19. Juli 2024, Tägliche Marktsicht
Quartalsergebnisse belasten SMI
Der Schweizer Aktienmarkt wurde gestern von den negativ aufgenommenen Quartalszahlen von Novartis und ABB belastet. Heute steht das Halbjahresergebnis von Schindler an. Die EZB nahm gestern wie erwartet keinen Zinssenkungsschritt vor.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.70%, SPI: -0.58%, SMIM: -0.16%
Nach den positiven Vortagen legte der Schweizer Aktienmarkt gestern wieder den Rückwärtsgang ein. Grund dafür waren negativ aufgenommene Quartalsergebnisse von zwei Blue Chips. Novartis (-4.0%) und ABB (-5.6%) konnten mit den vorgelegten Zahlen die Markterwartungen nicht erfüllen. So hob Novartis zwar die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr an, die Marktteilnehmer rechneten aber damit, dass auch der Umsatz höher ausfallen dürfte. ABB verfehlte die Erwartungen und wurde nach der starken Kursentwicklung seit Anfang Jahr von mehr als 40% zudem von Gewinnmitnahmen belastet. An der Tabellenspitze des SMI notierte der Life Science Konzern Lonza (+1.7%), gefolgt von Pharmaschwergewicht Roche (+1.6%) und dem Bauchemiekonzern Sika (+1.1%). Roche erhielt auch gestern von den positiven Studiendaten zu einem GLP-1-Medikament, welche am Mittwoch publiziert wurden, Auftrieb. Auch der Nahrungsmittelkonzern Nestlé konnte mit einem Plus von 0.7% höher schliessen. Am breiten Markt wurden die Aktien des Vakuumventilspezialisten VAT (-9.4%) abgestraft, welcher für das 3. Quartal von einer moderateren als erwarteten Umsatzentwicklung ausgehen. Zudem belasteten auch die Abgaben bei den US-Techwerten. SFS (+1.6%) traf in etwa die Markterwartungen und legte zu. Georg Fischer konnte trotz durchwachsenem Zahlenset um 5.7% höher schliessen. Der Industriekonzern Rieter musste einen rückläufigen Umsatz und auch einen tieferen Gewinn bekanntgeben und kappte den Jahresausblick. Die Aktie geriet daraufhin unter Druck und schloss letztlich 9.7% tiefer. Besser lief der Geschäftsgang bei Sulzer. Der Industriekonzern hob Bestelleingangs- sowie Umsatzprognose an, was von den Anlegern goutiert wurde. Die Aktie avancierte um 2.1%.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.44%, DAX: -0.45%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern uneinheitlich. Der gestrige EZB-Zinsentscheid, an welchem wie erwartet keine Veränderung vorgenommen wurde, hatte nur am frühen Nachmittag einen positiven Einfluss. Nach Start der US-Börsen verpuffte dieser Effekt teilweise wieder. Die stärksten Abgaben verzeichneten der deutsche DAX und der länderübergreifende EuroStoxx50, welche zwischen 0.4% und 0.5% tiefer schlossen. Positiv in Szene setzen konnten sich der italienische FTSE MIB und der spanische IBEX35, welche je 0.4% höher aus dem Handel gingen. Auf Branchensicht schwangen die Bereiche Energie, Kommunikationsdienste und Nichtzyklischer Konsum obenauf. Unterdurchschnittlich schlossen weiterhin die Technologiewerte ab, wie auch die Sektoren Gesundheit und Industrie.
Aktienmärkte USA
DowJones: -1.29%, S&P500: -0.78%, Nasdaq: -0.70%
Für die amerikanischen Aktienmärkte ging es gestern abwärts. Zwar erreichte der US-Leitindex DowJones im frühen Handel ein weiteres neues Rekordhoch. Das Niveau konnte aber nicht gehalten werden und die Gewinne bröckelten nach und nach ab. Letztlich blieb ein Minus von 1.3%. Der marktbreite S&P500 konnte sich etwas besser halten und verlor 0.8%. Der technologielastige Nasdaq konnte sich nach den deutlichen Kursverlusten des Vortages etwas fangen und schloss noch 0.7% im Minus. Auf Sektorenebene schwang einzig der Energiesektor obenauf. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Bereiche Gesundheit, Finanzen und Zyklischer Konsum ab. Auf dem Verkaufszettel im S&P500 Index stand die Pizzakette Domino’s Pizza. Grund dafür waren schwächer als erwartete Quartalszahlen und das gekappte Filialwachstumsziel, die einen Kursrutsch von 13.6% auslösten. Die Aktien von Meta zogen um 3.0% an. Berichten zufolge möchte der Konzern einen 5%-Anteil am französischen Brillenkonzern EssilorLuxottica für knapp USD 5 Mrd. erwerben.
Unternehmensberichte
Schindler musste im 1. Halbjahr 2024 einen 2.9% tieferen Auftragseingang von CHF 5.8 Mrd. ausweisen. Insbesondere das Neuanlagengeschäft vor allem in China war rückläufig. Im 1. Semester 2024 reduzierte sich der Umsatz um 2.3% auf CHF 5.6 Mrd. Dafür verantwortlich war der starke Schweizer Franken. Organisch, d.h. in Lokalwährungen, wäre der Umsatz um 1.4% gewachsen. In Lokalwährungen konnte der Umsatz in den Regionen EMEA, Amerika und Asien Pazifik erhöht werden, jedoch drückte die anhaltende Schwäche in China auf das Ergebnis. Die Profitabilität konnte aber erhöht werden, was der verbesserten operativen Effizienz, Änderungen der Preispolitik und einem besseren Business-Mix zuzuschreiben sind. Der operative Gewinn (EBIT) erhöhte sich um 2.7% auf CHF 618 Mio., was einer 50 Basispunkte höheren EBIT-Marge von 11.0% entspricht. Unter dem Strich blieb ein 6.7% höherer Reingewinn von CHF 494 Mio. Der Jahresausblick wurde bestätigt. So erwartet der Konzern ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen im tiefen einstelligen Prozentbereich und eine EBIT-Marge von 11%, worin CHF 80 Mio. Restrukturierungskosten beinhaltet sind. Mit den vorgelegten Zahlen erfüllt Schindler die Erwartungen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.212%; DE: 2.428%; CH: 0.499%
Die Rendite des richtungsweisenden 10-jährigen US-Treasury ist gestern leicht gestiegen. Im Fokus stand gestern jedoch der Zinsentscheid der europäischen Zentralbank. Diese hat wie erwartet beschlossen ihren Leitzins unverändert zu lassen. An den Kapitalmärkten hatte dieser Entscheid nur kurzzeitig einen Effekt.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8893
Euro in US-Dollar: 1.0888
Euro in Franken: 0.9683
Der US-Dollar hat gestern gegenüber allen G10-Währungen zugelegt. Der Zinsentscheid der europäischen Zentralbank hatte nur begrenzten Einfluss an den Devisenmärkten. Nachdem die EZB wie erwartet keinen Zinsschritt vornahm, verlor der Euro gegenüber dem US-Dollar an Wert. Gegenüber anderen Währungen wie zum Beispiel dem Schweizer Franken konnte die Gemeinschaftswährung aber leicht zulegen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 82.27 pro Fass
Goldpreis: USD 2'423.46 pro Unze
Der Ölpreis konnte gestern nicht an seine Gewinne vom Vortag anschliessen. Obwohl die Ölreserven in den USA auf den niedrigsten Stand seit Februar gesunken sind, ist der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate gestern wieder unter 83 US-Dollar gefallen.
Wirtschaft und Konjunktur
Europäische Zentralbank: Leitzins (Einlagefazilität)
letzter: 3.75%; erwartet: 3.75%; aktuell: 3.75%
Nachdem die europäische Zentralbank vergangenen Monat die Zinswende eingeläutet hat und erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsen gesenkt hat, legt sie nun eine Pause ein. Dies wurde von den Marktteilnehmenden so erwartet. Hinsichtlich des weiteren Zinspfades liess sich EZB-Präsidentin, Christine Lagarde, nicht zu stark in die Karten blicken. Sie betonte erneut, dass die EZB von Sitzung zu Sitzung entscheiden werde und sich dabei auf die Entwicklung der Konjunktur- und Inflationsdaten abstützen werde.
USA: Vorlaufende Konjunkturindikatoren (Juni)
letzte: -0.4%; erwartet: -0.3%; aktuell: -0.2%
Der Index der vorlaufenden Indikatoren, welcher vom Conference Board erhoben wird, sank im Juni um 0.2% und damit etwas weniger stark als erwartet. Der Sammelindex setzt sich aus zehn Frühindikatoren, wie beispielsweise den Neuaufträgen in der Industrie oder den Arbeitslosenanträgen, zusammen.
Céline Koster
8021 Zürich
Angela Truniger
8021 Zürich