Schon wieder Budgetzeit?
Jeweils im Herbst beginnt für KMUs typischerweise die Budgetierungsphase für das nächste Jahr. Die Basis für ein seriöses Budget bilden die allgemeine Wirtschaftslage sowie Entwicklungen und Einschätzungen zu verschiedenen relevanten Themen.
Wie entwickeln sich die Währungen? Was geschieht an der Zinsfront? Wie stabil bleiben die Rohstoffpreise? Mit umfangreichen Daten aus der Konjunkturumfrage, Marktdaten und Analysen verfügen wir über ein breites Spektrum an Informationen. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung unserer Einschätzung aus heutiger Perspektive für das kommende Jahr.
Konjunktur bleibt weiter in Fahrt
Die weltweite, konjunkturelle Erholung wird in den kommenden Quartalen weiter an Breite gewinnen. Die Dynamik wird abflachen, aber es werden immer mehr Teilnehmer vom Aufschwung profitieren. Der Impffortschritt in den wichtigen Industrieländern bleibt zentral für die konjunkturelle Erholung. Dieser stellt sicher, dass die Länder nicht wieder drastische Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergreifen müssen. Die erneute Ausbreitung des Corona-Virus kann punktuell wieder zu Schwierigkeiten führen, wie beispielsweise in China. Insgesamt wird dies aber die konjunkturelle Erholung nicht belasten.
Ostschweizer Wirtschaft gewinnt an Breite
Auch die konjunkturelle Entwicklung in der Ostschweizer Wirtschaft nimmt weiter Fahrt auf; der Geschäftslageindikator befindet sich auf einem Mehrjahreshoch. Die Stimmungslage hat sich deutlich verbessert und deutet auf eine breit abgestützte konjunkturelle Erholung hin. Die Industrieunternehmen sehen einen erneuten Anstieg der Auftragslage gegenüber dem Vorquartal. Zum einen profitiert die Ostschweiz von der wirtschaftlichen Erholung in den USA und zum anderen kommt auch die konjunkturelle Erholung im Euroraum in Schwung. Davon profitieren insbesondere die exportorientierten Unternehmen. Aber auch der Binnenmarkt, insbesondere der Bau und der Detailhandel laufen gut. Für die kommenden Monate belastend wirkt hingegen die Entwicklung bei den Transport- und Einkaufspreisen. Beat Schiffhauer, Konjunktur- und Finanzexperte der St.Galler Kantonalbank, meint dazu: «Die durchschnittlichen Kosten für einen Schiffscontainer von Shenzhen nach Rotterdam sind seit dem letzten Oktober um über das Sechsfache gestiegen. Wir gehen davon aus, dass die Transportkosten vorerst weiter hoch bleiben». Die Ostschweizer Unternehmen erwarten auch deshalb weiter steigende Kosten im Einkauf. Gleichzeitig planen viele Ostschweizer Firmen auch ihre Verkaufspreise anzuheben. Allerdings können nicht alle Unternehmen die steigenden Einkaufs- und Transportpreise an die Endkunden weitergeben, was deren Gewinnmargen belasten wird.
Zinsen bleiben tief
Das Zinsumfeld in der Schweiz unterstützt auf absehbare Zeit die konjunkturelle Entwicklung und bleibt tief. Trotz der weltweiten konjunkturellen Wiederbelebung hat sich die Aufwärtsdynamik bei den längerfristigen Zinsen abgeschwächt. Die US-Notenbank wird im nächsten Jahr die erste der grossen Zentralbanken sein, die voraussichtlich ihre expansive Geldpolitik einschränkt. Die Situation erinnert an das Jahr 2013, als das Fed die Reduktion der Anleihenkäufe als erste auf die Agenda brachte. Damals hielten sowohl die Europäische (EZB) wie auch die Schweizerische Zentralbank (SNB) an ihren expansiven geldpolitischen Kursen fest. Sofern die Konjunktur im Euroraum weiter an Breite gewinnt, dürfte die EZB diesmal jedoch der US-Notenbank folgen. Erst dann wird auch für die SNB eine weniger expansive Geldpolitik zum Thema werden.
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Franken neigt zur Stärke
Keine Überraschungen gibt es aktuell in der Schweizer Währungspolitik. Die SNB bestätigte einmal mehr, weiterhin bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. Letztmals tat sie das verstärkt im ersten Halbjahr 2020. Dabei werde die Nationalbank die ganze Währungssituation berücksichtigen. Die SNB wird voraussichtlich eine sanfte Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro zulassen.
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Ölpreis stabilisiert sich auf hohem Niveau
Die positive konjunkturelle Entwicklung zeigte sich insbesondere auch am Energiemarkt. Der Preis für ein Fass Öl der US-Sorte WTI hat sich seit dem letzten Oktober fast verdoppelt. Die Lage präsentiert sich damit komplett anders als noch im Frühjahr 2020, als die weltweiten Lockdown-Massnahmen zu einem beispiellosen Einbruch der Ölnachfrage führten und sich die Erdöllager ebenso rasch füllten. Der WTI-Preis hat sich schneller als von vielen erwartet vom letztjährigen Einbruch erholt und erreichte im Juli mit 75 US-Dollar pro Fass den höchsten Stand seit 2018. Wir erwarten jedoch nicht, dass der Ölpreis weiter Richtung 100 US-Dollar pro Fass zusteuert. Die Opec und ihre Partner sind zu stark auf die Öleinnahmen angewiesen. Sie verfügen bei Bedarf über ausreichend freie Lieferkapazitäten, um auf grosse Preisanstiege zu reagieren.
Herausgegriffen: Warum sind die US-Zinsen im aktuellen Umfeld so massgebend?
Um das Zinsgefüge im eigenen Land zu beurteilen, schauen praktisch sämtliche Ökonomen zuerst in die USA. Dafür sind vor allem zwei Gründe verantwortlich: Zum einen ist die US-Wirtschaft mit ihrer hohen Konsumlaune ein zentraler Motor der Weltwirtschaft. Die meisten Wirtschaftsregionen wie Europa oder Asien exportieren ihre Güter in erster Linie in die USA. Entsprechend sind die USA den meisten Ländern im Konjunkturzyklus voraus und ihre Zentralbank wird auch als erste agieren, um eine Überhitzung zu verhindern.
Zum anderen wird der US-Dollar in vielen Ländern als Transaktions- und Reservewährung genutzt. Entsprechend können viele Länder ihre eigene Wirtschaft nicht beliebig über die Zinsen steuern, ohne grössere Wertschwankungen ihrer Währung gegenüber dem US-Dollar zu verursachen. Denn heben sie beispielsweise ihr Zinsniveau zu stark über dasjenige des US-Dollars, verschieben sich die Gelder in ihre Währung, da die Investoren attraktivere Zinskonditionen als im US-Dollar erhalten. Dadurch wertet sich die Währung auf. Dies wäre für die exportorientierten Unternehmen des Landes verheerend, insbesondere wenn die Währungsaufwertung schockartig zu Stande kommt.