09. August 2024, Tägliche Marktsicht

US-Börsen erholen sich

Nach besseren Signalen vom US-Arbeitsmarkt erhielten die US-Aktienmärkte Auftrieb. Eli Lilly fiel nach einem überraschend positiven Zahlenset mit einem deutlichen Gewinnsprung auf.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.13%, SPI: -0.16%, SMIM: -0.37%

Nach den deutlichen Kursavancen zur Wochenmitte startete der Schweizer Aktienmarkt gestern schwach in den Handel. Besser als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktzahlen verhalfen dem Index am Nachmittag jedoch zu einer Erholung. Die Gewinnschwelle konnte der Leitindex SMI aber nicht überschreiten. Letztlich gab der SMI um 0.1% nach. Weiter sorgen immer wieder aufkommende Rezessionsängste in den USA für Verunsicherung an den Aktienmärkten. Von den 20 Blue Chips im SMI notierten acht Werte im positiven Bereich, wobei neben Zyklikern auch defensive Werte darunter zu finden waren. Der Rückversicherer Swiss Re und der Industriekonzern ABB legten beide je um 0.6% zu und standen damit an der Tabellenspitze. Swiss Re erhielt von einem soliden Ergebnis eines Konkurrenten Auftrieb. Die Indexschwergewichte notierten derweil unterschiedlich. Während Roche (+0.5%) im Plus schloss, gaben Nestlé (-0.2%) und Novartis (-0.7%) nach. Daneben konnte aber auch der Luxusgüterkonzern Richemont (+0.5%), der Hörgerätehersteller Sonova (+0.4%) und der Lebensversicherer Swiss Life (+0.3%) zulegen. Auf der Verliererseite stand der Versicherer Zurich Insurance (-1.3%). Das gestern publizierte Zahlenset lag zwar über den Erwartungen, jedoch stiegen die Belastungen durch Naturkatastrophen. Der Generikahersteller Sandoz musste ein durchzogenes Halbjahresresultat ausweisen, was gestern zu Gewinnmitnahmen führte. Zeitweise verlor die Aktie über 5%, konnte sich dann am Nachmittag von den Tiefstständen lösen und schloss letztlich 2.2% tiefer. Der Aktienkurs des Kommunikationsspezialisten Ascom zeigte sich diese Woche besonders schwankungsreich. Am Dienstag sorgte das schwache Zahlenset noch für eine Kurstalfahrt. Am Mittwoch kamen Übernahmespekulationen auf, die der Aktie wieder Flügel verliehen. Gestern gab die Aktie dann wieder um 7.4% nach.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.01%, DAX: +0.37%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern von der unterschiedlichen Seite. Während der deutsche DAX (+0.4%) und der länderübergreifende EuroStoxx50 (+0.01%) leicht im Plus schliessen konnten, gaben die übrigen grösseren Länderindizes nach. Am stärksten verlor der spanische IBEX 35 (-0.4%). Auf Sektorenebene erhielten die Bereiche Gesundheit, Zyklischer Konsum und Kommunikationsdienste Auftrieb. Unterdurchschnittlich schlossen hingegen die Sektoren Immobilien, Nichtzyklischer Konsum und Grundstoffe. Die Deutsche Telekom (+1.9%) konnte im 2. Quartal die Profitabilität erhöhen. Neben einem starken Abonnentenwachstum in den USA überzeugte auch der Heimmarkt Deutschland, was zu einer Ausblickserhöhung führte.

Aktienmärkte USA

DowJones: +1.76%, S&P500: +2.30%, Nasdaq: +2.87%

Die amerikanischen Aktienmärkte erhielten gestern von den besser als erwartet ausgefallenen Zahlen vom US-Arbeitsmarkt Auftrieb, wonach die Angst vor einer Rezession wieder etwas in den Hintergrund gedrückt wurde. Am stärksten legte der technologielastige Nasdaq (+2.9%) zu, gefolgt vom marktbreiten S&P500 (+2.3%) und vom US-Leitindex DowJones (+1.8%). Aus Branchensicht gab es keine Verlierer. Die wirtschaftssensitiven Sektoren Technologie, Kommunikationsdienste und Industrie waren im gestrigen Umfeld am stärksten gefragt. Auf Einzeltitelebene fielen die Aktien des Pharmaunternehmens Eli Lilly nach besser als erwarteten Quartalszahlen mit einem deutlichen Kurssprung von 9.5% sehr positiv auf.

 

Unternehmensberichte

Der US-Pharmakonzern Eli Lilly publizierte gestern vor US-Börseneröffnung die 2. Quartalszahlen. Der Umsatz erhöhte sich dabei im Vergleich zur Vorjahresperiode um 36% auf USD 11.3 Mrd. Das Volumen stieg um 27 %, vor allem durch starke Verkaufszahlen von den Medikamenten Mounjaro, Zepbound und Verzenio. Mounjaro erzielte im 2. Quartal einen Umsatz von USD 3.09 Mrd., was einem Wachstum von 215% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Preise erhöhten sich um 10%, was teilweise durch negative Wechselkurseffekte abgeschwächt wurde. In den USA stieg der Umsatz um 42% auf USD 7.84 Mrd., während der Umsatz ausserhalb der USA um 25 % auf USD 3.47 Mrd. anstieg. Der Bruttogewinn verbesserte sich auf USD 9.13 Mrd., was einer Bruttogewinnmarge von 80.8% entspricht. Unter dem Strich blieb dem Konzern ein 86% höherer Reingewinn von USD 3.5 Mrd. Aufgrund des positiven Geschäftsverlauf hob der Konzern den Jahresausblick an. Neu wird ein Umsatz in der Bandbreite von USD 45.4 bis 46.6 Mrd. erwartet, was USD 3 Mrd. über der vorhergehenden Zielsetzung liegt. Vor allem die stark gestiegene Nachfrage nach Medikamenten zur Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit wie Mounjaro und Zepbound waren für die Anhebung verantwortlich. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll indes zwischen USD 16.1 bis USD 16.6 zu liegen kommen, nachdem zuvor USD 13.5 bis USD 14 angepeilt wurden. Mit den präsentierten Zahlen übertraf Eli Lilly die Analystenerwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 3.961%; DE: 2.263%; CH: 0.364%

Besser als erwartet ausgefallene Daten vom US-Arbeitsmarkt liessen die Renditen gestern zumindest kurzzeitig wieder etwas ansteigen. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg von 3.90% zwischenzeitlich wieder über 4.00% an. Heute Morgen glitten die Zinsen aber bereits wieder etwas zurück.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8653
Euro in US-Dollar: 1.0920
Euro in Franken: 0.9450

Der US-Dollar gewann nach den überraschend gut ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken an Terrain. Die wieder bessere Börsenstimmung setzte gestern vor allem dem Schweizer Franken zu, welcher noch zu Wochenbeginn als «sicherer Hafen» gesucht war. Der Franken verlor gegenüber sämtlichen G10-Währungen an Wert.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 76.28 pro Fass
Goldpreis: USD 2'421.86 pro Unze

Der Erdölmarkt befindet sich derzeit im Spannungsfeld zwischen Konjunktursorgen und der Befürchtung einer Eskalation im Nahen Osten. Gestern nahm die Angst vor den vom Iran und seinen Verbündeten angedrohten Vergeltungsschläge überhand und der Ölpreis stieg entsprechend wieder leicht an.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (3. Aug.)
letzte: 250’000; erwartet: 240’000; aktuell: 233’000

Nach dem überraschend schlechten US-Arbeitsmarktbericht für den Monat Juli, welcher letzten Freitag publiziert wurde, warteten die Finanzmarktteilnehmer gestern gespannt auf die neusten Daten zur Arbeitslosenhilfe. Die Anzahl neuer Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe werden wöchentlich publiziert und sind sehr schwankungsanfällig. Entsprechend werden sie – zumindest in ruhigen Börsenzeiten – kaum beachtet. Aktuell wird jedoch jede noch so kleine Neuigkeit vom US-Arbeitsmarkt auf die Goldwaage gelegt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind vergangene Woche stärker als erwartet gefallen, was positiv aufgenommen wurde. Allerdings zeigt der etwas aussagekräftigere 4-Wochenschnitt weiterhin deutlich nach oben, was eine Abschwächung des Arbeitsmarktes nahelegt. Auch wir gehen davon aus, dass sich der US-Arbeitsmarkt nun langsam abschwächt.

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich