KMU-Erfolgsgeschichte: KEMARO und sein smarter Reinigungsroboter
Der «Roomba» Staubsauger-Roboter für Industriehallen – so könnte man einem Laien den Reinigungsroboter K900 von KEMARO erklären. Klingt einfach. Dahinter steckt aber viel Hightech: Bis aus der Idee ein marktfähiges Produkt wurde, galt es, einige technische Herausforderungen zu meistern. Die SGKB unterstützte KEMARO, als die Gründer noch in der Garage tüftelten.
Die Räume lassen nicht vermuten, dass hier an der Bahnhofstrasse 55 in Eschlikon ein internationales Team von Techies den weltweit ersten und bisher einzigen industriellen Reinigungsroboter entwickelt und produziert. Es braucht keinen modernen Betonbau wie den Technopark in Zürich-West, um disruptive Innovationen hervorzubringen. «Nötig ist allerdings die Disziplin, am Ball zu bleiben», sagt Armin Koller, CFO und einer der drei Gründer von KEMARO, «und wahnsinnig viel Durchhaltevermögen, wenn es mal nicht so gut läuft.»
Kinderkrankheiten wie Software-Bugs oder unerwartete Batterieausfälle mussten behoben werden. Gleichzeitig musste die Finanzierung des Start-ups stets gesichert sein. Für jeden weiteren Wachstumsschritt galt es, geeignetes Personal zu rekrutieren: 2022 beschäftigte das 2016 gegründete Jungunternehmen 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – bis Ende 2023 sollen es mit rund 50 mehr als doppelt so viele sein. Es geht also im Eiltempo voran.
Die Anfänge eines Vorzeigeprojekts
Der amerikanische Gründungsmythos von Technologieunternehmen lokalisiert den Beginn eines Unternehmens gerne in einer Garage in einer kalifornischen Vorstadt. Bei KEMARO war es ähnlich – ein Bürocontainer beim Bruder eines Gründungsmitglieds, in dem der erste Prototyp aus Plastik gebaut wurde; im Sommer bei heissen 30 Grad und im Winter mit Wollmütze und Daunenjacke.
Das Gründungsteam bestehe aus Freunden, hält Armin Koller fest. «Martin Gadient und ich kennen uns seit der Primarschulzeit in Oberwangen. Thomas Oberholzer haben wir während des Studiums an der Hochschule für Technik Buchs kennengelernt», sagt er. Und alle drei verbindet, dass sie bei der Helbling Gruppe in Wil arbeiteten und sich dort bei einem monatlichen Treffen über Innovationsideen austauschten. «Die zündende Idee kam, als Martin bei einem Kunden mit dem Thema Reinigung konfrontiert wurde: Warum nicht einen Reinigungsroboter für Logistik und Industrie bauen?», erinnert sich Armin Koller an die Anfänge von KEMARO.
Grosses Potenzial, grosse Pläne
Das Potenzial eines automatisierten Kehrroboters war den Gründern schnell klar: Logistiker sparen wertvolle Zeit ein, wenn sie die Reinigung ihrer Lagerhallen automatisieren – das Personal kann sich in dieser Zeit anderen wertschöpfenden Aufgaben widmen. Für die Betreibenden reduzieren sich die Reinigungskosten um bis zu 50 Prozent – erhebliche Einsparungen sind möglich. Der Jungunternehmerpreis des Clubs Alumni NTB (heute Ost Campus Buchs) 2017 und fünf Jahre später der Swiss Logistics Award 2022 für KEMARO bestätigen den guten Riecher der Unternehmer. «Auch wenn nicht immer alle in unserem Freundes- und Bekanntenkreis an unsere Idee geglaubt haben, waren wir immer davon überzeugt, dass die Zeit reif ist für einen automatisierten Trockenreiniger», sagt Armin Koller selbstbewusst.
«Wir konnten auch auf die Unterstützung der SGKB zählen, die unseren Businessplan am Anfang geprüft hat», so Koller. Der Kredit für die erste Finanzierung sei aber aus einem Netzwerk von Investoren gekommen, erklärt Koller. Erst kürzlich konnte KEMARO eine zweite Finanzierungsrunde über 5 Millionen Franken abschliessen. «Damit können wir die Expansion in ausländische Märkte – allen voran in die USA und nach Japan, wo die Bevölkerung sehr technikaffin ist – vorantreiben», meint Koller zur Sicherung der finanziellen Lage.
Auch Müge Alp, Beraterin bei der SGKB, schwärmt von KEMARO: «Das Gründerteam hat uns von Anfang an überzeugt mit innovativen Ideen und viel Engagement. Es ist beeindruckend, was das Team in kurzer Zeit erreicht hat.»
Neue Herausforderungen
Mit dem Wachstum des Unternehmens verlagert sich auch der Schwerpunkt von der Produktentwicklung hin zum Marketing. «Dies gehört nicht zu den Kernkompetenzen von uns drei Gründern. Deshalb haben wir ein Team aufgebaut, um unsere Expansionspläne umzusetzen», erklärt Armin Koller. Dabei spielt vor allem der Online-Auftritt eine wichtige Rolle, um neue Leads zu gewinnen: Viele Produktanfragen kommen direkt über die Homepage. «Auf LinkedIn sind wir sehr präsent», erläutert Koller die Eckpfeiler der Marketingstrategie. Eine wichtige Rolle spielen auch Messen in ganz Europa, wo die Besucherinnen und Besucher das Produkt hautnah erleben können. In den einzelnen Ländern setzt KEMARO auf Vertriebspartnerschaften, um Synergien zu nutzen.
Nun steht der Umzug in einen Neubau an, wo mehr Büro- und vor allem mehr Produktionsfläche zur Verfügung steht. Eschlikon bleibe man aber treu, bekräftigt Armin Koller. Was die Kunden als Nächstes von KEMARO erwarten dürfen? «Darüber machen wir uns natürlich Gedanken. So viel sei verraten: Wir werden weiter auf Robotik und künstliche Intelligenz in unseren Produkten setzen. Wir sind ein technologiegetriebenes Unternehmen, dieses Handeln steckt in unserer DNA – Geeks aus Leidenschaft», so Koller über die Zukunftspläne von KEMARO.
Wie sich die fortschreitende Automatisierung vieler Lebensbereiche auswirken wird, kann erst die nachfolgende Generation beurteilen. Gerade als wir das Unternehmen besichtigen, kommt ein kleiner Junge mit einem Plüschtier unterm Arm in Begleitung seiner Eltern in die Produktionshalle von KEMARO. Ein junger Fan des Unternehmens, der extra aus Deutschland angereist ist. Zum Geburtstag wünschte er sich tatsächlich einen K900. Kurzum hat ihn das Team nach Eschlikon eingeladen. Begeistert blickt er auf den blauen, herumwuselnden K900. Technik fasziniert. Was noch kommen wird? Die Zukunft wird es weisen.
Der KEMARO K900
Der K900 von KEMARO ist eine vollautomatische Kehrmaschine, die Industrieflächen von bis zu 20’000 m2 sauber hält. Nach der Ausmessung der zu reinigenden Fläche ist das Gerät einsatzbereit. Kundinnen und Kunden berichten, dass ihre Hallen seit der Einführung des K900 sauberer sind als je zuvor. Das liegt auch daran, dass der Roboter nicht nur trocken reinigt, sondern auch die Luft filtert, sodass sich aufgewirbelter Staub gar nicht erst absetzen kann. Bevor der Akku leer ist, fährt der K900 selbstständig zur Ladestation zurück. Lediglich zum Entleeren des 35 Liter fassenden Schmutzbehälters ist noch menschliche Hilfe erforderlich.