Verhaltene Zuversicht in der Ostschweizer Industrie
Für die exportorientierte Industrie bleibt das Umfeld herausfordernd – aber der Talboden ist wohl erreicht. Der Binnenmarkt ist robust, trotz wetterbedingter Konsumflaute im Frühjahr. Zinssenkungen und Arbeitsplatzsicherheit stützen die Wirtschaft im zweiten Halbjahr.
In der Industrie mehren sich die positiven Vorzeichen. So erwarten die Unternehmen einen Anstieg der Exporte und planen, ihre Produktion zu steigern. Für eine starke Erholung in der exportorientierten Industrie fehlen nachfrageseitig aber die Impulse aus dem Ausland. Die deutsche Wirtschaft und insbesondere die deutsche Industrie steckt weiterhin in der Krise. Gleichzeitig kühlt sich die US-Wirtschaft allmählich ab und die chinesische Wirtschaft kommt trotz Unterstützungsmassnahmen nicht in Schwung. Vor diesem Hintergrund bleibt das Umfeld für die exportorientierte Industrie herausfordernd. Auch die angespannte geopolitische Lage darf nicht ausser Acht gelassen werden. Denn in Phasen geopolitischer Unsicherheit neigt der Schweizer Franken zu Stärke und belastet damit die Wettbewerbsfähigkeit der Ostschweizer Unternehmen im Ausland.
Regnerisches Frühjahr trübt die Konsumfreude
Während sich in der Industrie die Bodenbildung abzeichnet, erreicht die Abkühlung punktuell auch den bisher robusten Binnenmarkt. Das nassgraue Wetter im Juni und Juli dämpfte die Konsumfreude der Konsumentinnen und Konsumenten. Folglich berichtet der Detailhandel von weniger Laufkundschaft und tieferen Umsätzen etwa in den Bereichen Bier, Glacé und Grillfleisch. Auch das Gastgewerbe litt unter dem schlechten Wetter. Rund zwei Drittel der befragten Unternehmen des Gastgewerbes vermelden einen Rückgang der Nachfrage. Das Baugewerbe spürte das nasse Wetter zwar ebenfalls, allerdings belastete es hier nicht die Nachfrage, sondern war ein Hemmnis für die Bauarbeiten. Die Geschäftslage im Ostschweizer Baugewerbe zeigt sich auf hohem Niveau stabil. Insgesamt präsentiert sich der Binnenmarkt trotz punktueller Eintrübung robust.
Konjunkturelle Impulse für das zweite Halbjahr fehlen
Die befragten Industrieunternehmen erwarten zwar eine Verbesserung der Geschäftslage im zweiten Halbjahr, wie nachhaltig dieser Optimismus ist, muss sich vor dem Hintergrund des schwierigen internationalen Umfelds erst noch zeigen. Der Detailhandel erwartet nach dem kurzen Dämpfer wieder eine Verbesserung. Gestützt werden dürfte der Konsum von der hohen Arbeitsplatzsicherheit. Auch das Baugewebe profitiert davon. Zusätzlich wirken hier die Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank positiv auf die Nachfrage. Daher erwartet das Baugewerbe eine auf gutem Niveau stabile Geschäftslage. Dahingegen zeigt sich das Gastgewerbe weniger optimistisch. Es rechnet damit, dass sich die Nachfrage weiterhin schleppend entwickelt. Insgesamt dürfte sich der Binnenmarkt weiterhin als Stütze für die hiesige Wirtschaft erweisen. Die Differenz zwischen dem robusten Dienstleistungssektor und der Industrie wird sich aber verringern.
Herausgegriffen:
Was bedeuten die US-Wahlen für die Wirtschaft?
Während von einer zweiten Präsidentschaft von Donald Trump tendenziell traditionelle Branchen wie der Öl- und Gassektor, die Finanzbranche und das Baugewerbe profitieren werden, werden Branchen, welche auf den globalen Güterverkehr und den Import Gütern aus China angewiesen sind, aufgrund seiner Forderung nach höheren Zöllen zu den Verlierern gehören.
Die demokratische Präsidentschaftsanwärterin Kamala Harris würde als Präsidentin dahingegen eher die Green Economy unterstützen und Investitionen in Infrastruktur fördern. Die Öl- und Gasbranche dürfte unter Harris unter Druck geraten. Ob die Versprechen im Wahlkampf dann auch umgesetzt werden können, hängt in erster Linie von den Mehrheitsverhältnissen im Kongress ab. Sicher ist einzig, dass die Gangart gegenüber China hart bleiben wird. Sowohl Harris als auch Trump werden den Handelskrieg mit China fortsetzen.