09. September 2024, Tägliche Marktsicht
US-Schulden steigen munter weiter
Wahlkampf ist die Zeit der grossen Versprechen. Das ist in den USA momentan nicht anders. Jeder wichtigen Wählergruppe wird versprochen, dass man bei einem Wahlsieg für sie sorgen wird, seien es die potenziellen Hauskäufer, der Mittelstand, die Eltern von Kindern oder die Grosskonzerne.
Im Fokus
Wahlkampf ist die Zeit der grossen Versprechen. Das ist in den USA momentan nicht anders. Jeder wichtigen Wählergruppe wird versprochen, dass man bei einem Wahlsieg für sie sorgen wird, seien es die potenziellen Hauskäufer, der Mittelstand, die Eltern von Kindern oder die Grosskonzerne. Versprochen werden entweder zusätzliche Subventionen oder tiefere Abgaben. Die Frage der Finanzierung ist weniger attraktiv und wird daher meistens umgangen oder die Kosten werden verbal dem Ausland angehängt. Wer im Januar ins Weisse Haus einziehen wird, ist offen. Sicher ist aber, dass die US-Schulden weiter steigen werden, wenn nur ein Teil der Versprechen umgesetzt werden sollte und könnte.
Dabei sieht die Schuldendynamik des amerikanischen Staates heute schon furchteinflössend aus. Ende August betrug der Schuldenstand des US-Treasury 32'256 Milliarden US-Dollar. Im Schuldentopf der Amerikaner hätten die Schulden der Eidgenossenschaft 186-mal Platz. Die monatlichen Zinsaufwendung des US-Treasury decken 80% der jährlichen Gesamtausgaben des Bundes. Zugegeben: Die USA sind etwas grösser als die Schweiz und diese Zahlen sind eine Spielerei. Das Problem der US-Schulden ist auch weniger deren Höhe als die Entwicklung. Bei der Amtsübernahme von Joe Biden war der Schuldentacho bei 27'700 Mrd. US-Dollar. Als Donald Trump die Regierung übernahm, war er bei 20'000 Mrd. US-Dollar. Die Schulden sind in den letzten 8 Jahren um 60% gestiegen. Zur Entlastung der beiden kann man anmerken, dass die Corona-Pandemie und die Hochinflation der letzten Jahre das ihrige zum Anstieg beigetragen haben. Der Hauptfaktor ist jedoch das ungebremste Ausgabenwachstum. Unter Joe Biden ist das Budgetdefizit auf fast 6% des nominellen BIP gestiegen. Bei Trump waren es vor Corona 4%. George W. Bush hat als letzter US-Präsident 2002 einen Budgetüberschuss präsentiert, bevor es während seiner weiteren Amtszeit rapide nach unten ging.
Die Zahlen und der Trend bei den US-Schulden sind besorgniserregend. Die Gefahr eines drohenden Zahlungsausfalls des US-Treasury ist dennoch gering, ausser der US-Kongress verschuldet ihn selber. Wie erwähnt ist die US-Wirtschaft im Vergleich zu allen anderen Ländern sehr gross, weshalb die Zahlen relativiert werden müssen. Der Zinsaufwand ist in den letzten drei Jahren stark gestiegen und macht aktuell 10% der Ausgaben des US-Treasury aus. Da sich die USA über die Treasury Bills zu einem rechten Teil kurzfristig verschulden, haben die Zinserhöhungen der Fed direkt durchgeschlagen. Auf der anderen Seite werden die erwarteten Zinssenkungen auch rasch zu einer Entlastung führen. Zudem war die Zinsbelastung der Amerikaner schon höher. In den 1990er-Jahren mussten trotz einem tieferen Schuldenstand 15% des Bundesbudgets für die Zinszahlungen aufgewendet werden, da die Zinsen höher und der Haushalt kleiner waren. Auch im Vergleich zur Grösse des BIP mussten in den 90er mehr für die Zinsen aufgewendet werden als die aktuellen 4,3%. Länder wie Italien haben für diese Grösse sowieso nur ein müdes Lächeln übrig, sind sie sich doch an Zinszahlungen von bis zu 10% des BIP gewohnt. Dazu kommt, dass für die US-Staatsanleihen einfach Käufer gefunden werden, solange der US-Dollar die dominierende Reservewährung ist.
Einfach weitermachen wie bisher ist auf Dauer aber keine Lösung. Zukünftige Regierungen sollten bemüht sein, dass Budgetdefizit kleiner als das nominelle Wachstum des BIP zu halten, damit die Schuldenquote von den heutigen 122% des BIP wieder sinkt. Der Weg zurück zu Budgetüberschüssen ist nicht realistisch, solange die Ausgaben für die Sozialversicherungen nicht angetastet werden. Das wird jedoch nicht passieren, solange die Lage nicht wirklich existenzbedrohend ist.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: -1.01%, S&P500: -1.73%, Nasdaq: -2.55%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -1.60%, DAX: -1.48%, SMI: -1.02%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: -1.19%, HangSeng: -2.01%, S&P/ASX 200: -0.29%
Es war eine schlechte Woche für die Aktienmärkte. Positive Meldungen waren Mangelware. Die Untersuchung gegen die Marktdominanz von Nvidia und die Angst vor einer schwachen US-Wirtschaft haben gleichzeitig die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen drastisch erhöht. Der S&P 500 verlor letzte Woche 4.25%. Die europäischen Aktien verloren 4.44%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 4.11% abschloss.
Die US-Notenbank wird im September mit der ersten Zinssenkung beginnen. Der US-Wirtschaft wird schwächer und entsprechend kann sie etwas Unterstützung von der Zinsseite brauchen. Die Inflation ist erhöht, ist aber in den letzten Monaten zurückgegangen. Dies gibt der US-Notenbank den Spielraum, die Zinsen zu senken. Gleichzeitig ist die Lage im Nahen Osten wieder angespannter. Eine Eskalation hätte für die Energieversorgung in Europa ernsthafte Konsequenzen. Die jüngsten Verwerfungen an den Aktienmärkten, mit dem Einbruch des Nikkei Index Anfang August, haben international hohe Wellen geworfen. Die Korrektur an den wichtigsten Aktienmärkten kam umgehend und die Angst vor einer US-Rezession ist stark gestiegen, was die Nervosität erhöhte. Unterdessen hat sich die Lage wieder beruhigt. Der Wellengang ist weiter erhöht. Der Rückenwind für die Aktienmärkte bleibt vor allem dank der guten Gewinnentwicklung in den USA sowie der Aussicht auf Zinssenkungen robust. Was die weitere Entwicklung der Aktienmärkte anbelangt, bleibt die Sicht jedoch eingeschränkt.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 3.744%; DE: 2.172%; CH: 0.474%
Die Zinsen haben ihren Weg nach unten fortgesetzt. Etwas schlechtere Arbeitsmarktzahlen in den USA haben genügt, um die Erwartungen an zukünftige Zinssenkungen der Zentralbanken in allen Ländern in die Höhe zu schrauben.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8462
Euro in US-Dollar: 1.1075
Euro in Franken: 0.9372
Die SNB wird auf die Probe gestellt. Der Franken steigt sowohl zum Euro als auch zum US-Dollar deutlich an. Das dürfte Thomas Jordan im Vorfeld seines letzten Zinsentscheids nicht gefallen.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 68.56 pro Fass
Goldpreis: USD 2'498.13 pro Unze
Der Ölpreis ist unter die Marke von 70 US-Dollar pro Fass gesunken. Die schwächeren Konjunkturdaten aus den USA und aus China haben die Befürchtungen geweckt, dass die Nachfrage nach Erdöl abnehmen wird.
Wirtschaft
USA: Non Farm Payrolls (August) letzte: 89’000; erwartet: 165’000; aktuell: 142’000
USA: Arbeitslosenrate (August) letzte: 4.3%; erwartet: 4.2%; aktuell: 4.2%
Der US-Arbeitsmarkt kühlt sich ab. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen ist auch im August unterdurchschnittlich ausgefallen. Die Zahlen von Monat zu Monat sind grossen Schwankungen unterworfen, aber der Trend zeigt nach unten. Einen markanten Einbruch der Beschäftigungslage ist jedoch nicht zu erkennen. Die Zeit für eine expansivere Geldpolitik und tiefere Fed-Zinsen ist gekommen. Überreagieren muss Jerome Powell aber nicht. Eine Zinssenkung von 0.25% ist übernächste Woche angesagt, mehr nicht.
Thomas Stucki
8021 Zürich