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Innovation gegen Produktfälschungen

Das Goldacher Unternehmen collectID gewinnt den diesjährigen Startfeld Diamant, den Preis der St.Galler Kantonalbank für Jungunternehmen.

collectID verknüpft Mikrochips mit einer Blockchain-Lösung, um Produktfälschungen zu verhindern. Nationale und internationale Sportclubs nutzen die Lösung bereits, um ihre Fan-Trikots eindeutig zu authentifizieren. So auch der FC St.Gallen 1879 für seine Sondertrikots.

Portrait von Christian Schmid, CEO der St.Galler Kantonalbank

«Der Echtheitsnachweis von Produkten in Verbindung mit einer digitalen Blockchain-Lösung ist ein bestechendes Geschäftsmodell. Das Team hat damit ein Produkt geschaffen, das grosses internationales Potential hat.»

Christian Schmid
Jurypräsident Startfeld Diamant und CEO der SGKB

Dieses Potential scheinen zahlreiche Persönlichkeiten ebenfalls in collectID zu sehen, wie der aussergewöhnlich zusammengesetzte Verwaltungsrat und ein breit abgestütztes Advisory Board zeigen, in dem zum Beispiel Beni Huggel und Jürg Stuker ihre Kompetenzen einbringen.

Wir haben David Geisser, Gründer und CEO von collectID, getroffen und uns mit ihm über das innovative Geschäftsmodell unterhalten. Der Unternehmer ist aktuell viel unterwegs, um sein Netzwerk zu vergrössern, mit Investoren zu reden und neue Projekte an Land zu ziehen – um so mehr hat es uns gefreut, dass sich Geisser die Zeit für uns nehmen konnte. Begegnet ist uns ein aufgeweckter und humorvoller Gesprächspartner, der in seinem trendigen und unaufgeregten Casual-Look gut in das Bild des Start-up-Unternehmers passt. Zu Beginn des Treffens zückt er zuerst einmal sein Handy – aber nicht etwa zum Telefonieren, sondern um den Akku aufzuladen.

David Geisser, collectID ist ihr erstes Start-up, wie sind Sie auf diese Geschäftsidee gekommen?

Angefangen hat es damit, dass ich vor einiger Zeit Sneakers in einem Hong Konger Webshop entdeckt hatte und diese dann auch kaufte. Als die Lieferung dann bei mir ankam, war ich enttäuscht: Die Schuhe sahen gar nicht so aus wie auf den Fotos. Es handelte sich um eine Fälschung. Mein Geld war weg und es war nichts mehr zu machen. Dies hat mir die Augen geöffnet, dass wir als Konsumenten machtlos und den skrupellosen Fälschern ausgeliefert sind.

Wie ist es dann weitergegangen nach diesem enttäuschenden Online-Kauf?

Zu jener Zeit interessierte ich mich bereits für Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie. Es entstand die Idee, mit dieser Technologie im Hintergrund die Echtheit von Produkten zu gewährleisten, insbesondere in Situationen, wo man eben keinen persönlichen Kontakt hat – wie also bei einem Online-Shop. Das ist aber nur die eine Seite. Wir merkten schnell, dass unser Produkt mehr können muss, so dass wir es weiterentwickelt haben.

Wie funktioniert collectID genau?

collectID kombiniert die Blockchain- und NFC-Technologie und bietet ein sicheres System zur Produktauthentifizierung. Jedes Produkt wird mit einem dynamisch verschlüsselten NFC-Chip (Near Field Communication) ausgestattet, welcher eine individuelle ID besitzt, die unveränderbar auf der Blockchain als NFT (Non-Fungible Token) gespeichert wird. Der NFT des Produktes fungiert als digitaler Zwilling, welcher nicht nur die Authentizität des Produktes sicherstellt, sondern auch revolutionäre Möglichkeiten in der digitalen Welt bietet.

Was verstehen Sie unter «revolutionären Möglichkeiten in der digitalen Welt»?

Durch die Verbindung von physischen Produkten mit der digitalen Welt stellt collectID nicht nur sicher, dass Produkte authentisch sind, sondern generiert wertvolle Daten und öffnet die Tür zum Metaverse. Dort wird es zukünftig möglich sein, Produkte in virtuellen Meetings, auf virtuellen Events oder in Videospielen zu verwenden. Durch diese digitale Nutzung physischer Produkte können die Partner-Unternehmen von collectID neue digitale Geschäftsmodelle und Einkommensquellen erschliessen.

Damit wissen Unternehmen genau, wem welches Produkt gehört?

Ja genau. Die Unternehmen erhalten Zugriff auf die sehr wertvollen Endkundendaten, was es mit Hilfe von Analysetools ermöglicht, personifizierte Angebote bereit zu stellen. collectID eröffnet mit seiner innovativen Technologielösung somit neue Kommunikations- und Verkaufskanäle, welche zuvor unerreichbar waren. Auf der anderen Seite können Konsumenten ihre Produkte in ihrer persönlichen, digitalen Kollektion speichern und mit Freunden teilen. Durch die direkte Kommunikation mit den Brands und Herstellern können sie ausserdem weitere einzigartige Vorteile geniessen. Die digitale Version ihres physischen Produktes eröffnet eine Vielzahl neuer Möglichkeiten.

Videoportrait collectID

Ist collectID auch etwas für KMU oder nur für Grossunternehmen?

Natürlich können auch KMU davon profitieren. Ein Projekt haben wir zum Beispiel mit dem FC St.Gallen 1879 realisiert. Oder mit Rubirosa, einem kleinen Label für Schuhe aus Gossau. Es ist interessant für KMU, wenn sie Daten über die Endnutzer erhalten. Sie können neue Erlösmodelle entwickeln und in der Regel können sie auch die Marge von einzelnen Produkten erhöhen, die mit CollectID ausgerüstet werden.

Worum ging es bei eurem Projekt mit dem FC St.Gallen 1879?

Der FC St.Gallen 1879 ist der erste Fussballclub der Welt, der ein Trikot lanciert hat, das mit der Blockchain verknüpft ist. Das sogenannte «Legenden-Trikot» mit Marc «Zelli» Zellweger verfügt über einen integrierten NFC-Chip, der mit einem digitalen Zwilling des Trikots auf der Blockchain verbunden ist. Dadurch wird jedes Legenden-Trikot zum digitalen Einzelstück und ist zudem sicher vor Fälschungen geschützt. Fans erhalten nicht nur das physische Legenden-Trikot, sondern auch eine einzigartige digitale Version auf ihr Smartphone. Dazu können die Fans den NFC-Chip mit der collectID App auf ihrem Smartphone scannen. Nach dem Scannen kann das digitale Trikot in der persönlichen Kollektion gespeichert werden. Sobald es in der persönlichen Kollektion gespeichert ist, werden weitere spannende Inhalte für den Besitzer freigeschaltet wie etwa exklusive Videos.

Aktuell hört man in verschiedenen Branchen und vor allem auch im Tech-Bereich von Lieferschwierigkeiten. Wie sieht das bei collectID aus?

Wir benötigen zum Beispiel NFC-Chips. Dafür haben wir jedoch ein gut bestücktes Lager. Erst bei einem Auftrag von über 50'000 Stück müssten wir bei unseren Lieferanten nachbestellen. Die Lieferkettenbewirtschaftung ist tatsächlich eine Herausforderung. Wir haben jedoch sehr gute Beziehungen zu verschiedenen Partnern aufgebaut.

Welchen strategischen Fokus verfolgt ihr mit collectID?

In nächster Zeit geht es vor allem um Wachstum und Skalierung – und zwar quantitativ aber auch qualitativ. Daran führt kein Weg vorbei. Das wiederum führt dazu, dass unser Team ausgebaut werden muss. Es geht darum, die richtigen Leute zu finden und bestmöglich ins Unternehmen zu integrieren. Unser Hauptsitz ist in Goldach und wird auch dortbleiben. Wir sind in der Ostschweiz verwurzelt, das ist uns wichtig. Wir haben aber auch ein Büro in Zürich und demnächst in den USA.

Der Hauptsitz von collectID ist in Goldach, ganz nahe am See. Eine Mitarbeiterin, die auf eurer Website aufgeführt ist, nennt sich Klusia und hat die Funktion «Chief Cuteness Officer».

So ist es. Klusia ist die Hündin unseres Chief Product Officer. Sie ist regelmässig im Büro anzutreffen und total verrückt nach Bällen. Uns ist es wichtig, dass sich die Mitarbeitenden wohl fühlen, wie zu Hause. Übrigens: Klusia ist nicht mit einer collectID gechippt.


David Geisser, Gründer und CEO collectID

David Gasser, CEO von CollectID, auf einem Sofa neben Collectibles wie Trikots, Taschen und Turnschuhen

David Geisser, Gründer und CEO des Unternehmens, hat breite Erfahrungen im Führen von interdisziplinären Teams und der Produktentwicklung. Er hat einen Masterabschluss in Business Innovation von der Universität St.Gallen sowie der Stanford University (2016).

Mehr über collectID:
www.collectid.io