31. Juli 2024, Tägliche Marktsicht

Zinsentscheid und die geldpolitische Lagebeurteilung der US-Notenbank im Fokus

Der SMI konnte gestern zulegen. Heute stehen die Geschäftszahlen von Swisscom, Inficon und Comet im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.55%, SPI: +0.55%, SMIM: +0.48%

Der Schweizer Aktienmarkt zeigte nach dem negativen Wochenstart gestern eine Gegenbewegung. Der Leitindex SMI schloss 0.6% höher. Es herrschte eine gewisse Zurückhaltung vor dem US-Notenbankenentscheid von heute Abend, von dem sich die Marktteilnehmer vor allem Signale über mögliche baldige Zinssenkungen erhoffen. Ebenfalls herrschte Zurückhaltung vor den Ergebnissen der grossen Technologiekonzerne Microsoft, Meta, Apple und Amazon, welche diese Woche berichten. Bei den grosskapitalisierten Werten standen 17 Gewinner einer unveränderten und zwei Verlierern gegenüber. Angeführt wurde das Tableau von Sika (+2.1%). Der Bauchemie-Konzern konnte mit einem Umsatzwachstum von 12.8% in Lokalwährung und einer EBITDA-Marge von 18.7% die Markterwartungen übertreffen. Im Minus schlossen Alcon (-0.1%) und Sonova (-0.1%). Der Hörgerätehersteller wurde von schwachen Halbjahreszahlen des Konkurrenten Amplifon gebremst. Im breiten Markt ging SIG um 2.2% höher aus dem Handel. Der Verpackungsspezialist übertraf mit den Halbjahreszahlen beim Umsatz und EBITDA die Analystenerwartungen. Die Senkung der Prognose für das Gesamtjahr 2024 fiel zudem weniger stark als vom Markt antizipiert aus. Deutlich unter Druck stand Clariant (-8.0%). Das Spezialchemieunternehmen senkte die Umsatzprognose leicht und verfehlte mit dem operativen Gewinn die Erwartungen. Den grössten Sprung nach oben machte der Lagerlogistiker Kardex (+12.5%), der die Erwartungen auf allen Ebenen übertraf.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.53%, DAX: +0.49%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich mehrheitlich von der freundlichen Seite. Der länderübergreifende Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 und der deutsche DAX gewannen 0.5% dazu. Der britische Index FTSE100 schloss hingegen 0.2% tiefer. In der Branchenbetrachtung führten die Sektoren Finanzen, Industrie und Immobilien das Feld an. Verluste verbuchten die Bereiche Energie, nichtzyklischer Konsum und Technologie.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.50%, S&P500: -0.50%, Nasdaq: -1.28%

Die US-Aktienmärkte schlossen gestern uneinheitlich. Während der Leitindex DowJones 0.5% zulegte, büssten der breiter gefasste S&P500 0.5% und der technologielastige Nasdaq 1.3% ein. Vor den nachbörslichen Quartalszahlen von Microsoft und vor dem heutigen Fed-Entscheid hielten sich die Anleger zurück. Aufgrund langsamerer Wachstumsraten im Cloud-Geschäft gaben die Aktien von Microsoft dann nach Börsenschluss zeitweise stark nach. Im weiteren Wochenverlauf stehen zudem die Zahlen der Index-Schwergewichte Meta, Amazon und Apple an. Für Bewegung im Tagesgeschäft sorgte die laufende Berichtssaison. Procter & Gamble (-5.2%) und Merck (-10.1%) verbuchten nach den Quartalszahlen Abgaben, wohingegen der Pharmamulti Pfizer (+1.8%) den Jahresausblick anhob und avancierte.

Unternehmensberichte

Swisscom konnte im 1. Halbjahr 2024 den Umsatz um 0.1% auf CHF 5.45 Mrd. erhöhen. Während sich das Schweizer Kerngeschäft mit 1.4% auf CHF 3.99 Mrd. rückläufig entwickelte, konnten die Umsätze mit IT-Diensten um 6% auf CHF 601 Mio. erhöht werden. Das Italiengeschäft mit Fastweb entwickelte sich weiter positiv mit einem Umsatzplus von 7.1% auf EUR 1.34 Mrd. Der Betriebsgewinn (EBITDA) reduzierte sich um 1.0% auf CHF 2.28 Mrd. Unter dem Strich blieb ein 1.4% tieferer Reingewinn von CHF 836 Mio. Die Jahresziele, wonach ein Umsatz von rund CHF 11 Mrd., ein EBITDA zwischen CHF 4.5 Mrd. und CHF 4.6 Mrd. und Investitionen in Höhe von CHF 2.3 Mrd. angestrebt werden, wurden bestätigt. Die Übernahme von Vodafone Italia befindet sich auf Kurs. Swisscom rechnet mit dem Vollzug der Transaktion voraussichtlich im 1. Quartal 2025. Mit dem Zahlenset liegt Swisscom bei Umsatz und EBITDA über den Erwartungen, beim Reingewinn aber darunter.

Der Messtechnikspezialist und Halbleiterzulieferer Inficon erzielte im 2. Quartal 2024, verglichen mit der Vorjahresperiode, einen um 2.3% tieferen Umsatz von USD 167 Mio. Organisch lag der Rückgang bei 1.2%. Verglichen mit dem Vorquartal beschleunigte sich der Umsatz um 8.3%. In den Segmenten «Halbleiter- & Vakuumbeschichtungen» sowie «Security & Energy» konnten Rekord-Quartalswerte erreicht werden. Die Bruttomarge verbesserte sich gegenüber der Vorjahresbasis um 210 Basispunkte auf 47.1%. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT nahm um 1% auf USD 33.7 Mio. zu. Die entsprechende Marge erhöhte sich von 19.5% auf 20.2%. Unter dem Strich resultierte ein 7% höherer Reingewinn von USD 26.5 Mio. Mit den Zahlen konnten die Analystenerwartungen leicht übertroffen werden. Für das Gesamtjahr 2024 wurde der Ausblick präzisiert. Es wird neu ein Umsatz von USD 660 bis 690 Mio. (zuvor: USD 650 bis 700 Mio.) und wie bisher eine EBIT-Marge von rund 20% erwartet.

Der Röntgen- und Hochfrequenzspezialist Comet, der vor allem die Halbeiterindustrie beliefert, erzielte im 1. Halbjahr 2024 einen 8.6% tieferen Umsatz von CHF 189.3 Mio. Sequenziell stieg dieser jedoch vom 1. Quartal bei CHF 80.9 Mio. auf CHF 108.4 Mio. für das 2. Quartal. Der Auftragseingang nahm um 22% auf eine Book-to-Bill-Rate von 1.1x zu. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA sank um 9.1% auf CHF 13.0 Mio. Die entsprechende Marge stagnierte bei 6.9%. Unter dem Strich stieg der Reingewinn von CHF 1.9 Mio. auf CHF 4.1 Mio. Mit dem Zahlenkranz wurden die Analystenerwartungen beim Umsatz leicht übertroffen und beim EBITDA und Reingewinn verfehlt. Für das 2. Halbjahr 2024 wird ein starkes Wachstum erwartet. Die Jahresziele von CHF 440 bis 480 Mio. Umsatz und 15% bis 17% EBITDA-Marge wurden bestätigt.

Im 2. Quartal 2024 erzielte AMD einen Umsatz von USD 5.8 Mrd., was einem Anstieg von 9% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Umsatz im Data Center und Client Segment stieg an, während er im Gaming und Embedded Segment zurückging. Die Bruttomarge stieg um 340 Basispunkte auf 53%. Die Betriebsausgaben lagen bei USD 1.8 Mrd., ein Anstieg von 15%. Der Betriebsgewinn betrug USD 1.3 Mrd. und der Gewinn pro Aktie stieg um 19% auf USD 0.69. Im Bereich Datacenter stieg der Umsatz um 115% auf USD 2.8 Mrd. Dies wurde hauptsächlich durch den starken Anstieg der Verkäufe von AMD Instinct GPUs und dem deutlichen Wachstum der EPYC Server getrieben. Die Umsatzrückgänge in den Segmenten Gaming und Embedded konnten durch den starken Anstieg des Datacenters kompensiert werden. Die rückläufige Nachfrage war hauptsächlich auf eine Reduktion und Normalisierung der Lagerbestände zurückzuführen. Für das 3. Quartal 2024 erwartet AMD einen Umsatz von etwa USD 6.7 Mrd., hauptsächlich getrieben durch den Bereich Data Center und das Client Segment. Der Gaming Segment Umsatz wird voraussichtlich zweistellig sinken. AMD übertraf mit seinem Zahlenset die Analystenerwartungen. Die Aktie stieg im nachbörslichen Handel um 7.6% an.

Im 4. Quartal 2024 stieg der Umsatz von Microsoft um 15% auf USD 64.7 Mrd. Der Gewinn pro Aktie betrug USD 2.95, ein Anstieg von 10%. Das Unternehmen erzielte zweistelliges Wachstum bei Umsatz und Gewinn, insbesondere durch Rekorderträge für Azure und Microsoft 365. Die Microsoft Cloud erzielte USD 36.8 Mrd. Umsatz, was einem Wachstum von 21% entspricht. Die Bruttomarge der Cloud sank um 2 Prozentpunkte auf 69%. Microsoft investierte im abgelaufenen Quartal stark in Cloud- und KI-Infrastruktur, was sich in den gestiegenen Kapitalausgaben von USD 19 Mrd. widerspiegelte. Der Free Cashflow betrug USD 23.3 Mrd., ein Anstieg von 18%. Für das nächste Quartal erwartet Microsoft ein weiteres Umsatzwachstum, insbesondere im Bereich Cloud und KI. Grundsätzlich erfüllte Microsoft die Analystenerwartungen, verfehlte jedoch bei einer Schlüssel-Kenngrösse. Das KI-gestützte Cloud-Geschäft Azure wuchs im letzten Quartal um 29% und somit langsamer als die 31% im vorherigen Zeitraum. Diese Entwicklung sorgte für eine Enttäuschung bei den Analysten. Die Aktie war nachbörslich um 2.7% rückläufig.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.134%; DE: 2.335%; CH: 0.411%

Im Vorfeld der heutigen geldpolitischen Lagebeurteilung der US-Notenbank sind die Kapitalmarktzinsen weiter zurückgeglitten. Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury nähert sich der 4%-Marke an. Die schwächeren Konjunkturdaten haben bei den Marktteilnehmern die Erwartung gefestigt, dass die Fed im September den ersten Zinsschritt tätigt. Eine Zinserhöhung hat hingegen heute Morgen die japanische Zentralbank vorgenommen. Die Bank of Japan erhöht den Leitzins um 15 Basispunkte auf neu 0.25%. Die Märkte waren im Vorfeld geteilter Meinung über die Zinsentscheidung der BoJ, da die jüngsten Wirtschaftsdaten eine anhaltende Schwäche der japanischen Wirtschaft signalisieren.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8815
Euro in US-Dollar: 1.0824
Euro in Franken: 0.9543

Mit Blick auf den Monat Juli geht der Schweizer Franken insgesamt gestärkt hervor. Er legt zu allen anderen G10-Währungen zu – mit einer Ausnahme. Der japanische Yen zeigte ab der zweiten Julihälfte eine Gegenbewegung, nachdem der Yen zum US-Dollar Mitte zuvor auf ein 40-Jahrestief abrutschte. Spekulationen um mutmassliche Interventionen der japanischen Behörden sowie Kommentare zum Wechselkurs sorgten für Auftrieb.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 75.92 pro Fass
Goldpreis: USD 2'419.56 pro Unze

Der Goldpreis handelte zuletzt um die Marke von 2'400 US-Dollar je Feinunze. Als positiver Preistreiber wirkten in den letzten Wochen die Erwartung an baldige US-Zinssenkungen, und so werden heute Abend Aussagen von Fed-Präsident zum weiteren Zinspfad der US-Notenbank auf die Goldwaage gelegt werden. 

Wirtschaft und Konjunktur

Schweiz: KOF-Konjunkturbarometer (Juli)
letzter: 102.7; erwartet: 102.5; aktuell: 101.0

Gemäss Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich hält sich der Indikator weiterhin knapp über dem langjährigen Mittel von 100 Punkten, die positiven Impulse nehmen jedoch weiter ab. Allen voran trüben sich in der neusten Umfrage sowohl die Aussichten für die Auslandsnachfrage als auch für die Konsumnachfrage ein.

Eurozone: BIP-Wachstum (2. Quartal, QoQ)
letzter: 0.3%; erwartet: 0.2%; aktuell: 0.3%

Die Wachstumsdaten in der Eurozone fallen insgesamt etwas besser aus als erwartet. Im zweiten Quartal legte das Bruttoinlandprodukt in der Währungsunion um 0.3% zu. Dies trotz der Schwäche Deutschlands, wo das BIP zum Vorquartal schrumpfte (-0.1%). Die anderen drei grossen Euroländer weisen positive Wachstumsraten auf. Italien (+0.2%), Frankreich (+0.3%) und vor allem Spanien (+0.8%).

China: Einkaufsmanagerindex Industrie (Juli)
letzter: 49.5; erwartet: 49.4; aktuell: 49.4

Die neuste Umfrage unter den Einkaufsmanagern in China zeichnet für den Start ins zweite Halbjahr ein getrübtes Bild. Der Sub-Index für die Industrie liegt mit 49.4 weiterhin unter dem expansiven Bereich von 50 Punkten. Der Binnennachfrage zeigt sich träge, zudem kämpft das verarbeitende Gewerbe, welches in erster Linie exportorientiert ist, mit der globalen Nachfrage. Chinas Zentralregierung signalisierte jüngst weitere Massnahmen zugunsten der Wirtschaft.

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
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Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
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Florian Hiltpold

Finanzanalyst
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