13. August 2024, Tägliche Marktsicht
Vorsichtiger Start in die ereignisreiche Handelswoche
Gestern hielten sich die Anleger an den Aktienmärkten vor der Veröffentlichung wichtiger Konjunkturdaten und vielen Unternehmensergebnissen zurück. Heute stehen die Zahlenpublikationen von Tecan und Swissquote im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.07%, SPI: +0.04%, SMIM: -0.14%
Der Schweizer Aktienmarkt startete mit leichten Gewinnen in die neue Börsenwoche und befindet sich damit weiterhin auf Stabilisierungskurs. Nichtsdestotrotz sind die Marktteilnehmer nach den Turbulenzen der letzten zwei Wochen weiterhin zurückhaltend gestimmt. In dieser Woche werden viele Schweizer Unternehmen ihre Zahlen präsentieren und wichtige Konjunkturdaten werden publiziert. Heute stehen der deutsche ZEW-Index, ein Gradmesser für die deutsche Konjunkturerwartungen, und die US-Produzentenpreise auf der Agenda. Morgen Mittwoch folgen das BIP der Eurozone, die US-Inflationszahlen und die Daten zu den US-Realeinkommen. Weitere Konjunkturdaten folgen im weiteren Wochenverlauf. Die Marktteilnehmer erhoffen sich daraus Hinweise über die aktuelle Konjunkturentwicklung und den weiteren Verlauf der Geldpolitik der Notenbanken. Der Leitindex SMI verzeichnete gestern ein leichtes Plus von 0.1%. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 13 Gewinner und 7 Verlierer gegenüber. An der Spitze stand der PC-Zubehörhersteller Logitech, welcher ohne nennenswerte Neuigkeiten 2.0% höher schloss. Es folgten der Luxusgüterhersteller Richemont (+1.2%) sowie die Finanzwerte Partners Group, Zurich Insurance (je +0.9%) und Swiss Life (+0.6%). Laut Medienberichten erwägt Partners Group für sein Portfoliounternehmen Techem, ein weltweit tätiger Anbieter für Energieabrechnungen und Energiemanagement für die Immobilienwirtschaft, noch im September den Börsengang. Am Tabellenende notierten hingegen Vertreter aus dem Gesundheitsbereich wie Lonza (-1.8%), Sonova (-1.5%) oder Alcon (-1.1%). Die Index-Schwergewichte boten keine grosse Unterstützung. Während die beiden Pharmariesen Roche (+0.3%) und Novartis (+0.2%) leicht zulegen konnten, verlor Nestlé (-0.4%) etwas an Wert. Auf dem breiten Markt fielen die Aktien von Arzyta auf. Der Backwarenhersteller publizierte gestern die Zahlen zum 1. Halbjahr 2024. Der Umsatz war um 0.5% auf EUR 1.06 Mrd. leicht rückläufig. Organisch betrug der Rückgang 0.7%, wobei insbesondere negative Preis- und Produktmix-Effekte belasteten, während die Volumen stabil blieben. Den operativen Gewinn (EBITDA) konnte Aryzta um 7.0% auf EUR 149.8 Mio. steigern und die entsprechende Marge konnte im Vorjahresvergleich um 100 Basispunkte auf 14.2% erhöht werden. Unter dem Strich verblieb ein leicht höherer Reingewinn von EUR 58.1 Mio. Zudem bestätigte Aryzta die Ziele das Gesamtjahr 2024. Das organische Umsatzwachstum lag unter den Markterwartungen und zudem hegen einige Analysten Zweifel an der Erreichbarkeit der Jahreszielsetzung. Die Aktie verlor daraufhin 3.2% an Wert.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.07%, DAX: +0.02%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern von der uneinheitlichen, aber insgesamt vorsichtigen Seite. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 schwankte im Laufe des Tages zwischen der Gewinn- und Verlustzone. Bei Handelsschluss schlug ein Rückgang von 0.1% zu Buche. Auch der französische CAC40 (-0.3%) musste Federn lassen, während der britische FTSE 100 sowie der italienische FTSE MIB um je 0.5% avancierten. Auf Sektorenebene konnten die Branchen Energie, Kommunikationsdienste sowie Versorger überdurchschnittliche Gewinne verzeichnen. Am Tabellenende notierten hingegen die Sektoren Immobilien, Gesundheit und Basiskonsum. Bei den Einzeltiteln fiel der dänische Windkraft-Anlagenbauer Vestas negativ auf. Dieser senkte die Umsatz- und Ergebnisprognose für das laufende Jahr, worauf die Aktie 7.8% an Wert einbüsste. Positive Schlagzeilen machte hingegen der britische Telekom-Wert BT Group (+8.4%), bei welchem der indische Telekommunikations- und Technologiekonzern Bharti einsteigt.
Aktienmärkte USA
DowJones: -0.36%, S&P500: +0.00%, Nasdaq: +0.21%
Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich zum Wochenauftakt von der verhaltenen Seite. Vor der Veröffentlichung wichtiger US-Konjunkturdaten hielten sich die Marktteilnehmer zurück. Das entsprechende Verhalten zeigte sich sinnbildlich am marktbreiten S&P500, welcher unverändert aus dem Handel ging. Der Leitindex DowJones verlor hingegen 0.4% an Wert. Der technologielastige Nasdaq erhielt Unterstützung vom Chiphersteller Nvidia (+4.1%) und schloss 0.2% höher. Aus Branchensicht konnten nur die Sektoren Technologie, Energie und Versorger an Wert zulegen. Unterdurchschnittlich entwickelten sich die Bereiche Immobilien, Kommunikationsdienste, Basiskonsum und Industrie.
Unternehmensberichte
Heute Morgen präsentierte Tecan die Zahlen zum 1. Halbjahr 2024. Der Laborausrüster sieht sich mit einem schwierigen Marktumfeld konfrontiert und muss einen Umsatzrückgang von 13.7% auf CHF 467.2 Mio. hinnehmen. In Lokalwährungen betrug der Rückgang 11.6%. Gemäss Tecan ist der rückläufige Umsatz auf das weltweit schwache Instrumentengeschäft mit biopharmazeutischen Unternehmen und eine allgemeine Marktschwäche in China zurückzuführen. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBITDA glitt ebenfalls zurück und kam knapp 33% tiefer bei CHF 67.9 Mio. zu liegen. Die entsprechende Marge lag noch bei 14.5%, nachdem sie im 1. Halbjahr 2023 noch bei 18.7% gelegen hatte. Unter dem Strich verblieb ein um 57.8% tieferer Reingewinn von CHF 22.5 Mio. Für das Gesamtjahr 2024 sieht sich Tecan gezwungen, die Prognose zu senken, da erwartet wird, dass die Marktschwäche anhalten wird. Tecan erwartet nun eine Umsatzentwicklung in Lokalwährungen auf Vorjahrsniveau oder einen Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich. Bisher wurde mit einem Wachstum in Lokalwährungen im tiefen einstelligen Prozentbereich gerechnet. Zudem wird neu eine bereinigte EBITDA-Marge ohne akquisitions- und integrationsbedingte Aufwendungen von 18% bis 20% gerechnet (bisher: mindestens rund 20%). Den mittelfristigen Ausblick bestätigt Tecan jedoch. Mit dem präsentierten Zahlenset verfehlt Tecan die Markterwartungen deutlich.
Ebenfalls heute publizierte Swissquote die Zahlen zu den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres. Beim Onlinebroker verbesserte sich die Anlegerstimmung, was sich nicht nur auf den Handel, sondern auch auf die Kundenakquisition auswirkte. Der Nettoertrag stieg im Vergleich zur Vorjahresperiode um 19.3% auf CHF 316.9 Mio. Mit Ausnahme der Sparte Netto-eForex trugen alle Bereiche zum positiven Ergebnis bei. Insbesondere der Nettoertrag aus Kryptoanlagen stieg mit +369% deutlich. Dies lag am signifikanten Wachstum der Krypto-Marktkapitalisierung und des höheren Krypto-Volumens. Der Vorsteuergewinn für das 1. Halbjahr 2024 stieg um 35.9% auf CHF 169.7 Mio. und erreichte damit einen neuen Höchststand. Die Vorsteuergewinn-Marge kam bei 53.5% zu liegen. In der Vorjahresperiode lag dieser noch bei 47.0%. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von CHF 144.6 Mio. (1. Halbjahr 2023: CHF 106.5 Mio.). Die Anzahl der Kundenkonti wuchs innerhalb von sechs Monaten um über 36'000 und übertraf damit den Zuwachs des gesamten Jahres 2023. Die Kundenvermögen stiegen um 19.6% auf ein Rekordhoch von CHF 68.0 Mrd. Das Wachstum der Kundenvermögen lässt sich auf einen Netto-Neugeldzufluss von CHF 3.8 Mrd. und einen positiven Markteffekt zurückführen. Swissquote erhöht seine Prognose für das Gesamtjahr 2024. Der erwartete Nettoertrag wird bei rund CHF 615 Mio. gesehen (bisher: CHF 595 Mio.) und der erwartete Vorsteuergewinn soll bei rund CHF 320 Mio. liegen. Bis anhin hat Swissquote mit CHF 300 Mio. gerechnet. Der Onlinebroker kann mit den publizierten Zahlen die Erwartungen des Analystenkonsens übertreffen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.907%; DE: 2.221%; CH: 0.321%
Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe sank zu Wochenbeginn erneut leicht. Da jedoch keine wichtigen Konjunkturdaten veröffentlicht wurden, fehlten die Impulse für grössere Bewegungen. Mit Spannung erwartet werden die neusten Daten zu den US-Konsumentenpreisen, die am Mittwoch veröffentlicht werden.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8669
Euro in US-Dollar: 1.0940
Euro in Franken: 0.9483
Am Devisenmarkt verlief der Handel zu Wochenbeginn in ruhigen Bahnen, da in den wichtigen Wirtschaftsräumen keine bedeutenden Wirtschaftsdaten veröffentlicht wurden. Der Schweizer Franken verlor gestern gegenüber den meisten wichtigen Währungen an Wert. Auch gegenüber dem Euro büsste der Franken leicht an Wert ein. Das USD/CHF-Währungspaar schloss praktisch unverändert.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 79.55 pro Fass
Goldpreis: USD 2'462.73 pro Unze
Der Ölpreis startete mit einem deutlichen Anstieg in die Woche und nähert sich wieder der Marke von 80 US-Dollar pro Fass. Die Sorgen vor einer Eskalation im Nahen Osten und einer damit zusammenhängenden Angebotsverknappung gewannen gestern deutlich überhand gegenüber den Konjunktursorgen. Auch Gold war gestern gefragt. Das gelbe Edelmetall verteuerte sich um über 40 US-Dollar pro Unze.
Wirtschaft und Konjunktur
Es wurden gestern keine Konjunkturdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht. Im Verlauf der Woche stehen Inflationsdaten in den USA im Fokus der Märkte am Mittwoch.
Anja Felder
8021 Zürich
Céline Koster
8021 Zürich