Ostschweizer Immobilienbranche trifft sich
Das Immobilienforum der St.Galler Kantonalbank ist das alljährliche Highlight für die Ostschweizer Bau- und Immobilienbranche. Einen Schwerpunkt bildete dieses Jahr das neue kantonale Planungs- und Baugesetz des Kantons St.Gallen (PBG).
Das Immobilienforum der St.Galler Kantonalbank hat einen festen Platz in der Agenda der Ostschweizer Bau- und Immobilienbranche. Man trifft sich, tauscht sich aus, hört den Expertinnen und Experten zu und schätzt beim Apéro das Fachsimpeln und Netzwerken untereinander. Zu diskutieren gibt es immer genug in diesen bewegten Zeiten.
Thomas Stucki, Chief Investment Officer der St.Galler Kantonalbank erläuterte gleich zu Beginn der Veranstaltung das aktuelle Zinsumfeld und verkündete seine Prognose: «Die Zinswende kommt – aber nicht dieses Jahr.» Die Zinsen würden auf jeden Fall sinken, die Frage sei nur, wann und wo. Er gehe davon aus, dass dies in der Schweiz erst 2025 sein werde, da die Nationalbank aktuell noch keinen Grund habe, die Zinsen zu senken. Die Inflation sei nur bezogen auf die Importgüter besiegt, im Inland liege die Teuerung der Güter aber immer noch bei rund zwei Prozent – zu hoch für die SNB, ist Stucki überzeugt. «In der Schweiz sind die Zinsen im historischen Vergleich aber immer noch tief.» Würde die SNB die Zinsen bald senken, bliebe kaum noch Spielraum für Geldpolitik, wenn diese wirklich nötig wäre.
Preise in der Ostschweiz holen auf
Nicht ganz einverstanden damit war Patrick Schnorf von der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner. Er halte eine leichte Zinssenkung noch 2024 für wahrscheinlich. «Die Nationalbank beobachtet auch den Wohnungsmarkt», gab er zu bedenken. Und die Mieten seien in den letzten Monaten stark gestiegen, was die Inflation befeuere. Mit einer leichten Zinssenkung könne die SNB die Teuerung der Mieten etwas bremsen.
In der Ostschweiz trifft die weiterhin starke Nachfrage nach Wohneigentum auf ein tiefes Angebot. Trotz der höheren Zinsen sind die Preise für Eigentumswohnungen im Kanton St.Gallen übers letzte Jahr um 4,3 Prozent, jene für Einfamilienhäuser um 4,1 Prozent gestiegen. Damit ist Wohneigentum in der Ostschweiz noch immer günstiger ist als in den Grosszentren. Allerdings holen die Preise auf.
Partizipatives Vorgehen ist zielführend
Den zweiten Schwerpunkt der Veranstaltung bildete das neue Planungs- und Baugesetz St.Gallen, oder kurz: PBG. Der Kanton St.Gallen hat das PBG per 1. Oktober 2017 in Kraft gesetzt. Die Gemeinden haben ab diesem Moment zehn Jahre Zeit, ihre Rechtsgrundlagen den neuen Vorgaben anzupassen – also bis spätestens 30. September 2027. Wo stehen wir drei Jahre vor Ablauf der Frist für diese Umsetzung? Mit welchen Veränderungen ist in den nächsten Jahren zu rechnen? Welche Herausforderungen erwarten uns und mit welchen Strategien können wir ihnen begegnen?
Armin Meier von der raum.manufaktur AG zog eine Zwischenbilanz und formulierte Thesen, damit mehr Einfachheit am Ende nicht in mehr Unklarheit mündet. Immer entscheidender sei ein partizipativer Prozess für den Erfolg eines Projekts und eine gute Beziehung zu allen Beteiligten. «Pflegen Sie den Umgang mit Ihren Nachbarn und schreiben Sie nicht als erste Info einen eingeschriebenen Brief, wenn es um ein Bauprojekt geht. Das gleiche gilt für die Beziehung zur Vollzugsbehörde: Der erste Kontakt darf nicht das Baugesuch sein. Gehen Sie aufeinander zu», so Armin Meier. In einem Bauprojekt gehe es nicht nur um die Parzelle, sondern um den ganzen Ort: «Stellen Sie sich die Frage: Ist das Projekt für alle gut und nicht nur für mich? Ist das Projekt auch noch gut, wenn alle rund um mich herum das gleiche machen würden?», ein solches Vorgehen sei zielführend, ist Armin Meier überzeugt.
Lange Bewilligungsverfahren als volkswirtschaftlicher Blödsinn
Im anschliessenden Dialog unter der Moderation von Mark Dittli diskutieren Peter Mettler und Armin Meier, was diese Ausgangslage für die Entwicklung des Ostschweizer Immobilienmarkts bedeutet.
Das grösste Bauprojekt im Kanton ist derzeit die «Rheincity» in Buchs. Über 200 Wohnungen sollen hier entstehen. Treiber des Projekts ist die Mettler2Invest, deren CEO Peter Mettler anschliessend mit dem Raumplaner Armin Meier über das neue Planungs- und Baugesetz im Kanton St.Gallen diskutierte. Gerade das Instrument der Sondernutzungspläne biete viele Chancen, sagte Mettler. Doch das neue PBG löse die grundlegenden Probleme nicht: «Die Bewilligungsverfahren dauern viel zu lange. Bereits eine einzelne Person kann Einsprache erheben und bis vor Bundesgericht gehen – ein volkswirtschaftlicher Blödsinn», so Peter Mettler. Es wäre zudem dringend nötig, die Fristen zu verkürzen, da diese unendlich lange dauern würden.
Sowohl Armin Meier wie auch Peter Mettler vermissen eine klare Führung und Koordination in den Ämtern im Sinne einer Fachstelle, die den Lead übernimmt und visionär denkt. «Es gibt zwar einige Gemeinden, die vorbildlich arbeiten und helfen. Aber ein Teil der Gemeinden bleibt passiv», betonte Peter Mettler.
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