlich tiefer. Heute stehen die Quartalsberichte von UBS, Sandoz, Gurit, Alphabet, Chipotle Mexican Grill und AMD im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -1.12%, SPI: -1.15%, SMIM: -1.60%

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag deutlich schwächer geschlossen. Der SMI fiel zeitweise unter 12'100 Punkte. Bei Börsenschluss notierte der SMI 1.1% tiefer als am Vortag. Belastet wurde der Index vor allem durch die Verluste bei Novartis nach den Quartalszahlen. Die Novartis-Aktien fielen trotz starker Quartalszahlen um 4.1%. Von den 20 Blue Chips beendeten 15 Werte den Handelstag in der Verlustzone. Neben Novartis bewegten sich unter anderem Partners Group (-0.9%), Lonza (-1.2%), Nestlé (-1.6%), Sika (-1.6%) und Sonova (-2.4%) wesentlich tiefer. Sika wurde von einer Kurszielreduktion eines Brokers belastet. Die Aktien von Sonova litten unter Gewinnmitnahmen, nachdem am Vortag berichtet wurde, dass Costco den Verkauf von Sonova-Hörgeräten wiederaufnimmt, was für einen zusätzlichen Umsatzschub sorgen könnte. Zu den gestrigen Gewinnern gehörten die Titel von Swiss Life (+0.3%) und Logitech (+1.3%). Logitech zeigte Anzeichen einer Erholung, nachdem der Kurs seit der Präsentation der Quartalszahlen deutlich gefallen war. Die UBS (+1.5%) legte am stärksten zu. Berichten zufolge plant die UBS nach der Integration der Credit Suisse die Übernahme eines US-Vermögensversverwalters, um ihre Präsenz auszubauen. Dabei will die Bank dem Modell von Morgan Stanley folgen. Die UBS legt heute die Quartalszahlen vor. Am breiten Markt erzielten die Aktien von TX Group (+2.4%), DocMorris (+2.8%) und Kuros (+4.3%) deutliche Kurszuwächse. Auf der Verliererseite befanden sich unter anderem die Titel von Autoneum (-3.1%), Temenos (-3.3%), Baloise (-3.8%) SIG (-4.4%), Clariant (-5.1%) und Straumann (-7.4%). Letztere drei Aktien fielen aufgrund der jeweils enttäuschenden Quartalszahlen. Der Telekomkonzern Sunrise wird am 15. November an der Schweizer Börse SIX kotiert, nachdem die Abspaltung vom Mutterkonzern Liberty Global beschlossen wurde. Die bisherigen Liberty-Aktionäre erhalten dabei Sunrise-Aktien. Trotz der operativen Trennung bleibt Sunrise über Dienstleistungsverträge mit Liberty Global verbunden. Liberty Global hatte Sunrise 2020 für CHF 6.8 Mrd. übernommen und mit UPC zusammengeführt, um der Swisscom Konkurrenz zu bieten. Nach dem Delisting im Jahr 2021 kehrt Sunrise nun an die Börse zurück.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.40%, DAX: -0.27%

Die europäischen Aktienmärkte gaben im Verlauf des Handelstages ihre frühen Gewinne ab und schlossen überwiegend im Minus. Die Anleger gaben sich vor dem Start der Big-Tech-Berichtssaison sowie der nahenden US-Präsidentschaftswahl vorsichtig. Der länderübergreifende Eurozonenleitindex Eurostoxx50 schloss mit einem Minus von 0.4%. Der spanische IBEX35 verlor 0.9%, während der britische FTSE100 0.8% rückläufig war. Der französische CAC40 schloss 0.6% tiefer und der deutsche DAX 0.3%. In der Sektorenbetrachtung schaffte es einzig Technologie in die Gewinnzone, während die übrigen zehn Sektoren Verluste zu verbuchen hatten. Besonders deutlich traf es die Bereiche Gesundheit, Nichtzyklischer Konsum, Versorger und Energie. Die Titel von Schuh- und Kleiderhersteller adidas gewannen 3.8% hinzu. In den präsentierten Quartalszahlen meldete adidas starkes Wachstum dank CEO Bjorn Guldens Umstrukturierungsplan. Dieser zeigte sich mit einem zweistelligem Umsatzplus in fast allen Regionen ausser Nordamerika, wo sinkende Yeezy-Verkäufe belasteten. Die Aktien von Lufthansa fielen um 5.2%, nachdem die Quartalszahlen eher schwach ausfielen.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.36%, S&P500: +0.16%, Nasdaq: +0.78%

Die amerikanischen Aktienmärkte tendierten gestern uneinheitlich. Die Technologiewerte erhielten dank der anstehenden Zahlenpräsentationen Auftrieb, weshalb der Nasdaq 0.8% höher schloss. Der Leitindex DowJones verzeichnete einen Rückgang von 0.4%, während der marktbreite S&P500 0.2% zulegte. Mit Alphabet wurde nach Börsenschluss am Dienstag die ereignisreiche Woche der Quartalszahlen der Big-Tech-Unternehmen eingeläutet. Weiter auf dem Wochenprogramm stehen unter anderem noch Microsoft, Meta, Apple und Amazon. Aus Branchensicht waren die Bereiche Kommunikationsdienstleistungen und Technologie gefragt. Weniger gesucht waren Nichtzyklischer Konsum, Energie und Versorger. In der Einzeltitelbetrachtung gewannen die Aktien von Cadence Design Systems (+12.5%) dank einem positiv aufgenommenen Zahlenset deutlich hinzu. Die Aktien von Ford (-8.4%) fielen, nachdem das Unternehmen ankündigte, dass der Jahresgewinn am unteren Ende der Prognose liegen wird.

Unternehmensberichte

Im 3. Quartal 2024 erzielte die UBS ein Vorsteuerergebnis von USD 1.9 Mrd. (bereinigt: USD 2.4 Mrd.) und einen Nettogewinn von USD 1.4 Mrd. Das Unternehmen setzte seinen Kundenwachstumskurs mit USD 25 Mrd. an Netto-Neugeschäft in der Global Wealth Management-Sparte fort und ist auf gutem Weg, das Ziel von USD 100 Mrd. an Netto-Neugeldzuflüssen im Gesamtjahr 2024 zu erreichen. Die verwalteten Vermögenswerte der Gruppe stiegen um 15% im Jahresvergleich auf USD 6.2 Bio. Starke Transaktionsaktivitäten führten zu einem Anstieg der Einnahmen im Bereich Global Wealth Management um 19% sowie der Einnahmen im Global Markets-Segment um 31% im Jahresvergleich. Die erste Phase der Kundenmigrationen aus der Integration von Credit Suisse wurde erfolgreich abgeschlossen, und die Migrationen in Singapur und Japan sind bis Jahresende geplant. Die Schweiz soll 2025 folgen. Eine starke Kapitalposition ermöglichte eine beschleunigte Umsetzung der Kapitalanpassungen und stützte die Dividendenziele für 2025 und 2026. Mit den ausgewiesenen Quartalszahlen übertrifft die UBS die Analystenerwartungen.

Sandoz verzeichnete im 3. Quartal 2024 einen Nettoumsatz von USD 2.6 Mrd., was einem Anstieg von 12% entspricht. Für die ersten neun Monate des Jahres erreichte der Nettoumsatz USD 7.6 Mrd., ein Plus von 9%. Das Unternehmen erreichte ein starkes Wachstum im Bereich Biosimilars mit einem Anstieg von 37%, gestützt durch das bestehende Portfolio und neue Produkteinführungen. Der Generika-Umsatz beschleunigte sich vor allem in Europa. CEO Richard Saynor betonte den Fokus auf Umsetzung und wichtige Fortschritte im Biosimilar-Geschäft. In den letzten Monaten erhielt das Unternehmen wichtige Zulassungen in den USA und in Europa. Sandoz erhöhte seine Umsatzwachstumsprognose für das Gesamtjahr auf hohe einstellige Zuwächse und bestätigte eine Kern-EBITDA-Marge von rund 20%. Das ausgewiesene Zahlenset von Sandoz erfüllte die Analystenerwartungen.

Georg Fischer hat heute Morgen eine umfassende Neuaufstellung angekündigt. Das Maschinengeschäft (Machining Solutions) wird an die privat gehaltene United Grinding Group verkauft, die von Martin Ebner kontrolliert wird. Dabei wird die Sparte mit einem Wert zwischen CHF 630 und 650 Mio. bewertet. Der Verkauf soll im 1. Halbjahr 2025 abgeschlossen werden. Zudem prüft Georg Fischer verschiedene Optionen für die Leichtmetall-Gussdivision (Casting Solutions). Beide Bereiche und insbesondere die Maschinen-Division haben zuletzt unter dem schwachen Konjunkturumfeld gelitten. In Zukunft will sich Georg Fischer ausschliesslich auf das profitable Geschäft mit Rohrleitungssystemen konzentrieren, das bereits heute einen Grossteil des Gewinns erwirtschaftet. Gleichzeitig kündigte das Management eine Reduktion der Jahresziele an und rechnet neu nur noch mit einer flachen Umsatzentwicklung (zuvor: organisches Wachstum) und einer EBIT-Marge von 9% (zuvor: 10% bis 12%).

Gurit gab heute die Umsatzzahlen zu den ersten neun Monaten 2024 bekannt. Im Vorjahresvergleich reduzierte sich der Umsatz um 10.6% auf CHF 315.1 Mio. Eine tiefere Nachfrage über alle drei Segmente führte zu diesem Rückgang. Da sich der Windmarkt nicht in den Erwartungen entwickelt, initiiert Gurit eine Neuausrichtung der Unternehmensstrategie und des Portfolios. Um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit im Windgeschäft sicherzustellen, soll das Windgeschäft verkleinert werden und der Fokus auf attraktive Bereiche, wo mit einer Beschleunigung des Wachstums gerechnet wird, fokussiert werden. Daneben soll die Effizienz gesteigert und die indirekten Kosten gesenkt werden. Die anfallenden Restrukturierungskosten sollen hauptsächlich im Jahr 2024 anfallen. CEO Mitja Schulz verlässt per sofort das Unternehmen. Ad Interim übernimmt CFO Javier Perez Freije die Unternehmensleitung. Der Jahresausblick wird vom Unternehmen bestätigt. So wird ein Umsatz von CHF 435 Mio. angepeilt und eine bereinigte Betriebsgewinnmarge zwischen 5% und 8% erwartet. Gurit verfehlt beim Umsatz die Markterwartungen.

Alphabet verzeichnete im 3. Quartal Gewinne und Umsätze, die über den Analystenerwartungen lagen. Der Umsatz für das Quartal betrug USD 88.27 Mrd. Im Vorjahr lag der Umsatz bei USD 76.69 Mrd. Der Google-Mutterkonzern erzielte einen Gewinn von USD 2.12 pro Aktie. Die Investitionsausgaben beliefen sich auf USD 13.06 Mrd. und somit über den Schätzungen. Dabei investiert Alphabet weiterhin stark in seine KI-Infrastruktur. Der Umsatz im Cloud-Bereich stieg um 35% gegenüber dem Vorjahr auf USD 11.35 Mrd. Auch die YouTube-Werbeeinnahmen lagen mit USD 8.92 Mrd. über den Erwartungen. Der Umsatz im Suchgeschäft belief sich auf USD 49.39 Mrd. Auch diese Einnahmen übertrafen die Erwartungen. Die Zahlen wurden positiv aufgenommen und die Aktie stieg nachbörslich um 5.9%.

Chipotle Mexican Grill vermeldete für das 3. Quartal gestiegene Same-Store-Sales (Umsatzperformance pro Restaurant im Jahresvergleich) von 6% gegenüber 5% im Vorjahr. Damit lag dieser Wert aber unter den Erwartungen von 6.4%. Das bereinigte Ergebnis pro Aktie (EPS) lag bei USD 0.27 und übertraf damit die Schätzungen. Der Umsatz betrug USD 2.79 Mrd., ein Plus von 13% im Jahresvergleich. Die operative Betriebsmarge lag bei 16.9% gegenüber 16% im Vorjahr. Die Restaurant-Betriebsmarge sank leicht auf 25.5% gegenüber 26.3% im Vorjahr. Chipotle eröffnete im abgelaufenen Quartal 86 neue Restaurants, was einem Zuwachs von 39% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet das Unternehmen nach wie vor mit einem Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Bereich. Die Geschäftsleitung gab bekannt, dass ein zusätzliches Aktienrückkaufprogramm in Höhe von USD 900 Mio. genehmigt wurde. Die präsentierten Quartalszahlen waren insgesamt gemischt, wobei mit den Same-Store-Sales eine wichtige Kenngrösse verfehlt wurde. Die Aktie gab nachbörslich 5.3.% nach. 

AMD meldete für das 3. Quartal einen Umsatz von USD 6.8 Mrd. und übertraf damit die Analystenerwartungen. Der Gewinn lag bei USD 0.92 pro Aktie und entsprach den Erwartungen. Insgesamt stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 18%, hauptsächlich getragen durch die Einnahmen aus dem Datacenter-Bereich, die auf USD 3.5 Mrd. anstiegen. Die Umsätze im Datacenter erhöhten sich im Jahresvergleich somit um 122%. Der Umsatz im Client-Segment erreichte USD 1.9 Mrd., ein Plus von 29% im Jahresvergleich. Die Gaming-Einnahmen fielen hingegen um 69% auf USD 462 Mio. Der Umsatz im Embedded-Bereich sank um 25% auf USD 927 Mio. AMD vermerkte jedoch, dass sich die Embedded-Einnahmen im Quartalsvergleich um 8% erhöhten, da die Nachfrage in mehreren Endmärkten anstieg. AMD CEO Lisa Su sieht unverändert bedeutende Wachstumschancen in den Bereichen Datacenter, Client und Embedded, die durch die starke Nachfrage nach Rechenleistung angetrieben werden. Für das vierte Quartal rechnet AMD mit einem Umsatz von etwa USD 7.5 Mrd. Trotz solider Quartalszahlen verloren die Aktien nachbörslich 7.6%.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.244%; DE: 2.335%; CH: 0.381%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe erreichte gestern mit 4.33% zeitweise den höchsten Stand seit Anfang Juli, fiel dann aber wieder zurück. Aus den USA kamen gestern gemischte Konjunkturdaten. Im Wochenverlauf gibt es weitere Gelegenheiten, den Puls zu fühlen. So stehen in den USA die BIP-Zahlen für das dritte Quartal (Mittwoch) sowie der US-Arbeitsmarktbericht für Oktober (Freitag) auf der Agenda.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8673
Euro in US-Dollar: 1.0815
Euro in Franken: 0.9380

Nach einer Schwächephase im August und September konnte der US-Dollar im Oktober gegenüber allen G10-Währungen wieder Boden gut machen. Die widerstandsfähige US-Konjunktur dämpfte die Zinssenkungseuphorie und so konnte sich der Greenback gegenüber dem Franken von seinem Anfang Oktober markierten Jahrestief lösen. Die Marke von 0.87 konnte der USD/CHF-Kurs in den letzten Tagen jedoch nicht überwinden.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 67.73 pro Fass
Goldpreis: USD 2'783.26 pro Unze

Der Ölpreis notiert im Monatsvergleich unverändert. Der Goldpreis hingegen zeigt trotz eines stärkeren Dollars und steigender Zinsen einen Aufwärtstrend. Der Goldpreis ist in den letzten drei Handelswochen um 7% gestiegen und notiert derzeit in US-Dollar auf einem Allzeithoch.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Konsumentenstimmung (Oktober)
letzter: 99.2; erwartet: 99.5; aktuell: 108.7

Aus den USA kamen gestern gemischte Daten. Der vom Marktforschungsinstitut Conference Board erhobene Stimmungsindikator fällt im Oktober besser aus als erwartet. Die Verbraucher zeigten sich optimistischer als im Vormonat in Bezug auf die Gesamtwirtschaft und den Arbeitsmarkt. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist für die US-Konsumenten ein zentraler Faktor, ohne Jobsicherheit schränken sie ihre Ausgaben ein. Ein separater Bericht vom Dienstag zeigte jedoch auch, dass die Zahl der offenen Stellen in den USA im September auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2021 gefallen ist und die Zahl der Entlassungen zugenommen hat, was auf eine Verlangsamung des Arbeitsmarktes hindeutet.

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich