23. Oktober 2024, Tägliche Marktsicht
Schwacher Schweizer Aktienmarkt zur Wochenmitte
Der SMI setzte gestern seinen jüngsten Abwärtskurs fort und gab 0.8% nach. Heute stehen die Quartalsberichte von Roche, Kühne + Nagel, EMS-Chemie und u-blox im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.80%, SPI -0.52%, SMIM: -0.35%
Der Schweizer Aktienmarkt knüpfte gestern an die schwache Vortagesentwicklung an. In einem von Vorsicht geprägten Umfeld ohne grosse Impulse aus dem Unternehmensbereich nahmen die Anleger Gewinne mit. Der SMI verlor zeitweise mehr als 1%, erholte sich kurz vor Handelsschluss noch etwas und schloss schliesslich 0.8% schwächer. 18 der 20 grosskapitalisierten Werte im Leitindex gingen mit zum Teil deutlichen Kursverlusten aus dem Handel. Am Ende des Tableaus sackten die Aktien von Logitech um 6.5% ab. Sie regierten bei Eröffnung zunächst positiv auf das gestern vorgelegte Zahlenset zum 3. Quartal, gaben dann aber deutlich nach und beendeten den Handelstag schliesslich 6.5% tiefer. Die Quartalszahlen des Computerzubehörherstellers lagen zwar innerhalb der Erwartungen, wurden aber von den meisten Analysten zurückhaltend beurteilt. Ebenfalls zu den schwächsten Werten gehörten Swiss Re (-1.7%). Der Rückversicherer wurde von den Quartalszahlen des Konkurrenten Munich Re gebremst, der vor einer erheblichen Schadenlast im Zusammenhang mit den jüngsten Hurrikan-Katastrophen in den USA warnte. Die Aktien der Branchennachbarn Zurich Insurance (-1.1%) und Swiss Life (-1.2%) standen ebenfalls unter Abgabedruck. Im Soge von europaweit schwachen Bauzuliefer-Aktien verlor Holcim 0.9%, während Geberit um 2.0% zurückfiel. Auf der Indexentwicklung lastete zudem die schwache Entwicklung des Schwergewichts Novartis, dessen Aktien ohne nennenswerte Neuigkeiten um 1.6% nachgaben. Unter den wenigen Gewinnern reihten sich die Aktien von UBS (+0.1%) und Richemont (+0.2%) ein. Im breiten Markt zogen die Aktien von SIG entgegen dem schwachen Markttrend um 2.0% an. Der Verpackungshersteller erhielt Rückenwind von der Ankündigung eines neuen VR-Präsidenten. Die Aktien des Autoindustrie-Zulieferers Autoneum zogen nach einer Kaufempfehlung eines Brokers um 5.1% an.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.04%, DAX: -0.20%
Die europäischen Aktienmärkte traten zur Wochenmitte an Ort und Stelle. Vor den anstehenden Quartalsberichten der US-Börsenschwergewichte hielten sich die Marktteilnehmer zurück. Der EuroStoxx50 gab 0.04% nach, während der DAX 0.2% tiefer schloss. Aus Branchensicht gehörten Immobilien, Versicherer und Versorger zu den schwächsten Bereichen. Auf der Gewinnerseite standen Autohersteller, Minenwerte, Technologieunternehmen und Reiseanbieter. Bei den Einzelwerten stand unter anderem Randstad im Fokus. Der Personaldienstleister übertraf mit seinem Quartalsergebnis die Analystenerwartungen, worauf die Aktie 2.4% anzog. Ebenfalls positiv überraschte der Quartalsbericht von SAP. Der Softwarekonzern hatte am Dienstagabend Zahlen vorgelegt und überzeugte mit einem optimistischen Ausblick. Nachdem die Aktien zunächst fast 6% anzogen, gingen sie schliesslich noch 2.1% höher aus dem Handel. In die andere Richtung ging es für Munich RE. Der Rückversicherer verfehlte mit seinem Zwischenbericht die Analystenerwartungen, worauf die Aktie 2.1% nachgab.
Aktienmärkte USA
DowJones: -0.02%, S&P500: -0.05%, Nasdaq: +0.18%
An den amerikanischen Aktienmärkten zeigten sich die Marktteilnehmer gestern ebenfalls zurückhaltend gestimmt. Zudem erhielten die Zinshoffnungen einen Dämpfer, nachdem sich einige Fed-Mitglieder zuletzt zurückhaltend zum Tempo der möglichen Zinssenkungen geäussert hatten. Der DowJones schoss 0.02% tiefer, während der S&P500 um 0.05% zurückfiel. Der technologielastige Nasdaq schloss 0.2% höher. Auf Einzeltitelebene standen unter anderem die Aktien von 3M im Fokus, die zunächst positiv auf die 3. Quartalszahlen und die erhöhte Gewinnprognose reagierten, aber schliesslich 2.3% tiefer aus dem Handel gingen. Auch die Quartalszahlen von GE Aerospace kamen nicht gut an. Die Aktien des Triebwerkherstellers brachen um 9.1% ein. Der Tabakkonzern Philip Morris übertraf hingegen mit dem Quartalsgewinn die Analystenerwartungen, worauf die Aktie 10.5% zulegte.
Unternehmensberichte
Roche veröffentlichte heute Morgen Umsatzzahlen zu den ersten 9 Monaten 2024. Der Pharmakonzern steigerte den Umsatz im Vorjahresvergleich um 2% auf CHF 45.0 Mrd. Bereinigt um Wechselkurseffekte entspricht dies einem Plus von 6%. In der Pharmasparte erhöhte sich der Umsatz wechselkursbereinigt um 7% auf CHF 34.3 Mrd. Im Diagnostikbereich stieg der Umsatz währungsbereinigt um 5% auf CHF 10.7 Mrd. In Bezug auf die Jahreszielsetzung, die einen währungsbereinigten Umsatzanstieg im mittleren, einstelligen Prozentbereich anstrebt, sieht sich Roche weiterhin auf Kurs. Beim Kerngewinn wird nach wie vor ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich erwartet. Die Umsatzzahlen fallen etwas besser aus, als von den Analysten prognostiziert.
Kühne + Nagel steigerte den Nettoumsatz im 3. Quartal 2024 um 19% auf CHF 6.49 Mrd. Der um die volatile Entwicklung der Frachtraten bereinigte Rohertrag stieg um 5% auf CHF 2.19 Mrd. Beim operativen Gewinn auf Stufe EBIT berichtete der Frachtlogistiker ein Wachstum von 2% auf CHF 455 Mio. Die Konversionsmarge, die den EBIT ins Verhältnis zum Rohertrag stellt, belief sich auf 20.8% Diese liegt etwas unter den 21.5% aus dem Vorjahresquartal. Im Vergleich zu den ersten beiden Quartalen des Jahres 2024, bei denen die Konversionsmarge bei 18.1% respektive 18.3% stand, zeigte sich hingegen eine Verbesserung. Zur positiven operativen Entwicklung haben laut dem Unternehmen auch die jüngsten Sparmassnahmen beigetragen. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein um 6% höherer Reingewinn von CHF 339 Mio. Auf einen konkreten Ausblick für das Gesamtjahr verzichtet das Management wie üblich. Das Zahlenset übertrifft die Erwartungen beim Nettoumsatz und erfüllt sie bei den übrigen Kennzahlen.
EMS-Chemie musste in den ersten 9 Monaten einen Umsatzrückgang von 6.3% auf CHF 1.6 Mrd. hinnehmen. Bereinigt um den starken CHF lag der Rückgang bei 2.4%. Zu schaffen macht dem Chemiekonzern die schwache konjunkturelle Entwicklung und insbesondere die kriselnde Autoindustrie. Im Hauptbereich Hochleistungspolymere sank der Umsatz währungsbereinigt um 3.2% auf CHF 1.4 Mrd. Positiv entwickelte sich dagegen der Nebenbereich Spezialchemikalien, der den Umsatz währungsbereinigt um 6% auf CHF 152 Mio. steigern konnte. Beim operativen Gewinn auf Stufe EBIT sieht EMS den Vorjahreswert deutlich übertroffen, nennt aber wie üblich im 3. Quartal keine konkreten Gewinnzahlen. Trotz des anhaltend schwierigen Konjunkturumfelds hält das Management an seinem Jahresausblick fest. Der Nettoumsatz wird weiterhin leicht unter dem Wert von 2023 erwartet, während der EBIT leicht über dem Vorjahr liegen soll. Die Umsatzzahlen bleiben leicht unter dem Analystenkonsens.
U-blox musste im 3. Quartal 2024 einen Umsatzrückgang von 25% auf CHF 77.6 Mio. hinnehmen. Zu schaffen macht dem Technologieunternehmen insbesondere die schwache Auftragsentwicklung im Automobil- und Industriebreich. Im Vergleich zum 2. Quartal verbesserte sich der Umsatz um 19%. Auf Stufe EBIT verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von 11.1 Mio., im Vergleich zu einem Verlust von 4.4 Mio. im Vorjahresquartal. Beim bereinigten EBIT belief sich der Verlust auf CHF 7.0 Mio., was einer bereinigten EBIT-Marge von -9.1% entspricht (Vorjahr: -2.3%). Das Unternehmen rechnet kurzfristig weiterhin mit einem anspruchsvollen Umfeld, sieht sich aber langfristig gut aufgestellt. Im laufenden 4. Quartal rechnet das Management noch nicht mit einer Verbesserung und setzt sich ein Umsatzziel zwischen CHF 60 und 70 Mio. Bei der bereinigten EBIT-Marge rechnet u-blox mit einem Wert zwischen -25% und -15%. Ab 2025 sieht u-blox dann das Potenzial für eine Erholung. Das Zahlenset und der Ausblick verfehlen die Analystenerwartungen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.236%; DE: 2.316%; CH: 0.399%
Die Kapitalmärkte blieben gestern mangels neuer Konjunkturdaten ohne Impulse. Insgesamt setzte die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ihren Aufwärtstrend der letzten Tage jedoch fort und notiert wieder über 4.20%. Im Verlauf der Woche stehen die Resultate der Einkaufsmanagerumfrage auf der Agenda, die für etwas mehr Bewegung sorgen könnten.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8672
Euro in US-Dollar: 1.0805
Euro in Franken: 0.9365
Der Euro stand auch gestern wieder unter Druck und büsste gegenüber den meisten G10-Währungen an Terrain ein. Schwächer zeigte sich im Vorfeld der Ende Monat stattfindenden Parlamentswahlen in Japan lediglich der Japanische Yen. Gemäss Umfragen ist jüngst das Risiko einer Minderheitskoalition deutlich angestiegen, was zu Verunsicherung führt.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 71.65 pro Fass
Goldpreis: USD 2'753.02 pro Unze
Der Ölpreis hat am gestrigen Handelstag weiter zugelegt und liegt nun wieder deutlich über der Marke von 70-US-Dollar das Fass. Preistreibend wirkten einmal mehr die Unruhen im Nahen Osten, die mit erneuten israelischen Luftangriffen im Libanon wieder zugenommen haben. Stützend wirken zudem die angekündigten Zinssenkungen in China. China ist der wichtigste Nachfrager nach Rohöl und entsprechend wichtig ist seine wirtschaftliche Entwicklung für den Ölmarkt.
Wirtschaft und Konjunktur
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Matthias Müller
8021 Zürich
Patrick Häfeli
8021 Zürich