29. Oktober 2024, Tägliche Marktsicht
Volatiler Start in die neue Handelswoche
Der SMI schloss gestern nach mehreren Richtungswechseln in der Gewinnzone. Heute stehen die Quartalsberichte von Novartis, Clariant, SIG und Straumann im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.44%, SPI: +0.48%, SMIM: +0.74%
Der Schweizer Aktienmarkt verzeichnete zum Auftakt in die ereignisreiche Börsenwoche Gewinne. Der Leitindex SMI notierte bei Börsenstart im Plus, ehe er mehrmals die Richtung wechselte und zwischenzeitlich in die Verlustzone rutschte. Bei Handelsschluss resultierte jedoch ein Gewinn von 0.4%. Für etwas Erleichterung sorgte die Nachricht, dass sich Israel mit dem am Wochenende durchgeführten Vergeltungsschlag gegen Iran zurückgehalten hatte. Dies sorgte dafür, dass auch die Ölpreise rückläufig waren. Dies wiederum dämpft den Inflationsdruck, was den Notenbanken mehr Spielraum für Zinssenkungen geben könnte. In den kommenden Tagen nimmt die Berichtssaison deutlich an Fahrt auf. Von den SMI-Werten stehen heute die Zahlen von Novartis auf der Agenda, gefolgt von UBS (morgen), Geberit (Donnerstag) und Swisscom (Freitag). In den USA legen mit Alphabet, Microsoft, Meta, Amazon und Apple fünf der «Magnificent Seven» die Quartalsberichte vor. Hinzu kommen wichtige Konjunkturdaten aus den USA sowie der Eurozone. Bei den 20 Blue Chips Aktien aus dem SMI standen sich 15 Kursgewinner und 4 Verlierer gegenüber. Kühne + Nagel schloss unverändert. An der Tabellenspitze notierten mit klarem Abstand die Aktien von Sonova (+7.4%), welche den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren erreichten. Mehreren Analystenberichten zufolge soll der Hörgerätespezialist die US-Warenhauskette Costco wieder als Kunden gewonnen haben. Eine frühere Zusammenarbeit wurde im Herbst 2022 gekündigt, was damals deutlich negativ aufgenommen wurde. Dahinter folgte Holcim (+3.4%). Der Baustoffkonzern profitierte von verschiedenen Kurszielerhöhungen, nachdem das am letzten Freitag publizierte Zahlenset etwas besser als erwartet ausgefallen war. Ebenfalls gefragt waren Logitech (+2.8%) und Sika (+1.7%). Novartis konnte die anfänglichen Verluste am Tag vor dem Quartalsbericht abschütteln und gewann 1.2% an Wert dazu. Die beiden weiteren Schwergewichte Nestlé (-0.2%) und Roche (-1.2%) erwiesen sich am gestrigen Handelstag hingegen als Bremsklötze. Im breiten Markt konnten sich SIG (+3.6%) und Clariant (+1.7%) vor den heute anstehenden Quartalszahlen positiv in Szene setzen. Der Spezialchemiehersteller vermeldete zudem am letzten Freitag die Nomination des früheren Shell-CEOs Ben van Beurden als neuen Verwaltungsratspräsidenten, welcher im nächsten Frühling den Posten von Günter von Au übernehmen soll. Negativ aufgefallen sind die Werte von GAM (-22.2%). Der Asset-Manager gab gestern die Konditionen für die angekündigte Kapitalerhöhung bekannt. Der Ausgabepreis der neuen Aktien liegt bei CHF 0.11, womit sich ein Nettoerlös von CHF 98.2 Mio. ergibt.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +0.54%, DAX: +0.35%
An den europäischen Aktienmärkten liess die nachlassende Sorge vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten die Aktienkurse steigen. Nichtsdestotrotz hielt sich die Euphorie vor den in dieser Woche anstehenden Quartalsberichten sowie den wichtigen Konjunkturdaten in Grenzen. Am stärksten zulegen konnten der französische CAC40 sowie der spanische IBEX 35, die beide um 0.8% an Wert gewannen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 sowie der britische FTSE100 schlossen je 0.5% höher. Wegen des rückläufigen Ölpreises war die Energiebranche aus Sektorensicht der gestrige Verlierer. Ebenfalls unterdurchschnittlich zeigte sich der Gesundheitsbereich. Gesucht waren hingegen die Sektoren Industrie, Finanzen, Immobilien und Grundstoffe. Aufgefallen ist das Medizintechnikunternehmen Philips (-16.9%), das mit seinem Quartalsbericht und der gesenkten Prognose enttäuschte. Zudem stand Europas grösster Autohersteller Volkswagen (-0.5%) gestern im Fokus. Die Konzernbetriebsratschefin informierte an einer Veranstaltung für die Belegschaft, dass in Deutschland drei VW-Werke geschlossen werden sollen. Zudem seien ein massiver Personalabbau und Lohnkürzungen geplant. Volkswagen selber bestätige die Massnahmen bis jetzt nicht.
Aktienmärkte USA
DowJones: +0.65%, S&P500: +0.27%, Nasdaq: +0.26%
Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich nach dem starken Rückgang des Ölpreises von der positiven Seite. Der US-Leitindex DowJones avancierte um 0.7%, während der marktbreite S&P500 sowie der technologielastige Nasdaq je 0.3% höher schlossen. Aus Branchensicht mussten einzig die beiden Sektoren Energie und Technologie Verluste hinnehmen. An der Tabellenspitze notierten die Bereiche Finanzen, Grundstoffe, Versorger und Kommunikationsdienste.
Unternehmensberichte
Novartis publizierte heute Morgen die Zahlen zum 3. Quartal 2024. Der Pharmariese konnte den Umsatz um 9% auf USD 12.8 Mrd. erhöhen, wobei Volumensteigerungen 12% zum Wachstum beisteuerten. Die Generikakonkurrenz wirkte sich mit 2% negativ aus, während die Preisentwicklung keine Auswirkung hatte. Zu konstanten Wechselkursen lag der Anstieg bei 10%. Das operative Kernergebnis belief sich auf USD 3.2 Mrd. (+111%), wobei die entsprechende Marge um 2.7 Prozentpunkte auf 40.1% anstieg. Das operative Ergebnis stieg von USD 1.76 Mrd. im 3. Quartal 2023 auf USD 3.63 Mrd., was einem Anstieg von 106% entspricht. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von USD 3.2 Mrd. (+111%), was vor allem durch das höhere operative Ergebnis geprägt war. Der freie Geldfluss der fortzuführenden Geschäftsbereiche belief sich auf USD 6.0 Mrd. (+18%) gegenüber USD 5.0 Mrd. im Vorjahresquartal. Das Management erhöht die Zielsetzung für das Gesamtjahr erneut. Der Umsatz soll neu zu konstanten Wechselkursen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich wachsen (bisher: hoher einstelliger bis niedriger zweistelliger Prozentbereich). Der operative Kerngewinn soll neu im hohen Zehnerbereich liegen. Bisher sah Novartis diesen im mittleren bis hohen Zehnerbereich.
Clariant verzeichnete im 3. Quartal 2024 einen um 4% tieferen Umsatz von CHF 991 Mio. In Lokalwährungen betrug der Umsatzrückgang 1%. Die Geschäftsbereiche Care Chemicals (+2%) und Adsorbents & Additives (+2%) trugen positiv zum Ergebnis bei, wohingegen das Segment Catalysts sich mit einem Umsatzrückgang von 22% deutlich negativ spürbar machte. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBITDA lag bei CHF 155 Mio., nachdem dieser im 3. Quartal 2023 bei CHF 164 Mio. lag. Die entsprechende Marge fiel um 30 Basispunkte auf 15.6%. Die Integration von Lucas Meyer Cosmetics verläuft gemäss Clariant planmässig und das Geschäft trug mit 2% zum Konzernumsatz bei. Der Umsatz in den ersten neun Monaten ging um 8% auf CHF 3.06 Mrd. zurück, während sich der bereinigte operative Gewinn um 4% auf CHF 503 Mio. verbesserte. Das Management erwartet für das laufende Geschäftsjahr neu einen Umsatzrückgang in Lokalwährungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Bis anhin sollte dieser stabil bis leicht höher ausfallen. Die EBITDA-Marge sieht Clariant weiterhin bei rund 16%. Die Prognosen für 2025 sowie die mittelfristige Zielsetzung werden bestätigt. Mit dem publizierten Zahlenset liegt Clariant unter den Analystenerwartungen.
Der Verpackungsspezialist SIG konnte im 3. Quartal 2024 den Umsatz um 3.1% auf EUR 824.6 Mio. erhöhen. Bereinigt um Währungseinflüsse lag das Umsatzwachstum bei 5.1%. Insbesondere der Bereich Bag-in-Box hat sich im 3. Quartal deutlich verbessert. Der bereinigte Betriebsgewinn EBITDA stieg um 4.0% auf EUR 205.9 Mio. Die entsprechende Marge kam bei 25.0% nach 24.8% im Vorjahresquartal zu liegen. Der bereinigte Reingewinn fiel von EUR 79.0 Mio. im 3. Quartal 2023 auf EUR 77.5 Mio. Das Management von SIG bestätigte die Ziele für das Gesamtjahr, in welchem ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum zwischen 3.5% und 4.5% erwartet wird. Die EBITDA-Marge soll am unteren Ende der Bandbreite von 24% bis 25% zu liegen kommen. Mit dem Zahlenset liegt SIG beim Umsatz leicht unter den Erwartungen, während der operative Gewinn leicht über dem Analysenkonsens liegt.
Straumann konnte den Umsatz im 3. Quartal 2024 um 7.7% auf CHF 585.5 Mio. steigern. Organisch lag das Wachstum bei 11.2%. Der Dentalimplantate-Hersteller publiziert zu den 9-Monatszahlen keine Gewinnzahlen. Regional war das Wachstum in Asien-Pazifik (+16.5%) und der Region Europa, Naher Osten und Afrika (+11.2%) am stärksten. In Lateinamerika lag das Wachstum bei +2.3% und in Nordamerika resultierte ein Rückgang um 1.4%. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Es wird ein Umsatzwachstum im tiefen zweistelligen Prozentbereich und eine Kern EBIT-Marge von 17% bis 28% erwartet. Mit dem Gesamtumsatz traf Straumann die Analystenerwartungen. Allerdings enttäuschte das Wachstum in Nordamerika.
Der Versicherer Baloise gab heute Morgen bekannt, den in Deutschland und Frankreich tätigen Digitalversicherer Friday an die Allianz zu verkaufen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Das Versicherungsportfolio umfasst CHF 50 Mio. Prämienvolumen. Die Transaktion soll bis Mitte 2025 vollzogen werden. Der Verkauf führt bei Baloise zu Abschreibungen von CHF 75 Mio., welche mehrheitlich im laufenden Jahr verbucht werden.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.264%; DE: 2.285%; CH: 0.362%
Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ist gestern erneut leicht gestiegen. Zu Beginn des Monats notierte sie noch unter 3.8%. Im bisherigen Monatsverlauf stieg sie jedoch um fast 50 Basispunkte. Robuste Daten aus der US-Wirtschaft haben die Erwartungen an rasche und starke Zinssenkungen in den USA etwas gedämpft.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8654
Euro in US-Dollar: 1.0813
Euro in Franken: 0.9358
Der Schweizer Franken legte zu Wochenbeginn gegenüber den meisten wichtigen Währungen zu. Auch der Euro war gestern gefragt. Mangels wichtiger Konjunkturdaten hielten sich die Bewegungen jedoch in Grenzen. Deutlich an Wert eingebüsst hat der japanische Yen. Nachdem die bisherige Regierungskoalition bei den Wahlen vom Wochenende klare Verluste erlitt, hat die politische Unsicherheit zugenommen, was die Währung belastet.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 67.22 pro Fass
Goldpreis: USD 2'755.64 pro Unze
Die US-Ölsorte West Texas Intermediate verbilligte sich zu Wochenbeginn um gut 6%. Grund sind nachlassende Sorgen vor einer Eskalation im Nahen Osten, nachdem der israelische Vergeltungsangriff gegen den Iran am Wochenende moderater ausgefallen ist als befürchtet. Zudem wurde die Ölindustrie in Iran nicht getroffen, weshalb Sorgen vor einer Angebotsverknappung nachlassen.
Wirtschaft und Konjunktur
Es wurden gestern keine wichtigen Wirtschaftsdaten publiziert. Im Verlauf der Woche stehen Daten zum Wachstum der US-Wirtschaft und zum US-Arbeitsmarkt sowie zur Preisentwicklung in der Eurozone im Fokus.
Tobias Kistler
8021 Zürich
Céline Koster
8021 Zürich
Anja Felder
8021 Zürich