Energieknappheit und Ressourcenmangel – wo stehen Ostschweizer KMU?
Das Konjunkturforum «Zukunft Ostschweiz» der IHK St.Gallen-Appenzell und der St.Galler Kantonalbank hat auch dieses Jahr rund 1000 Unternehmerinnen und Unternehmer aus der ganzen Ostschweiz in die Olma-Hallen gelockt. Neben den Konjunkturprognosen stand dieses Jahr das Thema Energieknappheit und Ressourcenmangel im Vordergrund.
Im ersten Teil des Konjunkturforums warfen die Organisatoren einen Blick auf die konjunkturelle Lage der Ostschweizer Wirtschaft. Rückläufige Auslandsaufträge, hohe Lagerbestände, ein starker Schweizer Franken und trotzdem ein ausgetrockneter Arbeitsmarkt: Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm zeigte, wie vor allem Deutschland aktuell in einer Rezession steckt und warum die Industrie auch bei uns in der Schweiz schwächelt.
Stromausfall in der Olma-Halle?
Für den zweiten Teil der Veranstaltung nahm IHK-Direktor Markus Bänziger symbolisch die Stalllaterne seines Grossvaters in die Hand. Kurzzeitig wurde es dunkel in der Halle, ein dramaturgisch geschickt inszenierter Stromausfall. Bänziger leitete das Thema Energieknappheit mit weiteren Requisiten auf der Bühne ein – Solarpanels, Holzscheiterhaufen, Ölfässer. Er wies darauf hin, dass die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden soll. Viele Ostschweizer Unternehmen würden sich bereits operative und strategische Ziele setzen, um effizienter mit ihren Ressourcen und Energiequellen umzugehen.
Auf dem Podium standen drei Persönlichkeiten aus einem Ostschweizer KMU Red und Antwort und präsentierten ihr Engagement im Bereich Nachhaltigkeit: René Wagner von der ALUWAG AG, Martin Osterwalder von der Osterwalder Gruppe und Nadia Sieber von der Sigmund Sieber AG. Einig waren sich die drei Podiumsgäste über die aktuelle wirtschaftliche Abkühlung und die gestiegenen Preise, die allen zu schaffen machen sowie über den Fachkräftemangel. Bei der Frage, ob der Strom- bzw. Energiemarkt im vergangenen Sommer versagt habe, konnten sich die drei jedoch nicht einigen. Während Nadia Sieger und René Wagner von einem Marktversagen sprachen, war für Martin Osterwalder der Markt immer in Ordnung und spiegelte lediglich das verknappte Angebot, was zu einem höheren Preis führte.
Nachhaltig engagierte KMU in der Ostschweiz
IHK-Direktor Markus Bänziger führte aus, dass die Schweiz rund 70% des inländischen Energieverbrauchs heute mit ausländischen Energieträgern abdecken muss. Das sind vor allem fossile Brennstoffe und Kernbrennelemente, aber auch europäischer Strom im Winter. Entsprechend anfällig sei unsere Energieversorgung für geopolitische Verwerfungen. Dies schaffe risikoreiche Abhängigkeiten.
IHK-Chefökonom Jan Riss präsentierte einige Resultate aus der IHK-Mitgliederbefragung, an der rund 200 Unternehmen teilgenommen hatten. Eine wichtige Erkenntnis daraus: Rund 85% der befragten Unternehmen setzen Massnahmen zur Energie- und Ressourceneffizienz über ihre operative Geschäftsplanung um. Ähnlich gross ist der Anteil der Unternehmen, die Energie- und Ressourceneffizienz in ihrer Strategie verankert haben.
Wasserstoffstrategie für die Schweiz
Für IHK-Direktor Markus Bänziger ist klar: «Ein fossilfreies Energiesystem kann nicht allein auf elektrischer Energie basieren. Es bedarf zusätzlicher Energieträger, welche in der Lage sind, die Nachteile der erneuerbaren Energien auszugleichen. Dabei dürfte dem Wasserstoff als Rohstoff und Energieträger der Zukunft eine wichtige Rolle zukommen.»
Während einzelne Ostschweizer Projekte und Forschungsinitiativen Pionierleistungen bezüglich Wasserstoff erbringen, fehlt bislang eine strategische Gesamtsicht auf die dereinst notwendige Infrastruktur: Mittelfristig dürfte deshalb nebst der direkten Produktion aus Überschussenergie auch der Import eine bedeutende Rolle spielen. Zu den zwei zentralen Forderungen der IHK gehören daher:
- Etablierung eines Wasserstoffnetzwerks in der Bodenseeregion
- Adäquate Berücksichtigung der Ostschweiz in der nationalen Wasserstoffstrategie
Die Forderungen sind Teil eines Massnahmenkatalogs, welchen die IHK in ihrer aktuellen Schriftenreihe «Zwischen Versorgungssicherheit und Klimaneutralität: Ein Weg in die Zukunft» präsentiert. Ziel der Forderungen ist die Sicherstellung der Rahmenbedingungen, damit die Dekarbonisierung der Wirtschaft gelingen kann.
Regierungsrätin Susanne Hartmann erhält Laterne
Am Schluss kam Grossvater Bänzigers Laterne noch einmal zum Zug: Im Gespräch mit Regierungsrätin Susanne Hartmann wies er auf die Inschrift «Helvetia» hin und überreichte der Regierungsrätin die Laterne mit den Worten, dass sie für den Kanton St.Gallen die Helvetia sei, die dafür sorgt, dass hier das Licht nicht ausgehe.
Weitere Infos zu Zukunft-Ostschweiz sowie der Download der IHK-Schriftenreihe finden Sie unter diesem Link: