29. Juli 2024, Rohstoffe

Verschnaufpause beim Gold

Trotz Rücksetzer notiert der Goldpreis auf Schlagdistanz zu seinem Allzeithoch von Mitte Juli. Die Fed-Sitzung als Lackmustest für die weitere Preisentwicklung.

An den Finanzmärkten spielte die Musik zuletzt vor allem an den Aktienmärkten. Edelmetalle rückten deswegen etwas in den Hintergrund. Die Berichtssaison hat stattdessen die Schlagzeilen beherrscht, allen voran in den USA in Form des S&P 500 und des technologielastigen Nasdaq, welche letzten Mittwoch das grösste Tagesminus seit Ende 2022 verzeichneten. Mit der zwischenzeitlich gestiegenen Volatilität an den Aktienmärkten neigte der Franken als sicherer Hafen zur Stärke – nicht aber Gold. Hier scheint es wie bei den Aktien zu Gewinnmitnahmen gekommen zu sein. Der Goldpreis ist wieder unter 2’400 US-Dollar je Feinunze gefallen. Eine Woche zuvor hatte sich Gold daran gemacht, die Marke von 2'500 US-Dollar zu knacken. Damit notiert der Goldpreis knapp 4% unter dem Allzeithoch von Mitte Juli. Seit Jahresbeginn schlägt noch immer ein Plus von 16% zu Buche. Auf Augenhöhe liegt derzeit Silber (+17%), nachdem der volatilere Silberpreis in den letzten Tagen im Quervergleich noch etwas mehr korrigierte und erstmals seit Mai wieder unter 28 US-Dollar je Unze abgerutscht ist.

Verlässliche Preisstütze

Aus fundamentaler Sicht ist die Nachfrage nach Gold ungebrochen. Eine verlässliche Preisstütze ist die strukturell hohe Nachfrage durch Notenbanken aus den Schwellenländern. In den beiden vergangenen Jahren erreichten deren Goldkäufe mit insgesamt über 1’000 Tonnen einen Rekordwert. Auch im laufenden Jahr bleibt das Kaufvolumen hoch. Laut der neusten «Central Bank Gold Reserves Survey» beabsichtigt fast jede dritte der befragten Notenbanken, die Goldreserven in den nächsten zwölf Monaten aufzustocken. Zwar hat Chinas Zentralbank im Mai und Juni offiziell erstmals seit achtzehn Monaten kein Gold mehr gekauft. China hat jedoch lediglich 5% seiner Reserven in Gold angelegt, was auf weiteren Spielraum für Käufe hindeutet.

Zinserwartungen treiben Gold

Als positiver Preistreiber wirkten zuletzt die Erwartung an baldige US-Zinssenkungen. Gemäss Bloomberg-Daten zeigen sich seit Juni erstmals wieder Zuflüsse in die Gold-ETF. Zuvor ist es dort während zwölf Monaten in Folge zu Umschichtungen in andere Anlageklassen gekommen. Umso mehr wird der Wert des Goldes in den nächsten Monaten durch die Zinserwartungen in den USA geprägt bleiben. Der Markt erwartet den ersten Zinsschritt des Fed im September. Eine erste Indikation diesbezüglich dürfte die Notenbanksitzung vom 31. Juli geben. Kurzfristig dürfte der Goldpreis anfällig bleiben, sollte sich das Fed wider Erwarten zurückhaltend zeigen.

Preisentwicklung im Quervergleich

Quelle: Bloomberg; Edelmetallpreise in US-Dollar pro Unze (indexiert; Jan. 2020=100)

Goldnachfrage der Notenbanken

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Quelle: World Gold Council; 2024*: Daten bis 30.06.2024

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich