Steigende Energiekosten werden zur Belastungsprobe
Noch im Januar war die Stimmung bei den Ostschweizer Firmen sehr gut. Zwar waren auch damals die steigenden Preise für Vorprodukte und Rohstoffe belastend und auch die Lieferschwierigkeiten waren immer noch präsent.
Doch die Auftragsbücher waren so gut gefüllt, dass dies wenig Anlass zur Sorge machte. Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine hat sich die Gefühlslage jedoch geändert.
Die Energiepreise sind seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine starken Schwankungen unterworfen. Lag der Preis der europäischen Rohölsorte Brent Anfang Februar noch bei 90 US-Dollar, stieg er zwischenzeitlich auf fast 130 US-Dollar das Fass. Noch stärker waren die Schwankungen beim Erdgas: Der Preis am Spotmarkt machte in Europa zwischenzeitlich einen Sprung von 75 auf 235 EUR. Mittlerweile haben sich beide Preise auf einem rund 10 % höheren Niveau als vor Ausbruch des Krieges eingependelt. Doch die Unsicherheit bezüglich der Preisentwicklung bleibt insgesamt bestehen. Über 70 % der Unternehmen in der Ostschweiz erwarten in den kommenden Monaten weiter steigende Einkaufs- und Verkaufspreise.
Nachwehen aus Corona-Krise
Die steigenden Kosten sind nicht der einzige Unsicherheitsfaktor, der zurzeit das Wirtschaften weniger planbar und somit schwieriger macht. Auch die Nachwehen der Corona-Krise belasten immer wieder punktuell. Die Lieferengpässe sind nach wie vor ein zentrales Problem für einen Grossteil der Unternehmen. Die Auftragsbücher sind zwar voll, aber aufgrund fehlender Halbfabrikate und Rohstoffe kann nicht genug produziert und entsprechend geliefert werden. Zwar dürfte der Scheitelpunkt der Lieferengpässe überschritten sein. Trotzdem bleibt es eine Belastung für die Unternehmen und die Engpässe werden sich voraussichtlich noch weit ins Jahr 2022 hineinziehen. Ein wichtiger Faktor bleibt hier China. Wegen der weiterhin vorherrschenden Nulltoleranzpolitik gegenüber Corona kommt es immer wieder zu Lockdowns ganzer Städte. Zwar führen diese nicht wie in der ersten Phase der Corona-Krise zu einem kompletten Liefer- und Produktionsstopp der betroffenen Betriebe, die negativen Auswirkungen sind aber immer noch spürbar.
Weitere Entwicklung mit Unsicherheiten beladen
Die Preisentwicklung gekoppelt mit Lieferengpässen wird für eine Abkühlung sorgen. Insbesondere, da die US-Notenbank in Anbetracht der hohen Inflationsentwicklung die Leitzinsen voraussichtlich relativ zügig anheben wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) und mit ihr die Schweizerische Nationalbank (SNB) werden mit einem gewissen zeitlichen Abstand folgen. Dies wird insbesondere den Bauboom bremsen, der über die letzten Jahre eine gewichtige Komponente des Wirtschaftswachstums in vielen Ländern ausmachte. Die schwächere Nachfrage dürfte helfen, die Preisentwicklung wieder unter Kontrolle zu bringen.
Herausgegriffen: US-Zinsen im Steigflug
Die Preisentwicklung in den USA scheint zunehmend ausser Kontrolle zu geraten. Im März erhöhten sich die Preise im Jahresvergleich um 8.5 %. Zeit, die Zinsen anzuheben. Doch wie schnell soll dies geschehen? Darüber zerbrechen sich die US-Notenbanker gerade den Kopf. Denn ein zu schnelles Anheben könnte eine Rezession auslösen, ein zu langsames Anheben die Inflation ausufern lassen. Wir erwarten, dass die US-Notenbank bis im April 2023 die Leitzinsen auf rund 3 % anheben wird – was ein deutlicher Sprung ist von den 0.25 % Anfang März. Dies dürfte für die aktuell gut laufende US-Wirtschaft verkraftbar sein. Eine Verlangsamung des Wachstums bleibt aber unumgänglich.
Weiterführende Informationen
Konjunkturumfrage –
Am Puls der Ostschweizer Wirtschaft
Hier finden Sie quartalsweise aktualisierte Kennzahlen, Fachkommentare und den Ostschweizer Konjunkturindex.
Zinsen –
Spiegelbild der Konjunktur
Hier erhalten Sie News über die Geldpolitik der Zentralbanken und welche Folgen dies auf den Geld- und Kapitalmarkt und für Sie als Anleger hat.