Ostschweizer Industrie mit verhaltener Zuversicht
In der Ostschweizer Industrie scheint der Abwärtstrend gestoppt. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt zwar herausfordernd, die Bestellungen dürften aber wieder leicht anziehen. Im Detailhandel und im Gastgewerbe trübte das graue Juni- und Juli-Wetter den Geschäftsgang. Insgesamt zeigt sich die Stimmung in der Ostschweizer Wirtschaft leicht aufgehellt.
Steigende Bestellungen und Exporte: Die Ostschweizer Industrieunternehmen zeigen sich für den Herbst wieder etwas zuversichtlicher. Sie planen deshalb, ihren Vorprodukteeinkauf sowie die Produktion zu steigern. Diese Einschätzung ist breit abgestützt. Nachdem die zyklische Elektronik- und Optikbranche bereits im Frühjahr einen gewissen Optimismus vermeldete, erwarten nun auch die Unternehmen aus der Metall- und Maschinenindustrie wieder mehr Auftragseingänge. In der Folge rechnen die Ostschweizer Industrieunternehmen erstmals seit Anfang 2022 mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage.
Wirtschaftliches Umfeld bleibt herausfordernd
Es sind dies willkommene positive Signale. Denn der Auftragsbestand wird von den Ostschweizer Industrieunternehmen weiterhin als deutlich zu tief eingeschätzt. Zwei Drittel der Unternehmen berichten von einer ungenügenden Nachfrage. Die Auslastung der Produktionskapazitäten ist auf ein Dreijahrestief zurückgegangen und unterschreitet mittlerweile das Vor-Corona-Niveau. Der Abwärtstrend in der Industrie scheint nun zwar gestoppt. Eine spürbare Erholung dürfte aber weiter auf sich warten lassen. Hierfür fehlen positive Nachfrageimpulse aus dem relevanten Ausland. In der deutschen Industrie verschlechterten sich zuletzt die Geschäftslage und -erwartungen wieder, in den USA verdichten sich nach längerer Boom-Phase die Zeichen einer Abkühlung.
Binnenmarkt stützt, Regenwetter belastete Geschäftsgang
Der Binnenmarkt wirkt trotz punktueller Verschlechterungen weiterhin stützend. So ist im Baugewerbe die Lage gut, wenn auch nicht mehr so günstig wie in den letzten Quartalen. Nachfrageseitige Hemmnisse drücken auf die Stimmung im Hoch- und Tiefbau: Neuerdings berichten mehr Unternehmen aus dem Bauhauptgewerbe von einer ungenügenden Nachfrage als vom Arbeitskräftemangel. Auch die Auftragsreichweite ist leicht zurückgegangen, bleibt aber hoch. Stützend wirkten demgegenüber die Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank, die insbesondere auf psychologischer Ebene eine positive Wirkung entfaltet haben dürften. Für die kommenden Monate erwartet die Baubranche eine stabile Entwicklung von Geschäftslage, Bautätigkeit und Nachfrage.
Im Detailhandel und im Gastgewerbe dürften die Unternehmen das derzeitige sonnige Sommerwetter mit Freude zur Kenntnis nehmen. Dies, nachdem sich die Stimmung zuletzt wortwörtlich eingetrübt hatte, weil das graunasse Frühsommer den Geschäftsgang belastete. So vermeldete der Detailhandel ausbleibende Laufkundschaft, Einbussen im Fashionbereich sowie schleppende Absätze bei Glacé und Bier – trotz Fussball-Europameisterschaft. Betroffen ist auch das Gastgewerbe: Zwei Drittel der Ostschweizer Gastronomie- und Hotelleriebetriebe berichteten zuletzt von einer sinkenden Nachfrage. In den Kantonen St.Gallen, Thurgau und in den beiden Appenzell sanken im wichtigen Monat Juni die Logiernächte um 6,5% gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere die Schweizer Gäste kamen weniger zahlreich.
Aufgehellte Stimmung, aber Währungsentwicklung und geopolitische Lage als Negativrisiken
Über alle Branchen betrachtet entwickelte sich die Ostschweizer Wirtschaft zuletzt stabil. Der Geschäftslageindikator ist mit 10 Punkten knapp im positiven Bereich. Das Stimmungsbarometer zeigt wieder nach oben – dank gestiegener Zuversicht bei den Unternehmen und verbesserter Konsumentenstimmung. Die Zweiteilung zwischen dem robusten binnenmarktorientierten Dienstleistungssektor und dem eher schleppenden exportorientierten Gewerbe dürfte ihre Fortführung finden, aber weniger markant ausfallen.
Die exportorientierte Industrie beobachtet die weitere Währungsentwicklung genau. Zwar hat der Schweizer Franken die sprunghafte Aufwertung von Anfang August weitgehend korrigiert. Doch die Nervosität an den Aktienmärkten dürfte erhöht bleiben. Der Franken als ‹sicherer Hafen› wird entsprechend weiterhin gefragt sein und so zur Stärke neigen. Überdies erweist sich die geopolitische Lage wieder zunehmend als Negativrisiko. Eine Eskalation des Konflikts zwischen Israel, dem Libanon und Iran hätte auch für die Ostschweizer Wirtschaft weitreichende Konsequenzen.
Geschäftslage in den Ostschweizer Branchen
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