30. Juli 2024, Tägliche Marktsicht

SMI startet tiefer in die neue Handelswoche

Der SMI wurde am gestrigen Handelstag von der US-Börse in die Verlustzone gedrückt. Heute stehen die Geschäftszahlen von Sika, SIG, Clariant, Kardex, Avolta und Glencore im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.22%, SPI: -0.20%, SMIM: -0.03%

Der Schweizer Aktienmarkt startete schwächer in die neue Handelswoche. Verschiedene Faktoren standen einer positiven Kursentwicklung entgegen. Dazu gehören der ferienbedingt ruhigere Handel sowie die Unsicherheiten rund um die bevorstehende Fed-Sitzung und den Eintritt von Kamala Harris in den US-Wahlkampf. Zuletzt hatten Hoffnungen auf eine Zinssenkung der Fed im September für Auftrieb gesorgt. Eine Ankündigung dieser Zinssenkung an der Sitzung am Mittwoch gilt jedoch als unwahrscheinlich. Für den Euroraum wird heute eine Schätzung für das BIP im zweiten Quartal veröffentlicht. Nach einem leicht positiven Börsenstart belastete der US-Handel am Nachmittag das Marktgeschehen. Der SMI schloss -0.2% tiefer. Von den 20 Blue Chips notierten bei Börsenschluss 12 Werte in der Verlustzone. Gewinnmitnahmen belasteten Logitech (-0.8%), Partners Group (-0.9%), ABB (-0.9%), Lonza (-1.0%) und Richemont (-1.1%). Am stärksten verloren die Titel von Holcim (-2.8%). In der Gewinnzone befanden sich Givaudan (+0.6%), Novartis (+0.6%) und Sika (+0.7%). Am meisten zulegen konnte Kühne + Nagel mit einem Plus von 1.1%. Am breiten Markt fielen die Valoren von Zehnder (-9.4%) aufgrund negativer Analystenkommentare mit einem deutlichen Kursrutsch auf. Das Medizintechnikunternehmen Coltene profitierte von einem Interview des CEOs, dessen Aussagen positiv aufgenommen wurden. Die Titel legten 2.7% zu.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.97%, DAX: -0.53%

Die europäischen Aktienmärkte wurden am Montag erneut in den Sog der schwächelnden US-Börsen gezogen. Die leichten Gewinne zu Handelsbeginn purzelten schon früh in die Verlustzone. Zu Handelsschluss bewegten sich die Indizes auf dem Tagestiefst-Niveau. Der länderübergreifende Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 verbuchte ein Minus von 1.0%. Der französische CAC40 verlor ebenfalls 1.0%. Weniger rückläufig waren der spanische IBEX35 mit einem Verlust von 0.4% und der deutsche DAX mit Verlusten von 0.5%. Der britische Index FTSE100 beendete den Börsentag mit einem Anstieg von 0.1%. In der Branchenbetrachtung gab es mit den Sektoren Immobilien, Gesundheit und Versorger lediglich drei Gewinner. Rückgänge verzeichneten unter anderem die Grundstoffe, Zyklischer Konsum, Nichtzyklischer Konsum und Technologie. Auf Einzeltitelebene überzeugte der Medizintechnikkonzern Philips mit seinen präsentierten Geschäftszahlen, worauf die Aktien des niederländischen Unternehmens 14.6% zulegten.  

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.12%, S&P500: +0.08%, Nasdaq: -0.15%

Die US-Aktienmärkte erlebten am gestrigen Handelstag mehrere Phasen von Aufwärts- und Abwärtsbewegungen, schlossen am Ende dann beinahe unverändert. Der DowJones und der technologielastige Nasdaq schlossen mit leichten Verlusten von 0.1% bzw. 0.2%, während der S&P500 mit 0.1% einen hauchdünnen Gewinn verbuchen konnte. Die Anleger schauen bereits gespannt auf die Fed-Sitzung vom Mittwoch und der bevorstehenden Zinsentscheidung. In der Einzeltitelbetrachtung verbuchte die Fastfood-Kette McDonald’s einen Kursgewinn von 3.7%, nachdem das Unternehmen die neusten Quartalszahlen präsentierte. Zwar verfehlte das Zahlenset die Analystenerwartung, wurde von den Anlegern aber dennoch als positiv gewertet. Zu den Gewinner reihte sich ebenfalls EV-Hersteller Tesla ein (+5.6%). Die Titel profitierten von einer Studie, in der Tesla als «Top Pick» bezeichnet wurde. Der Chiphersteller On Semiconductor legte ebenfalls stark zu. Die vorgelegten Quartalszahlen bescherten der Aktie einen Kurssprung von 11.5%.

Unternehmensberichte

Sika erzielte im ersten Halbjahr 2024 ein solides Betriebsergebnis und konnte die Marktanteile trotz schwieriger Marktbedingungen ausbauen. Die Integration der MBCC-Übernahme verläuft gemäss dem Management erfolgreich und trägt wesentlich zu den positiven Halbjahresergebnissen bei. Sikas Umsatz stieg in Lokalwährungen um 12.8% auf CHF 5.8 Mrd. (Vorjahr: CHF 5.3 Mrd.). In der EMEA-Region wuchs der Umsatz um 13.5%, in den Amerikas um 15.1% und in der Asien/Pazifik-Region um 8.0%. In der EMEA-Region zeigte Deutschland, einer der wichtigsten Märkte im Bauwesen, erste Wachstumszeichen, während hingegen das Automobil- und Industriegeschäft aufgrund rückläufiger Produktionszahlen für Neufahrzeuge im 1. Halbjahr 2024 eine gedämpfte Entwicklung verzeichnete. Im 1. Halbjahr 2024 stieg die EBITDA-Marge auf 18.7% (Vorjahr: 16.5%), wobei der EBITDA einen Rekordwert von CHF 1.1 Mrd. erreichte. Der operative Free Cashflow erreichte mit CHF 401 Mio. ebenfalls ein Allzeithoch (Vorjahr: CHF 322 Mio.). Das Unternehmen erwartet für 2024 ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen von 6-9% und eine Steigerung des EBITDA. Die präsentierten Halbjahreszahlen übertreffen die Analystenerwartungen.

Der Verpackungshersteller SIG steigerte den Gewinn im 1. Halbjahr 2024 um 2.2% auf EUR 1.57 Mrd. Währungsbereinigt lag das Wachstum bei 3.0%. Das Geschäft mit Kartonverpackungen lief gut, während der Umsatz bei Bag-in-Box-Lösungen schwächer ausfiel. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBITDA glitt um 3.7% auf EUR 369.5 Mio. zurück, was einer von 24.9% auf 23.5% gesunkenen EBITDA-Marge entspricht. Grund für den Rückgang waren negative Währungseffekte sowie gestiegene Produktionskosten. Unter dem Strich resultierte ein um 16.8% tieferer bereinigter Reingewinn von EUR 120.2 Mio. Mit dem Zahlenset übertrifft SIG beim Umsatz und EBITDA die Analystenerwartungen leicht. Der Gewinn lag unter den Erwartungen. Jedoch senkt das Unternehmen die Prognose für das Gesamtjahr 2024. Neu wird ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von rund 4% mit einer Schwankungsbreite von +/- 50 Basispunkten erwartet (zuvor: Am unteren Ende von 4% bis 6%). Die EBITDA-Marge wird neu am unteren Ende der Bandbreite von 24% bis 25% gesehen (zuvor: Am unteren Ende von 25% bis 26%).

Clariant publizierte heute Morgen die Zahlen zum 1. Halbjahr 2024. Der Spezialchemiehersteller musste in den ersten sechs Monaten einen Umsatzrückgang von 9% auf CHF 2.07 Mrd. hinnehmen. Bereinigt um Fremdwährungseinflüsse lag der Rückgang bei 7%. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA kam bei CHF 339 Mio. zu liegen, nachdem dieser in der Vorjahresperiode bei CHF 342 Mio. lag. Die entsprechende Marge konnte um 140 Basispunkte auf 16.4% gesteigert werden. Die Margenverbesserung konnte insbesondere durch das laufende Programm zur Performanceverbesserung und der umgesetzten Preisdisziplin umgesetzt werden. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von CHF 176 Mio., nach CHF 232 Mio. in der Vorjahresperiode, was vor allem auf Sondereffekte zurückzuführen ist. Zudem gelang Clariant eine deutliche Steigerung des freien Geldflusses von CHF 78 Mio. im 1. Halbjahr 2023 auf CHF 112 Mio. im 1. Halbjahr 2024. Clariant bestätigt die Umsatzprognose eines flachen bis niedrigem Wachstums in Lokalwährung für das Gesamtjahr, erhöht aber den Ausblick der EBITDA-Marge um 100 Basispunkte auf rund 16%. Dies, obwohl Clariant für eine breite Markterholung in der zweiten Jahreshälfte keine Anzeichen sieht. Die Mittelfristziele werden bestätigt. Mit dem präsentierten Zahlenset übertrifft Clariant auf Stufe Umsatz die Erwartungen leicht, während bei der EBITDA-Marge mit etwas mehr gerechnet wurde.

Bei Kardex normalisierte sich die Geschäftstätigkeit weiter, nachdem in den Vorjahren eine hohe Volatilität herrschte. Trotz wirtschaftlicher Abschwächung stieg die Investitionsbereitschaft. Die Bruttomarge verbesserte sich wegen sinkender Material- und Transportkosten und trotz steigender Gehälter. Dank des hohen Auftragsbestands stiegen die Nettoumsätze um 10.5% auf EUR 370 Mio. Die Aufträge stiegen um 12.9% auf EUR 383 Mio., wobei das Neugeschäft um 12.6% und Life Cycle Services um 13.6% wuchsen. Der Auftragsbestand lag bei EUR 488 Mio. In der Segmentsbetrachtung verzeichneten die automatisierten Produkte eine leichte Nachfrageerholung mit Aufträgen von EUR 264 Mio. bei einem Umsatzanstieg von 8.4% auf EUR 266 Mio. Der EBIT stieg um 7.8% auf EUR 44 Mio. Die Nachfrage nach standardisierten Systemen blieb hoch. Diese erreichten einen Auftragsanstieg von 77.6% auf EUR 118 Mio. und einem Umsatzanstieg von 16.6% auf EUR 104 Mio. Der EBIT für dieses Segment stieg um 33.3% auf EUR 6.0 Mio. Kardex blickt positiv aufs restliche Gesamtjahr und rechnet mit einer Stabilisierung der Inflation und anhaltenden Zinssatzanpassungen. Das Unternehmen erwartet, die kommunizierten finanziellen Ziele einer EBIT-Marge von 10-14% zu erreichen. Die präsentierten Halbjahreszahlen übertreffen die Analystenerwartungen.

Avolta verzeichnete im 1. Halbjahr 2024 ein starkes Umsatzwachstum von 11% und weist auf eine positive Dynamik für das 2. Halbjahr hin. Der Kern-Umsatz stieg auf CHF 6.34 Mrd., das organische Wachstum betrug 7.1%. Die EBITDA-Marge erhöhte sich auf 9.0%, und der Equity Free Cashflow (EFCF) erreichte 213 Mio. CHF. Die Verschuldung sank auf 2.35x EBITDA. Das Management zeigt sich zuversichtlich, die Strategie «Destination 2027» erfolgreich umzusetzen und betonte die starke finanzielle Performance. Trotz herausfordernder Vergleichsbasis zeigten die Schlüsselkennzahlen eine positive Entwicklung. Avolta erwartet eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Entwicklung im 2. Halbjahr 2024 und rechnet langfristig mit einem durchschnittlichen jährlichen Kern-Umsatzwachstum von 5% bis 7% und einer jährlichen Verbesserung der Kern-EBITDA-Marge um 20-40 Basispunkte. Die präsentierten Halbjahreszahlen erfüllen die Analystenerwartungen.

Glencore präsentierte den Produktionsbericht zum 1. Halbjahr 2024. Die eigene Kupferproduktion fiel um 2% auf 462’600 Tonnen, während die Kobaltproduktion um 27% auf 15’900 Tonnen sank. Die Zinkproduktion betrug 417’200 Tonnen, 4% weniger als im Vorjahr, während die Nickelproduktion um 5% auf 44’200 Tonnen zurückging. Die Ferrochromproduktion lag bei 599’000 Tonnen, was einem Rückgang von 16% entspricht. Die Kohlenproduktion sank um 7% auf 50.6 Mio. Tonnen aufgrund geplanter Minen-Schliessungen und Exportengpässen. Das Management bestätigte die Produktionsprognose für 2024 und kündigte an, dass nach der erfolgreichen Übernahme von Elk Valley Resources (EVR) am 11. Juli zusätzliche Stahlherstellungskohlevolumen im 2. Halbjahr dazukommen werden. Im Vergleich zum 1. Halbjahr werden höhere Produktionsmengen erwartet. Die präsentierten 1. Halbjahreszahlen erfüllen die Analystenerwartungen, während der Ausblick übertrifft.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.180%; DE: 2.354%; CH: 0.395%

Die schwächeren Konjunkturdaten aus den USA sowie Europa haben bei den Marktteilnehmern die Erwartung gefestigt, dass die US-Notenbank bereits im September den ersten Zinsschritt tätigt. Entsprechend sind gestern die Kapitalmarktzinsen weiter zurückgeglitten. Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury notiert nur noch knapp über 4%. Die schwächer werdenden Wirtschaftsdaten befeuern die Aussicht auf einen baldigen Zinssenkungszyklus. Es wird Zeit, dass die Fed den Fuss von der Bremse nimmt.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8866
Euro in US-Dollar: 1.0824
Euro in Franken: 0.9597

Der Euro bleibt weiter unter Druck, hat aber in den letzten zwei Tagen gegenüber dem Schweizer Franken eine kleine Gegenbewegung gezeigt. Mittelfristig spricht allerdings wenig für den Euro, auch wenn das Zinsniveau in der Eurozone aktuell immer noch deutlich über demjenigen der Schweiz liegt.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 75.47 pro Fass
Goldpreis: USD 2'386.98 pro Unze

Der Ölpreis notiert mit rund 75 US-Dollar das Fass auf einem vergleichsweise tiefen Stand. Trotz der erhöhten Risikosituation im Nahen Osten scheint die Sorge über die konjunkturelle Abschwächung an den Rohstoffmärkten zu überwiegen.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden keine relevanten Wirtschaftsdaten publiziert. Im Fokus steht diese Woche der Zinsentscheid der US-Notenbank vom Mittwochabend. Wir erwarten vorerst noch keine Änderung der Leitzinsen.

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich