27. September 2024, Tägliche Marktsicht
SNB senkt Leitzins erneut
Die Schweizerische Nationalbank setzt ihren Lockerungszyklus erwartungsgemäss fort. Der SMI schloss derweil 0.5% höher.
Im Fokus
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich entschieden, ihren Leitzins um weitere 25 Basispunkte zu senken. Sie begründete dies mit dem erneut gesunkenen Inflationsdruck, der insbesondere auf den stärkeren Franken, niedrigere Erdölpreise und die für Januar angekündigten Strompreissenkungen zurückzuführen ist. Die neue bedingte Inflationsprognose der SNB liegt trotz des gesenkten Leitzinses deutlich unter der Juni-Prognose, was auch auf geringere Zweitrundeneffekte zurückzuführen sei. Ohne die beschlossene Zinssenkung wäre die neue Prognose gemäss SNB-Präsident Thomas Jordan noch tiefer ausgefallen.
Die Bedeutung der Währungsentwicklung für die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank wurde auch bei der anschliessenden Fragerunde deutlich. Einerseits dürfte das Wirtschaftswachstum in der Schweiz nicht zuletzt wegen des starken Frankens in diesem Jahr eher verhalten ausfallen. Andererseits wurden die importierten Waren und Dienstleistungen aufgrund der Frankenstärke in den letzten Monaten deutlich günstiger, weshalb die Inflation zuletzt tiefer als erwartet ausfiel und die Inflationsaussichten noch einmal nach unten korrigiert werden mussten. Die Schweizerische Nationalbank betont denn auch explizit, dass in den nächsten Quartalen weitere Zinssenkungen notwendig sein könnten, um die Preisstabilität zu sichern.
Wir gehen von einem anhaltenden Aufwärtsdruck auf den Schweizer Franken aus, weshalb wir im Dezember eine weitere Leitzinssenkung auf 0.75% erwarten. Auf die längerfristigen Zinssätze wird dies jedoch keine Auswirkungen mehr haben, da dieser Zinsschritt vom Kapitalmarkt bereits eingepreist ist. Ob auch im nächsten Jahr noch Leitzinssenkungen nötig sein werden, hängt insbesondere von der weiteren Entwicklung der Inflation und des Wechselkurses ab. Derzeit gehen wir jedoch nicht davon aus, dass dies erforderlich sein wird.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.50%, SPI +0.64%, SMIM: +1.11%
Der Schweizer Aktienmarkt knüpfte an die positiven Vortage an und verzeichnete auch gestern Kursgewinne. Insbesondere die Hoffnungen auf die Wirtschaftsankurbelungen in China sorgten für Auftrieb. Die chinesische Zentralbank möchte mit dem Konjunkturpaket den schwächelnden Immobilienmarkt und den verhaltenen Konsum wieder stimulieren. Der SNB-Zinsentscheid, der wie erwartet ausfiel, brachte keine grossen Impulse. Der Schweizer Leitindex SMI schloss 0.5% höher, während der klein- und mittelkapitalisierte SMIM um 1.1% avancieren konnte. Von den 20 Blue Chips im SMI hielten sich die Anzahl Gewinner und Verlierer die Waage. An der Tabellenspitze stand der Luxusgüterkonzern Richemont, der 8.0% höher schloss und von den China-Hoffnungen stark Auftrieb erhielt. Konkurrentin Swatch avancierte gar um 12.8%. Neben den Hoffnungen aus China sorgten Aussagen des CEOs Hayek in der Bilanz über eine mögliche Dekotierung der Aktie für Unterstützung. Heute Morgen dementierte CEO Hayek in der NZZ aber bereits wieder solche möglichen Pläne. Daneben schwangen aber auch Logitech (+2.9%), UBS (+2.3%) und Partners Group (+1.7%) obenauf. Die Indexschwergewichte notierten derweil uneinheitlich. Während Nestlé (+0.6%) als einziges Unternehmen im Plus schliessen konnte, gaben Roche (-0.3%) und Novartis (-1.5%) nach. Im gestrigen Umfeld waren die Versicherungen nicht gefragt. Swiss Re, Swiss Life und Zurich Insurance gaben je zwischen 0.4% und 0.5% nach. Am breiten Markt avancierten die Aktien der Halbleiterzulieferer deutlich. So gewann VAT 5.4% hinzu, während ams-Osram 4.6% höher schloss. Sie profitierten von positiven Quartalszahlen des US-Chipkonzern Micron. Micron konnte besser als erwartete Umsatzzahlen ausweisen und erhöhte die Gewinnaussichten aufgrund einer hohen Nachfrage nach Chips, die für Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz verwendet werden. Stadler Rail legte um 2.7% zu, nachdem das Unternehmen gestern einen Auftrag von der SBB über bis zu 129 Güterlokomotiven verkündete.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +2.35%, DAX: +1.69%
Die europäischen Aktienmärkte erhielten Unterstützung vom aufgelegten Konjunkturprogramm in China. Die Aktienmärkte legten auf breiter Basis zu und verbuchten teils deutliche Kursgewinne. Die stärksten Zuwächse wiesen der länderübergreifende EuroStoxx50 und der französische CAC40 aus, die beide je 2.4% höher schlossen. Dahinter folgten der deutsche DAX (+1.7%) und der italienische FTSE MIB (+1.7%). Aus Branchensicht schwangen die Sektoren Zyklischer Konsum und Technologie obenauf. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Sektoren Energie und Gesundheit ab. Von den Stimuli aus China wurden insbesondere die europäischen Luxusgüterkonzerne nach oben gezogen. So avancierten LVMH (+9.9%), Kering (+9.6%), Christian Dior (+9.2%), Hermes (+9.1%) und Burberry (+8.7%) deutlich.
Aktienmärkte USA
DowJones: +0.62%%, S&P500: +0.40%, Nasdaq: +0.60%
Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich gestern wieder von der freundlichen Seite und verzeichneten Kursgewinne. Besser als erwartete US-Konjunkturdaten sowie das geplante Wirtschaftsprogramm in China sorgten für Rückenwind. Der technologielastige Nasdaq und der US-Leitindex DowJones legten je um 0.6% zu, während der marktbreite S&P500 0.4% höher schloss. Auf Sektorenebene gehörten die Bereiche Grundstoffe, Technologie und Finanzen zu den Überfliegern. Die Sektoren Energie, Immobilien und Versorger waren im gestrigen Umfeld hingegen nicht gefragt. Der US-Chiphersteller Micron stand gestern im Fokus der Marktteilnehmer. Im 4. Quartal konnte der Umsatz um 93% auf USD 7.75 Mrd. gesteigert werden. Der adjustierte Gewinn je Aktie lag bei USD 1.18. Damit konnten die Analystenerwartungen deutlich übertroffen werden. Micron zeigt sich fürs 1. Quartal nun auch zuversichtlicher. Der Konzern rechnet mit einem Umsatz von USD 8.7 Mrd. und einem adjustierten Gewinn je Aktie von USD 1.74, was deutlich über den Analystenschätzungen liegt. Der verbesserte Ausblick ist auf eine hohe Nachfrage nach Chips für KI-Anwendungen zurückzuführen. Die Aktie sprang gestern um 14.7% nach oben.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.794%; DE: 2.178%; CH: 0.349%
Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe setzte ihren Aufwärtstrend auch gestern fort. Der leichte Aufwärtsdruck dürfte aber in erster Linie an den hohen Mengen neuer US-Treasuries liegen, welche am Markt emittiert wurden. Die Schweizer Kapitalmarktzinsen sind im Anschluss an den SNB-Zinsentscheid kurzzeitig nochmals etwas gesunken. Gegen Abend setzte jedoch eine Gegenbewegung ein, so dass sich die Zinsveränderungen im Tagesvergleich in Grenzen hielten.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8479
Euro in US-Dollar: 1.1167
Euro in Franken: 0.9468
Der Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank hatte gestern kaum Auswirkungen auf das Währungsgefüge. Der Schweizer Franken bewegte sich zum Euro und zum US-Dollar in einem engen Handelsband.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 67.52 pro Fass
Goldpreis: USD 2'669.85 pro Unze
Der Ölpreis ist am gestrigen Handelstag erneut kräftig gefallen. Hauptursache dürften Spekulationen auf eine stärkere Ölförderung in Saudi-Arabien sein. Gemäss der «Financial Times» sei Saudi-Arabien bereit, das inoffizielle Ölpreisziel von 100 US-Dollar pro Fass aufzugeben, um Marktanteile zurückzugewinnen.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Bruttoinlandsprodukt QoQ (2. Quartal, annualisiert)
letzter: 1.4%; erwartet: 2.9%; aktuell: 3.0%
Gemäss der dritten Schätzung ist die US-Wirtschaft im zweiten Quartal 2024 annualisiert um 3.0% gewachsen. Der private Konsum wurde gegenüber der zweiten Schätzung (2.9%) leicht nach unten revidiert auf 2.8%. Trotzdem ist der private Konsum weiterhin die grösste Wachstumsstütze der US-Wirtschaft. Im zweiten Quartal war er für 1.9%-Punkte des Wachstums verantwortlich. Ausserdem wurde das BIP auch von höheren Investitionen und Staatsausgaben gestützt. Dahingegen hat der Aussenhandel das Wachstum beeinträchtigt, weil die Importe stärker zugenommen haben als die Exporte. Insgesamt bestätigen die neusten Daten das Bild einer robusten US-Wirtschaft.
Patrick Häfeli
8021 Zürich
Angela Truniger
8021 Zürich