Ostschweizer Industrie weiter schwach, aber Optimismus nimmt zu
In der Ostschweizer Industrie trübte sich die Stimmung in den ersten Monaten des Jahres weiter. Die Auftragslage erweist sich weiterhin als herausfordernd: Vier von zehn Ostschweizer Industrieunternehmen berichten von einem zu kleinen Auftragsbestand.
Insbesondere im Exportsektor kommen Aufträge nur schleppend herein. Die schwache wirtschaftliche Entwicklung im Ausland, insbesondere im wichtigen Absatzmarkt Deutschland, belastet weiterhin.
Zwar beurteilt die Mehrheit der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage in Deutschland immer noch als schlecht, doch die Aussichten für die kommenden Monate werden weniger negativ beurteilt als noch zu Jahresbeginn. Dies deutet darauf hin, dass die Talsohle in der deutschen Industrie erreicht sein könnte und sich die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland langsam aufhellen - wenn auch von einem tiefen Niveau aus. Dies dürfte sich im zweiten Halbjahr auch in den Auftragsbüchern der Ostschweizer Industrieunternehmen bemerkbar machen.
Aufhellungen in einzelnen Branchen sichtbar
In einzelnen Industriezweigen der Ostschweiz zeigen sich bereits erste Aufhellungstendenzen. Besonders aus der Datenverarbeitungs- und Elektronikbranche, die oft frühzeitig auf konjunkturelle Veränderungen reagiert, kommen positive Signale. Hier haben sich die aktuelle Geschäftslage und die Erwartungen jüngst deutlich verbessert. Im Gegensatz dazu entwickeln sich die Aufträge in der Maschinenindustrie, wo die Anpassungen an die wirtschaftliche Entwicklung deutlich länger dauern, weiterhin rückläufig. Auch in der Metallbranche bleibt die Lage herausfordernd. Allerdings haben die Aufträge aus dem Ausland wieder zugenommen. Deshalb erwarten die Metallunternehmen keine Verschlechterung der Geschäftslage mehr. Gut präsentiert sich die Lage in der weniger zyklischen Nahrungsmittel- und Genussmittelindustrie, wo die Nachfrage weiterhin robust ist.
Lagerabbau und Aussicht auf Zinssenkungen sorgen für Rückenwind
Die Lagerbestände in der Ostschweizer Industrie werden zwar weiterhin als zu hoch beurteilt. Der Lagerabbau nähert sich jedoch dem Ende und dürfte im zweiten Halbjahr zusätzlich für einen sanften Rückenwind beim Auftragseingang sorgen. Die im Juni beschlossene Zinssenkung in der Eurozone sowie die Aussichten auf eine erste Zinssenkung in den USA dürfte der Nachfrage ebenfalls einen sanften Schub verleihen. Zudem hat die jüngste Abwertung des Schweizer Frankens etwas Druck von der Exportindustrie genommen. Entsprechend zeigen sich die Industrieunternehmen für die kommenden Monate verhalten optimistisch. Sie rechnen etwa mit einer Zunahme der Bestellungseingänge und Exporte.
Herausgegriffen:
Deutschland ist der wichtigste Absatzmarkt
Die Ostschweizer Wirtschaft exportiert hauptsächlich in die Europäische Union (EU): 60 Prozent der Exporte aus der Ostschweiz gehen in diesen Wirtschaftsraum. Damit ist der Anteil deutlich höher als in der Gesamtschweiz, wo er bei 49.6 Prozent liegt. Rund die Hälfte der Exporte in die EU wiederum gehen wenig überraschend nach Deutschland. Damit ist Deutschland mit Abstand der wichtigste Exportmarkt für die Ostschweizer Wirtschaft. Insbesondere Süddeutschland, mit seiner grossen Industriepräsenz, ist für die industriegeprägte Ostschweiz von grosser Bedeutung. Ausserhalb der EU sind die USA und China die wichtigsten Absatzmärkte. 12.6 Prozent der Exporte gehen in die USA, während 5.5 Prozent nach China gesendet werden. Damit sind sie weit weniger bedeutend als die EU und Deutschland. Allerdings gewinnt der Handel mit diesen beiden Ländern im Verhältnis an Bedeutung.