Blind nach ganz oben
Andy Holzer ist von Geburt an blind. So wie seine Schwester. Seine Beeinträchtigung hat ihn nie davon abgehalten, seinen Träumen zu folgen. Mit Erfolg: Er ist einer von weltweit zwei blinden Profi-Bergsteigern und hat die höchsten Gipfel der Erde bestiegen. Kürzlich referierte er an der KMU-Profil-Veranstaltung der St.Galler Kantonalbank in Buchs.
Nicht sehen zu können ist für Andy Holzer normal und war nie anders. Von klein auf lernte er, im Alltag zurechtzukommen. Auch verstand er schon früh, dass die Frage ob Vor- oder Nachteil je nach Situation anders beantwortet werden muss. Fussball spielen konnte er zum Beispiel nicht. Wenn es aber darum ging, nach Anbruch der Dunkelheit den ins Abseits geschossenen Ball zu finden, war er derjenige, den seine Freunde um Hilfe baten und der den Ball am schnellsten fand. Im Dunkeln war er seinen vom Tageslicht abhängigen Freunden gegenüber im Vorteil.
Sondersetting? Nicht für ihn
Das kleine Ost-Tiroler Dorf am Fuss der Dolomiten, in dem die Familie lebte und die beiden Kinder aufwuchsen, war alles andere als behindertengerecht. Es gab viele Wege mit Schlaglöchern und Stolpersteinen, an denen sich die Geschwister blaue Flecken einhandelten. Im Alter von fünf Jahren wünschte sich Andy Holzer Skier zu Weihnachten – und er bekam sie. Auf den Brettern fühlte er sich wohl, denn sie glichen kleine Bodenunebenheiten aus, die ihm beim Laufen manchmal das Leben schwermachten. Mit sechs Jahren erreichte er, dass er statt in einem Blindenheim im fernen Wien in seinem Dorf eingeschult wurde. Schon bald nahm ihn sein Vater auch mit zum Klettern. Die Felsen, die Andy Holzer mit den Händen dabei ertastete, vermittelten ihm ein Bild von seiner Umgebung, gaben ihm Sicherheit und Halt. Das, was ihm im aufrechten Gang fehlte.
Bis aufs Dach der Welt
Nach der Schul- und Lehrzeit arbeitete Andy Holzer als Heilmasseur in einem Krankenhaus. Seine Freizeit verbrachte er kletternd in den Bergen. Damit fiel er auf, und sein Ruf hallte bis nach Amerika. Die Organisation «No Barriers» lud Andy Holzer 2005 zum Jahresevent in die italienischen Dolomiten ein. Für einen Filmdreh kletterte er in einer Dreier-Seilschaft senkrecht die Felswand hoch bis zum Gipfel – verbunden mit einem ebenfalls blinden Bergsteiger und einem anderen Kletterer mit Beinprothesen. Von da an setzte Andy Holzer auch beruflich auf das Bergsteigen. Im Jahr 2017 erreichte er schliesslich den Gipfel des Mount Everest und hatte damit die «Seven Summits» komplett – die Besteigung der jeweils höchsten Berge der sieben Kontinente. Andy Holzer ist keiner, der mit seinen Leistungen hinter dem Berg hält. Seine Erlebnisse und seine Erfahrungen verarbeitet er in Büchern und Referaten. Seine Lebensphilosophie soll andere Menschen inspirieren, sie dazu ermutigen, in ihre Stärken zu vertrauen und persönliche Herausforderungen anzugehen statt ihnen auszuweichen. Oder anders formuliert: ihren ganz persönlichen Mount Everest zu bezwingen und damit die eigenen (vermeintlichen) Grenzen zu sprengen.
5 Take-aways von Andy Holzer
Mit einer «dynamischen Führung», in der alle Teammitglieder Verantwortung für ihre jeweiligen Bereiche übernehmen, und in einer «gepflegten Abhängigkeit», die von Vertrauen geprägt ist, holst du das beste aus deinem Team und deinen Geschäftskontakten.
Lasse dich nicht von theoretischen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen entmutigen und verfolge deine Ziele. Denn auf dem Weg dorthin ergeben sich oft ungeahnte Möglichkeiten.
Wenn dir jemand sagt, du wirst deine Wünsche niemals realisieren, denke daran: Er zeigt dir damit seine eigenen Grenzen auf, nicht deine.
Wissen und rationaler Verstand sind wichtig. Doch damit alleine schafft man es nicht auf den Gipfel (des Erfolges). Erst in Kombination mit emotionaler Intelligenz, mit Bauchgefühl, Motivation und Leidenschaft, entwickelt sich die Kraft für eine aussergewöhnliche Leistung.
Suchst du nach einer zündenden Idee, um ein Unternehmen auf dem Markt zu positionieren? Oder für ein unvergessliches Erlebnis? Nimm dir dafür ein Beispiel an der Leichtigkeit und Unbeschwertheit eines kleinen Kindes. Was würde dein sechsjähriges Ich wohl vorschlagen?