Der Schweizer Franken neigt zur Stärke
Der Schweizer Franken hat im Jahr 2023 zu sämtlichen G10-Währungen zugelegt. Seit Jahresbeginn haben sich der Euro und der US-Dollar zum Franken zwar wieder etwas erholt, die Frankenstärke belastet jedoch die Exportunternehmen vermehrt.
Inflationsdifferenz entscheidend für Wechselkurse
Die politische und wirtschaftliche Stabilität der Schweiz wird oftmals als Grundlage für den starken Franken gesehen. Das mag in Krisenzeiten gelten, wenn der Franken als sicherer Hafen gesucht ist. Die grosse Krise erlebten die Finanzmärkte im letzten Jahr aber nicht und dennoch wertete sich der Franken substanziell auf. Ökonomisch naheliegend ist die Kaufkraftparität – der Ausgleich unterschiedlicher Inflationsraten über die Währung. Im Vergleich zu den USA war die Inflationsrate in der Schweiz in den letzten 30 Jahren im Durchschnitt 1.9 % tiefer, der US-Dollar hat über diese Zeit zum Franken pro Jahr 2.0 % verloren. Der Euro sank im selben Zeitraum zum Franken mit einer Rate von 1.8 % pro Jahr – bei einer Inflationsdifferenz von 1.4 %. Die Eurokrise belastete die Gemeinschaftswährung zusätzlich.
Starker Franken wird für Unternehmen zur Belastung
Im vergangenen Jahr federte die deutlich höhere Inflation in der Eurozone und in den USA die Frankenstärke weitgehend ab. Schweizer Exporteure konnten im Ausland vergleichsweise einfach höhere Preise durchsetzen. Die Inflation ist jedoch mittlerweile auch im Ausland deutlich zurückgegangen. Mit der schrumpfenden Inflationsdifferenz rückt die Aufwertung des Frankens wieder in den Fokus der Unternehmen. Die zum Jahreswechsel beobachtete starke Aufwertung des Frankens verteuert Schweizer Waren für ausländische Kunden. Folglich berichten Unternehmen zunehmend von einer Verschlechterung ihrer Wettbewerbsposition im Ausland.
SNB-Währungspolitik stärkte den Franken
Nachdem die Fremdwährungsbestände der Nationalbank im Jahr 2022 einen Höchstwert von umgerechnet 947 Mrd. Franken erreichten, nutzte die SNB die ruhige Periode am Devisenmarkt, indem sie ihre Devisenbestände abbaute. Sie hat in grösserem Umfang Fremdwährungen gegen Franken verkauft und war damit eine wichtige Franken-Nachfragerin im Markt. Die SNB war in dieser Phase an einem starken Franken interessiert, da dadurch die importierte Inflation geringer ausfällt. Sie hat jedoch die Verkäufe von Devisenreserven mittlerweile gestoppt. Dass sie nun wieder punktuell im Devisenmarkt eingreifen könnte, um einer kurzfristigen Aufwertungsspekulation gegen den Franken entgegenzutreten, ist richtig und wichtig. Die SNB wird sich aber nicht gegen eine weitere Aufwertung des Frankens stemmen, solange diese kontrolliert abläuft.
Herausgegriffen:
Arbeitskräfte bleiben gesucht
Trotz wirtschaftlicher Abkühlung ist die Arbeitslosigkeit in der Ostschweiz mit 1.8% weit unter dem langjährigen Mittel. Obwohl in exportorientierten Branchen vermehrt Überkapazitäten festgestellt werden, versuchen die Unternehmen auf grössere Entlassungen zu verzichten. Im anhaltenden Fachkräftemangel wollen sie ihre Mitarbeitenden im Hinblick auf den kommenden Aufschwung behalten. Auch in der vom Abschwung stark betroffenen Industrie vermeldet nach wie vor über ein Drittel der Unternehmen einen Mangel an Arbeitskräften. Dies zeigt, dass Fachkräfte auch in Sektoren, welche zuletzt Gegenwind spürten, gesucht bleiben. In binnenmarktorientierten Branchen gibt es nach wie vor kaum Überkapazitäten. Die Gewinnung von neuen Arbeitskräften ist in diesen Branchen weiterhin eine der grössten Herausforderungen. Insbesondere im Baugewerbe, dem Gastgewerbe sowie der Finanz- und Versicherungsbranche gestaltet sich die Personalrekrutierung weiterhin ausgesprochen schwierig.