Frontify weiter auf der Erfolgsspur
Der Startup-Preis für Ideen und Konzepte mit hohem Entwicklungspotenzial wird von der St.Galler Kantonalbank gestiftet und jährlich an ein Ostschweizer Jungunternehmen vergeben. Vor 5 Jahren hat das St.Galler Internet-Unternehmen Frontify den Preis gewonnen. Wir wollten von Frontify-CEO und Gründer Roger Dudler wissen, wie er die Start-up-Phase erlebt hatte und wie sich sein Unternehmen seither entwickelt hat.
Was waren die Herausforderungen während der ersten Jahre als Start-up-Unternehmer?
Roger Dudler: Zuerst war ich noch alleine, hatte kein eigenes Büro und verbrachte viel Zeit im Zug oder bei Starbucks. Damit ich gut arbeiten kann, brauche ich Lärm um mich herum. Die Anfangsphase war vor allem mental herausfordernd, da man immer wieder die Bestätigung suchen muss, was richtig ist und was nicht funktioniert.
Wie ist Frontify entstanden?
Ich habe bei meinem früheren Arbeitgeber Namics in den verschiedenen Projekten immer wieder das Bedürfnis für eine Austauschplattform zwischen den kreativen Teams und den anderen Projektpartnern gesehen. In der Freizeit habe ich dann begonnen, eine solche Plattform zu entwickeln und entschied mich schliesslich, mich voll und ganz diesem Thema zu widmen. Es dauerte rund drei Jahre, bis sich der Erfolg einstellte und wir richtig durchstarten konnten.
Was macht Frontify genau?
Frontify bietet eine Online-Plattform für das Marken-Management. Die Kernidee ist, dass klassische Corporate Design-Vorgaben nicht mehr als statisches PDF, sondern in einer Online Version auf der Frontify-Plattform erstellt und gepflegt werden. Zahlreiche nationale und internationale Kunden wie Telefonica, Lufthansa, TUI, Zumtobel, Swisscom, Helsana, SRF, oder Sennheiser sind von Frontify überzeugt und haben ihre Markenrichtlinien mit Frontify dokumentiert.
Was war für Sie besonders wichtig in der Start-up-Phase?
Es ging vor allem um das «fitting», also das richtige Produkt für den Markt, bzw. die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden, zu entwickeln. Und darum, wichtige Entscheider von dieser Idee zu überzeugen. Das heisst: Viel Klinkenputzen und tausende von Malen die gleiche Geschichte zu erzählen. Es ging auch darum, einerseits Vertrauen bei den Investoren zu schaffen, aber natürlich auch bei den Mitarbeitenden – denn wir brauchten sehr schnell sehr viele neue Mitarbeitende.
Wie wichtig war für Frontify der Startfeld Diamant?
Ich muss sagen, ich bin kein Fan von Awards. Es ging mir nie darum, irgendeinen Award zu gewinnen, mein Fokus war immer der Business-Erfolg. Doch beim Startfeld Diamant haben wir ganz bewusst mitgemacht, weil der Preis klar in der Region verankert ist. Für uns war der Startfeld Diamant emotional eine wichtige Anerkennung, die auch unsere Verbundenheit mit St.Gallen zeigen soll.
Wie haben Sie vom Startfeld Diamant profitiert?
Wir haben in der Öffentlichkeit an Bekanntheit gewonnen. Die Anerkennung durch die renommierte Trägerschaft des Startfeld Diamant mit der St.Galler Kantonalbank hat uns in der Marktbearbeitung sicher weitergebracht. Die mediale Präsenz hat uns sicher auch bei der Rekrutierung neuer Mitarbeitenden geholfen.
Wie hat sich Frontify seither entwickelt und wo steht ihr heute?
Frontify hat mehrere Finanzierungsrunden hinter sich und ist seither schnell gewachsen. Waren es im Januar noch 150 Mitarbeitende, sind es heute bereits 230. Gerade eben haben wir von Investoren weitere 50 Millionen Dollar erhalten, um unser Business weiter auszubauen – und dies auf globaler Ebene. Ich möchte damit auch zeigen, dass eine solche Erfolgsgeschichte von hier in St.Gallen aus möglich ist. Der Standort St.Gallen ist mir sehr wichtig. Hier sind meine Freunde, meine Familie, hier sind meine Wurzeln.
Neben St.Gallen hat Frontify aber auch einen Sitz in den USA. Wie wichtig ist dieser Markt für Sie?
Unser Büro in New York wurde ebenfalls vergrössert. Unser Umsatz in den USA ist unterdessen etwa gleich hoch wie auf dem Schweizer Markt – dieser Markt hat für uns also noch grosses Potenzial.
Welche drei Tipps möchtest du einem Start-up-Unternehmer ans Herz legen?
Erstens: Bleibe immer du selbst. Zweitens: Passion – ein Entrepreneur braucht dieses gewisse Leuchten in den Augen, die Leidenschaft, für etwas zu brennen. Drittens: Geduld – ja, es braucht manchmal viel Geduld, bis man die richtigen Leute trifft, bis das Produkt marktreif ist, bis die richtige Kundschaft kommt.
Vielen Dank für das Gespräch!